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Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen

Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen

Titel: Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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Steuermann jedoch nicht da war. Das Ruder war also auf automatischen Betrieb geschaltet.
    Genau im richtigen Moment kam sie vom Backbordeingang herein und schlug den Offizier von hinten bewußtlos.
    Südwestlich der
Isparta
, in einer Entfernung von einer Meile, fuhr ein Fischkutter ohne Beleuchtung mit, der das Schiff schon seit der Übernahme vor der maltesischen Küste überwachte. Der Kutter verfügte über zwei Motorbarkassen, die innerhalb von wenigen Minuten backbord und steuerbord zu Wasser gelassen werden konnten. Auf dem Deck warteten schweigend zehn Männer in Schwarz, in der Hand schwarze Gesichtsmasken. Fünf von ihnen und zwei Matrosen der Besatzung des Kutters würden das eine Boot mit Willie Garvin nehmen, das andere war für die restlichen fünf, die, zusammen mit ebenfalls zwei Matrosen, unter Krollis Kommando fahren würden. Vor einer Stunde hatten die Männer ihre Posten bezogen, und seither hatte keiner ein Wort geredet. Krolli leitete seine Truppe mit eiserner Hand; er war schließlich Willie Garvin verantwortlich. Die beiden standen mit Wee Jock Miller an der Steuerbordreling und beobachteten aus der Ferne die Positionslichter der
Isparta
mit einer Geduld, die sie sich in jahrelanger Übung erworben hatten.
    Es war inzwischen drei Uhr, und sie wußten, daß das verabredete Signal jeden Augenblick kommen könnte, obwohl keiner davon sprach. Sieben Minuten vergingen. Plötzlich blitzte ein winziges rotes Licht auf, dicht hinter der Backbord-Lampe. Es beschrieb rasch einen engen Kreis, blieb wieder stehen und wurde dann ausgeschaltet. Jock Miller sagte: »Boote zu Wasser, Männer!« und während seine Mannschaft sich in Bewegung setzte, beantwortete er das Zeichen kurz mit einer grünen Taschenlampe, wofür er von der
Isparta
ein Blinksignal zur Bestätigung erhielt.
    Krolli seufzte leise und murmelte: »Es ist doch wirklich ein Verbrechen, daß sie sich zur Ruhe setzen will.«
    Willie Garvin kicherte, klopfte ihm auf die Schulter und folgte seiner Mannschaft auf die Barkasse.
    Unten im Maschinenraum der
Isparta
verringerte Modesty Blaise langsam die Geschwindigkeit, bis die Maschinen im Leerlauf stampften, und kletterte wieder auf das Oberdeck zurück. Es war nicht sehr wahrscheinlich, daß die Änderung der Maschinengeräusche jemanden aufwecken würde, mit Ausnahme vielleicht des Ersten Maschinisten. Sie bezog in der Nähe der Offiziersunterkünfte Stellung, um diese Möglichkeit unter Kontrolle zu haben. In einem Halfter an der Hüfte trug sie nun ihre eigene Waffe, einen Zweiunddreißiger Colt, und außerdem besaß sie die automatische Pistole des Wächters, eine Browning. Die beiden Barkassen würden zwar gleich ankommen, aber falls doch noch jemand einen Alarm auslöste, würde sie das Deck so lange allein halten müssen, bis die Männer vom
Netz
die
Isparta
erreicht und geentert hätten.
    Bald jedoch sah sie das Kielwasser der beiden Boote aufschäumen, die nun in einer geschwungenen Kurve zu beiden Seiten des Schiffes anlegten. Erst kurz bevor sie die Schiffswand erreicht hatten, hörte sie auch das gedämpfte Geräusch ihrer Maschinen, dann kam das leise Klicken der mit Stoff umwickelten Enterhaken und schließlich das Quietschen der Stoßfänger an der Bordwand. Eine dunkle Gestalt schwang sich über die Reling, und sie sah eine Messerklinge aufblitzen. Willie Garvin. Sie blinkte ihn mit der Stablampe an, und er kam auf sie zu.
    »Alles in Ordnung, Prinzessin?« flüsterte er.
    »Bis jetzt ja.«
    Jetzt kletterten noch mehr dunkle Gestalten über die Reling auf beiden Seiten des Schiffes und schwärmten in verschiedene Richtungen aus, zum Vorderdeck, auf die Kommandobrücke und in den Maschinenraum.
    Krollis Leute hatten den Lageplan des Schiffes am Vortag zwei Stunden lang studiert, und jeder einzelne kannte seine Aufgabe genau. Krolli selbst löste sich jetzt aus der Dunkelheit, seine Zähne blitzten in einem zufriedenen Lächeln unter der schwarzen Strumpfmaske auf, dann ging er mit zwei Männern weiter zur hinteren Tür der Offizierskajüten. Modesty und Willie folgten ihnen in den Korridor, der die Kajüten miteinander verband. Türen wurden geöffnet, Lampen eingeschaltet, und die verblüfften Männer in den Kabinen wurden von leisen Warnungen und Kommandos aus dem Schlaf gerissen. Die Luxuskajüte, in der sich Bora aufhielt, lag auf halber Höhe des Korridors, und ihre Tür war verschlossen. Mit einem dünnen Draht ermittelte Willie Garvin die genaue Lage des Riegels, drückte

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