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Modesty Blaise 10: Der Xanadu-Talisman

Modesty Blaise 10: Der Xanadu-Talisman

Titel: Modesty Blaise 10: Der Xanadu-Talisman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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freizubekommen.
    Ein metallisches Geräusch war zu hören, als die Gittertür hinter Jeremy zufiel. Er ging auf Modesty zu. Willie Garvins zweites Messer, die Klinge abwärts gerichtet, war in seiner Rechten, sein Daumen auf der Klinge. Er trug leichte Stiefel, die ihm einen guten Halt gaben, Hemd und Hose waren frisch gewaschen und gebügelt.
    Dominic Silk atmete tief ein und beugte sich vor.
    Seine Nerven waren bis zum Äußersten gespannt. Der gute Jeremy war ein wenig fantasielos, aber es sah so aus, als ob er diesen Kampf wirklich genießen würde. Man sah, wie zuversichtlich er war und wie erpicht darauf, jemanden so berühmten wie Modesty Blaise fertig zu machen. Dominics ganze Aufmerksamkeit gehörte jetzt den zwei Protagonisten in der Grube, und sein gut trainierter Kampfgeist konzentrierte sich darauf, nicht die kleinste Kleinigkeit zu übersehen.
    Modesty drehte sich um und lehnte sich lässig an den Pfosten. Ihre Arme waren halb verschränkt, das Messer schien unter dem Hemd verborgen, das sie jetzt zwei-, dreimal um ihren linken Arm gewickelt hatte.
    Als Jeremy fünf Schritte von ihr entfernt war, blieb er stehen und ging in Hockstellung. Modesty wandte den Kopf und rief den Berbern in ihrem Dialekt zu: »Ich glaube, der muss mal.«
    Das Lachen der Berber in ihren langen Gewändern hallte über den Abhang. Man stieß sich in die Rippen, man schlug einander auf die Schulter. Jeremy bewegte sich jetzt rasch in der Hocke vorwärts. Sie ging um den Pfosten, sodass er sich zwischen ihnen befand. Jeremy blieb stehen. Dominic dachte:
Du musst sie von dort weg-bringen, um sie festzunageln. Du verlierst jeden Vorteil, solange der Pfosten zwischen euch ist
. Dann rang er innerlich nach Luft, denn Modesty hatte sich einfach umgedreht und ging weg.
    Jeremy kam ihr rasch nach. Sie bewegte sich immer noch vom Pfosten weg, den Kopf nach hinten gewandt, um ihn über die Schulter zu beobachten. Als sie langsam zu laufen begann, lief er rascher und drehte das Messer in der Hand, um es für den Wurf an der Klinge zu halten. Im selben Augenblick hörte sie abrupt zu laufen auf und stand ihm plötzlich wieder gegenüber, die Arme immer noch leicht verschränkt und halb vom Hemd verborgen. Auf den Zehenspitzen balancierend, beugte er sich vor, bereit, dem Messer auszuweichen.
    Jeremy hielt den Wurf im allerletzten Moment zurück. Dominic erschien er jetzt irgendwie sonderbar, irgendwie verwirrt. In wenigen Sekunden war er misstrauisch und unsicher geworden. Ärgerlich dachte Dominic:
Sie hat dich beinahe entwaffnet! Hol dir die Initiative zurück, du Dummkopf, bisher hat sie den ganzen Kampf diktiert.
    Wieder kam Jeremy auf sie zu, rasch, mit perfekter Fußarbeit, im perfekten Gleichgewicht. Modesty schien ohne besondere Eile zurückzuweichen, und doch war sie schneller als er, und Dominic hörte Little Krell den Atem anhalten, als könne er nicht glauben, was er sah.
    Auf einmal hing ihr Hemd herunter, und ihre Rechte war hinten gegen den Schenkel gepresst, sodass sie das Messer vor ihrem Gegner und vor allen Zuschauern verbarg. Es war – vermutlich flach gegen die Innenseite des Arms gepresst – nicht mehr zu sehen.
    Jeremy bewegte sich weiter, und Modesty entfernte sich immer noch. Das Hemd wirbelte sie mit der linken Hand. Ein Ärmel machte sich frei und beschrieb einen schrägen Bogen nach oben. Entsetzt reagierte Jeremy, verlor seine Haltung und sprang ungeschickt nach hinten. Sekundenlang konnte Dominic nicht erkennen, warum, dann sah er die Sonne auf der sich bewegenden Klinge blinken und wusste, dass ihre rechte, an den Schenkel gepresste Hand leer war. Sie hatte die Messerklinge durch die doppelte oder dreifache Manschette des Hemdes gesteckt, vielleicht sogar festgeknüpft, sodass sie wie die Verlängerung des Ärmels herausragte.
    Das war es, was sie getan hatte, als sie sich so lässig bewegte, und Jeremys wilder Sprung nach hinten hatte ihn gerade noch vor einem tiefen Schnitt gerettet oder vor einer tödlichen Wunde zwischen Hals und Kinn.
    Er hatte sein Gleichgewicht noch nicht wiedergefunden, als das Hemd in einem anderen Winkel wirbelte und die Klinge an eine Seite seines Halses heranbrachte. Sie kam von rechts, und er hob instinktiv den Messerarm, um den Schlag knapp hinter der Manschette abzublocken. In diesem Moment war er völlig ungeschützt, und in diesem Moment war sie in der perfekten Ausgangsstellung für einen hohen Sprung, mit dem sie Abstand gewann, während ihr langes Bein ausholte und die

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