Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Modesty Blaise 10: Der Xanadu-Talisman

Modesty Blaise 10: Der Xanadu-Talisman

Titel: Modesty Blaise 10: Der Xanadu-Talisman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
Vom Netzwerk:
stand weit offen, seine Brauen berührten beinahe den Haaransatz, die verblüfften Augen in dem weißen Gesicht waren riesengroß. Doch der Araber konnte seinen Gesichtsausdruck nicht sehen.
    Willie schaute an Giles vorbei auf den Wächter und sah einen zweiten bewaffneten Mann hinter ihm stehen. Offenbar wollte man kein Risiko eingehen. Auf Arabisch sagte er: »Die Frau hat heftige Magenschmerzen. Frage deinen Herrn, ob sie ärztliche Hilfe haben kann.«
    Der Araber wies mit dem Kinn auf Giles. »Der da ist englischer Arzt. Er soll die Gefangenen untersuchen und Prinz Rahim berichten, der die Gefangenen später sehen will. Er wünscht, dass sie sich bis dahin erholt haben.« Modesty stöhnte. Willie sagte: »Der Arzt muss feststellen, was los ist, und etwas gegen die Schmerzen unternehmen.«
    Der Wächter zuckte die Schultern. »Er hat genügend Zeit. Prinz Rahim wird nicht vor abends nach euch schicken.« Er trat zurück und schloss die Tür.
    Man hörte den Zapfen einschnappen.
    Modesty richtete sich auf und flüsterte fassungslos:
    »Giles?«
    Er hatte sich zu ihr gekniet, und jetzt blinzelte er, von neuem erstaunt: »Dir geht es ja gar nicht schlecht? War das nur Theater?«
    »Ja.« Sie nahm sein Gesicht zwischen die Hände und sah ihn besorgt an. »Hör zu, Giles, meine Magenkrämpfe haben uns vermutlich etwas mehr Zeit verschafft, doch wir dürfen sie nicht verschwenden. Sprich leise, aber erzähl. Erzähl uns alles, was du weißt, ob du es für wichtig hältst oder nicht.«
    »Gut.« Er fuhr mit der Hand über das Gesicht und schüttelte den Kopf, als wolle er Klarheit gewinnen.
    »Weißt du, das hier ist mein neuer Job. In Kairo traf ich den Agenten, und wir flogen gemeinsam irgendwohin, wohin, weiß ich nicht genau, und dann stiegen wir in einen Hubschrauber um. Dieser Ort hier heißt Xanadu, und er ist, das kannst du mir glauben, Modesty, wirklich haarsträubend. Natürlich bin ich noch nicht lang hier. Der Besitzer ist ein Prinz Rahim soundso, und manchmal ist er riesig englisch und Oxbridge, aber im nächsten Moment ist er richtig gemein. Ich will nicht behaupten, dass er schizophren ist, denn ich glaube, er kann bewusst von einer Persönlichkeit zur anderen wechseln – au!«
    Sie hatten sich in eine Ecke gesetzt, und als Pennyfeather sich an die Wand lehnte, stieß er einen Schmerzenslaut aus.
    »Was ist los?«, fragte Modesty.
    »Ach, nichts Besonderes.« Er bemühte sich zu lächeln. »Letzthin bekam ich Streit mit meinem Arbeitgeber. Ich wurde ärgerlich wegen eines meiner Patienten, eines Wächters, und sagte dem Prinzen meine Meinung.«
    »Rahim?«
    Pennyfeather blinzelte. »Ja. Bitte hör mir doch zu, Liebling. Jedenfalls wurde er wütend und sehr arabisch und prinzlich und sagte, er werde mich auspeitschen lassen, wenn ich so zu ihm spreche. Da wurde ich wütend und sagte, er solle keinen Unsinn reden. Im nächsten Augenblick schleppte man mich hinaus, band mich fest, und ich wurde ausgepeitscht. Ich muss sagen, ich war ganz überrascht.«
    »Lass deinen Rücken ansehen«, sagte Willie, »dreh dich um, Giles.«
    Er zog Pennyfeathers Hemd heraus und hob es hoch. Ein halbes Dutzend Striemen waren zu sehen, ein Bluterguss hatte sich über den ganzen Rücken verbreitet.
    »Es hätte viel schlimmer sein können«, stellte Modesty fest. »Offenbar wollte er dich nicht zum Krüppel machen.«
    »Nein, vermutlich nicht.« Giles steckte sein Hemd wieder zurück. »Aber es war trotzdem ein wenig Besorgnis erregend, denn es bedeutet, dass er mich nie mehr aus Xanadu fortlassen will. Schließlich kann man ein Mitglied der British Medical Association nicht gut auspeitschen und es dann freilassen, damit er es allen Menschen erzählt, nicht wahr?« Er berührte Modestys Hand und lächelte treuherzig. »Übrigens bin ich verdammt froh, dass du aufgetaucht bist, Liebling. Ich habe keine Ahnung, wie ich sonst von hier fortgekommen wäre.«
    Modesty warf Willie einen raschen Blick zu und sagte: »Es ist nett, dass du mir so vertraust, Giles. Aber erzähl weiter von Xanadu. Wo sind wir hier, und was gibt es sonst, und wie ist die allgemeine Lager«
    »Du befindest dich jetzt im unterirdischen Teil des Palastes. Hier schickt der Prinz die Mädchen her, die sich widerspenstig zeigen. Er will nicht, dass sie wirklich krank werden. Also verschreibt er ihnen nur ein wenig Einzelhaft bei Brot und Wasser. Man nennt das hier ein
bate
oder so ähnlich.«
    »
Bait-at-ta’ah
. Eine Art Besserungsanstalt. Werden wir

Weitere Kostenlose Bücher