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Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen

Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen

Titel: Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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einen walnußgroßen Klumpen Plastiksprengstoff gegen die Stelle, stellte einen winzigen Detonator auf zehn Sekunden ein, schloß ihn an eine Batterie an und trat ein paar Schritte zurück. Die Tür erbebte unter der schwachen Explosion. Willie stieß sie mit dem Fuß auf und schaltete das Licht in der Kabine an.
    Das Mädchen schrie auf. Mit weit geöffneten Augen, den Mund vor Schreck aufgeklappt, hechtete Bora nach einer Schublade des kleinen Schränkchens neben dem Doppelbett. Seine Hand hatte schon den Revolver gepackt, als sich ein paar stählerne Finger mit erstaunlicher Kraft um sie schlossen. Die Klinge eines Messers blitzte vor seinen Augen auf, verschwand sofort wieder, und etwas bohrte sich drohend in seinen Nacken. Ein Paar kalter blauer Augen sah aus den Löchern einer schwarzen Strumpfmaske auf ihn herab. Er erstarrte und fühlte, wie ihm der Revolver aus den kraftlosen Fingern genommen wurde. Sein Blick zuckte hin und her, um die Gestalt vor seinem Bett genauer zu erkennen. Vor Angst schnappte er nach Luft.
    Das Mädchen neben ihm schrie immer noch, während sie ihr Nachthemd an sich preßte. Modesty Blaise kam auf sie zu, packte sie am Handgelenk, riß sie aus dem Bett und führte sie unter die Dusche, wo sie das kalte Wasser aufdrehte. Bora bemühte sich, einige Worte aus seinem trockenen Hals hervorzubringen.
    »Laßt uns reden«, krächzte er. »Laßt uns reden. Wir können uns bestimmt irgendwie einigen. Hört mal, ich habe fünfhundert Kilo Morphinbase an Bord. Und ihr wißt doch, was euch das in Marseille bringt? Eine halbe Million Dollar!«
    »Ich weiß«, erwiderte sie. In der Hand hatte sie eine Spritze, die sie jetzt aus einer Ampulle füllte. »Und wenn das Zeug zu reinem Heroin verarbeitet ist, dann bringt es zwei Millionen, und wenn es in den Vereinigten Staaten ist, kriegen wir zehn dafür. Und wenn es genügend gestreckt ist zum Schießen, dann kann man es auf der Straße für etwa eine Viertelmilliarde losschlagen. Ich habe gehofft, du würdest mich in deine Kabine hochbringen lassen, Bora, dann hätte ich dich umgebracht, aber jetzt habe ich mich entschlossen, daß die zweitbeste Möglichkeit auch nicht so schlecht ist. Okay, Willie.«
    Ein Finger und ein Daumen preßten sich auf die Halsschlagader. Bora wehrte sich einen Moment lang, dann wurde er bewußtlos. Sie ließ die Nadel in seinen erschlafften Arm gleiten. Das Mädchen war inzwischen aus der Dusche gekrochen, warf sich eine Decke um den Körper und wimmerte vor sich hin. Modesty sagte:
    »Bring sie in den hinteren Laderaum zu den anderen Frauen, und schick’ mir jemanden, um Bora in die Barkasse zu tragen.«
    Das Mädchen zuckte zurück, als er ihren Arm packte und sie auf die Beine stellte. »Nein!« rief sie in ihrem kehligen syrischen Dialekt. »Sie werden mich erschlagen!«
    »
Inschallah
«, erwiderte Willie philosophisch und führte sie aus der Kajüte. Draußen im Korridor hatte ein reges Kommen und Gehen geherrscht, und man hatte Stimmen gehört, die protestierten oder Befehle gaben, außerdem war mindestens noch eine zweite Frau in einer der Kabinen. Ein Mann erschien in der Tür. Modesty wies auf den bewußtlosen Bora. Der Mann schulterte ihn und trug ihn aus der Kabine. Modesty folgte ihm auf das Deck hinaus.
    Im Südwesten hatte der Fischkutter
Almarza
nun seine Lichter eingeschaltet und kam ein wenig näher. Auf der
Isparta
waren die Riegelbalken von einer Luke im Vorderschiff entfernt worden, und die Mannschaft mußte unter Krollis Aufsicht einzeln auf einer Strickleiter in den Laderaum hinabsteigen. Modesty ging hinauf zur Kommandobrücke. Dort stand Jock Miller mit Delorme, dem Ersten Offizier der
Almarza
. Keiner trug mehr seine Maske. Delorme beschäftigte sich mit den Seekarten. Der betäubte wachhabende Offizier war mittlerweile weggeschafft worden. »Gibt’s irgendwelche Probleme?« erkundigte sie sich.
    Miller schüttelte den Kopf. »Wir werden den neuen Kurs gleich bestimmt haben, wahrscheinlich brauchen wir nur ein oder zwei Grad abweichen.«
    Der neue Kurs würde der erste Teil einer weit geschwungenen Kurve sein. Ihr Ziel war die Insel Pantelleria, etwa zehn Stunden entfernt, bei einer Geschwindigkeit von zehn Knoten, aber Delorme würde die Kurve etwas großzügiger auslegen und das Schiff langsamer laufen lassen, so daß sie die Insel nicht früher als ein bis zwei Stunden vor der Morgendämmerung erreichen würden. Während dieser Zeit könnte Willie sich mit Jock Miller im Maschinenraum

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