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Modesty Blaise 10: Der Xanadu-Talisman

Modesty Blaise 10: Der Xanadu-Talisman

Titel: Modesty Blaise 10: Der Xanadu-Talisman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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kombinierte Energie ihres Gewichtes und der aufs Äußerste angespannten Muskeln in ihren Zehen konzentriert war. Sie trafen Jeremy Silk präzise in den Solarplexus.
    Jahrelanges Training hatte ihm eiserne Muskeln verliehen, aber kein menschliches Gewebe kann das Nervenzentrum gegen die Wucht eines solchen Schlages schützen. Augenblicklich war er wie gelähmt. Er stand noch auf den Beinen, als ihre Füße den Boden wieder berührten. Sein Körper war ein wenig nach vorn gebeugt, der Mund stand offen, die Arme waren ausgebreitet, und sein Kopf sank langsam nach hinten. Sie hielt sein Handgelenk fest und fing das Messer am Griff, bevor es zu Boden fiel. Dann drehte sie sich um und schlenderte gelassen weg, während Jeremys Muskeln plötzlich nachgaben und er kraftlos zusammensank.
    Einen Augenblick lang war es totenstill. Dann hörte man ein immer lauter werdendes Gebrüll der Zustimmung und der Befriedigung von den Berbern. Prinz Rahim bemerkte nachdenklich: »Offenbar hat sie nicht die Absicht, ihn zu töten.«
    Nannie Prendergast starrte, in sich zusammengesunken, mit irrem Blick vor sich hin und sagte mit krächzender Stimme: »Nein! Das war ein Trick! Diese Frau … sie … sie …«
    »Meine liebe Nannie«, sagte der Prinz höflich. »Dieses Spiel besteht nur aus Tricks.« Er hob die Stimme und rief einen Befehl. Die Gittertür ging auf, zwei Männer mit einer Bahre kamen in die Grube und gingen zu Jeremy Silk. Er bewegte sich ein wenig, rollte zur Seite und zog die Knie an.
    Modesty Blaise war auf die gegenüberliegende Seite der Arena geschlendert und unterhielt sich wieder mit den Berbern, während sie das Messer aus der Manschette löste. Jetzt war ihre Stimme laut. »War dieser da tatsächlich El Mico? Ich würde ihn anstellen, um den Arsch meines Kamels zu säubern – mit seiner Rechten.« Übermütig und unverschämt grinste sie mit funkelnden Augen zu ihnen hinauf. »He, ist einer von euch da oben aus dem Sorgu-Stamm? Du dort, hübscher Kerl! Weißt du, ob der alte Abdul One-Eye noch am Leben ist? Ich hab ihn gut gekannt. Solltest du ihn treffen, so richte ihm Grüße von Modesty Blaise aus.«
    Modesty hielt die beiden Messer in die Höhe: »Wer will ein wirklich gutes Messer, das beste, das ihr in eurem sündigen Leben je gesehen habt, ihr Ziegen fickenden Gauner!« Die Beleidigung löste neuerlich Gelächter aus, und gierige Hände griffen nach den Messern, als sie diese nacheinander hinaufwarf.
    Auf der anderen Seite der Arena war Dominic aufgesprungen. Eine ungeheure Erregung hatte ihn erfasst.
    Der gute Jeremy hatte versagt! Den rechthaberischen großen Bruder hatte eine listenreiche Frau fertig gemacht, und jetzt war der Moment gekommen, Nanny zu zeigen, dass Jeremy zwar älter, aber deshalb keineswegs besser war und daher nicht berechtigt, ihn herumzukommandieren.
    Leise sagte er: »Keine Sorge, Nannie, ich erledige das.« Dann, zum Prinzen gewandt, ein wenig abrupt: »Es wird nicht lang dauern, und Garvin töte ich dann als Draufgabe.«
    Der Prinz nickte ernst und mitfühlend, dann machte er eine elegante Handbewegung. »Nur zu, mein Lieber, nur zu.«
    Jetzt wurde Jeremy auf der Bahre durch das Eisentor getragen. Dominic zog sein Hemd aus, schwang ein Bein über die schmiedeeiserne Balustrade, hielt sich mit den Händen am unteren Teil des Gitters fest und sprang vier Meter tief in die Grube. Das Stimmengewirr der Berber wurde leiser, als Dominic federnd aufsprang und vortrat.
    Er sah, wie Modesty sich umdrehte, ihn anschaute und dann langsam, die Hände auf dem Rücken und mit dem Hemd beschäftigt, auf den Pfosten zuging. Er lief rasch vor, um den Pfosten nicht zwischen sich und Modesty zu haben, dann nahm er eine Karatestellung ein. Die versteiften Hände hielt er mit den Handflächen nach unten vor sich, die Ellbogen waren leicht abgewinkelt. Ohne ihn aus den Augen zu lassen, blieb Modesty stehen, wandte den Kopf ein wenig um und rief über die Schulter: »Dieser da ist, wie ich höre, die andere Hälfte von El Mico. Ich glaube, es ist die untere Hälfte.«
    Gelächter. Sie hatte eine bestimmte Stimmung erzeugt, und was immer sie sagte, wurde mit einem Lachen quittiert. Dominic unterdrückte die Wut über ihre Spötterei.
    Er wollte sehr vorsichtig sein. Er wollte nichts riskieren. Er wollte sich vor allen Tricks in Acht nehmen.
    Wenn er bei dieser Strategie blieb, war die Blaise so gut wie tot, denn er musste nur einen einzigen guten Fuß- oder Handschlag anbringen; tötete er nicht, so

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