Modesty Blaise 10: Der Xanadu-Talisman
wesentlich bessere Idee, als El Mico umzubringen.«
Pennyfeather hielt inne, dachte einen Augenblick nach und fügte hinzu: »Das ist eigentlich alles, Modesty. Ich glaube einfach, dass du Unrecht hast, aber das ist kein Grund, sich so aufzuregen.«
Sie holte tief Atem, aber ihr Gesicht war unbewegt, als sie mit ruhiger Stimme fragte: »Aufgeregt? Wer ist hier aufgeregt?«
»Du. Dein
musculus glutaeus
sagt es mir.«
»Was für ein Muskel?«
»Der
glutaeus
. So nennen wir Ärzte den Gesäßmuskel. Deine sind ganz verspannt, wenn du dich ärgerst.
Ich kann es deutlich sehen, wenn du auf und ab gehst. Abwechselnd spannt sich jede Hälfte an. Frag Willie.«
»O mein Gott«, stöhnte Willie und starrte geradeaus, bemüht, einen Lachkrampf zu unterdrücken. Modesty lehnte sich an Pennyfeather. »Willst du behaupten, dass mein Popo
hängt
, wenn ich nicht böse bin?«
Pennyfeather schmunzelte nachsichtig. »Natürlich nicht, Liebling. Er ist verdammt hübsch. Aber wenn du ärgerlich bist, spannt er sich an, wie eben jetzt. Ehrlich.
Willie, du bist am nächsten. Gib ihm einen kleinen Stoß, und du wirst merken, wovon ich spreche.«
Willie Garvin brachte mühsam etwas Ablehnendes hervor. Modesty drehte sich abrupt zu ihm. »Und du, Willie Garvin, amüsierst dich köstlich über diesen Popo-beobachtenden Doktor, nicht wahr?«
Mit zusammengepressten Lippen, die den Eindruck vermitteln sollten ein Lächeln zu unterdrücken, schüttelte Willie stumm den Kopf. Er hatte das Gefühl, wie die Puppe eines Bauchredners zu wirken.
Modesty wandte sich von den beiden Männern ab, stakste über den Rasen zum Patio und weiter ins Haus.
Sie merkte sehr deutlich, dass ihr Gesäß zuckte, konnte aber beim besten Willen nichts dagegen tun. Sie sahen ihr nach, und als sie verschwunden war, sagte Pennyfeather: »Siehst du, was ich meine? Richtig angespannt.«
Willie atmete tief aus. »Giles, du bist ein Genie«, sagte er. »Ich habe die Prinzessin in allen möglichen Lebenslagen, in guten und in schlechten, gesehen, und sie hat immer kühles Blut bewahrt. Aber du bist einzigartig, du kannst sie tatsächlich auf die Palme bringen.«
»Ja, ich fürchte, wir haben sie ein wenig verärgert.«
»Wir?« Willies Stimme klang empört, dann zuckte er die Schultern und schüttelte betrübt den Kopf. »Ich hätte große Lust auf eine Tasse Kaffee, aber ins Haus gehe ich um keinen Preis.«
»Ich werde hineingehen und Moulay rufen –«
»Nein, das wirst du nicht tun. Wir werden warten, bis sich die Dinge beruhigen.«
Modesty ging eben die Treppe hinauf, ohne ein bestimmtes Ziel zu haben, als ihr Willies verzweifeltes Gesicht und sein stummes Kopfschütteln einfiel und sie ganz unerwartet das Lachen überkam. Sie blieb stehen, und als sie die Szene nochmals in Gedanken ablaufen ließ, schwoll das Lachen an, bis sie sich auf die Treppe setzen und an das Geländer anlehnen musste. Ihr Körper wurde von Gelächter geschüttelt.
Nach einer Weile ging der Anfall vorüber, und sie saß in Gedanken verloren, die Hände auf den Knien, da und starrte vor sich hin, ohne etwas zu sehen. Moulay kam in die Halle, aber nach einem kurzen Blick ignorierte er sie und ging seinen Geschäften nach. Es war nicht das erste Mal, dass er sie auf dem Weg irgendwohin oder mitten in einer Tätigkeit plötzlich tief in Gedanken einhalten sah.
Zwei Minuten später ging sie in die Küche hinunter, und zehn Minuten später erschien sie mit einem Kaffeetablett im Garten. Willie und Pennyfeather machten Anstalten, sich zu erheben, aber sie sagte:
»Bleibt nur sitzen«. Während die beiden sie in schweigender Ungewissheit beobachteten, stellte sie das Tablett auf den niedrigen Gartentisch, dann trat sie vor die Männer, drehte sich um und befahl: »Nehmt, bitte, den Zustand meines Popos zur Kenntnis, Messieurs.«
Die beiden sahen einander an, dann gab Pennyfeather dem Gesäß mit seinem Finger einen kleinen Stups.
»Völlig entspannt«, stellte er fest.
»Und nicht herunterhängend«, fügte Willie mit Bestimmtheit hinzu.
»Gut.« Sie zog einen Stuhl heran, setzte sich und schenkte Kaffee ein. »Du hattest Recht, Giles. Es war Eitelkeit. Oder vielleicht verletzter Stolz. Aber wir wollen nicht um Worte streiten. Lauf hoch und hol dieses Band, damit wir uns den Talisman ansehen können. Und, bitte, bring auch den Notizblock auf meinem Toilettentisch mit, wo ich seine seltsamen Aussprüche aufgeschrieben habe. Dann wollen wir uns bemühen, Bernard Martels letzte
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