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Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen

Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen

Titel: Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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ablösen, außerdem hatte Modesty vor, Delormes Wache auf der Brücke etwas später selbst zu übernehmen.
    Sie stieg wieder auf das Deck hinunter, als sie Willie von einer Kajütentreppe kommen sah. Er sagte: »Ich hab’ den Mädchen unten gesagt, sie müßten noch einen Tag hinter Schloß und Riegel bleiben, aber dann würde alles wieder gut werden. Und außerdem habe ich sie davor gewarnt, Boras Betthäschen den Hals umzudrehen, weil sie dadurch nur Ärger bekommen.« Ein Mann trat an sie heran und reichte Modesty eine gefütterte Jacke. Willie sprach weiter: »Hab’ dir deinen Mantel vom Kutter mit rüberbringen lassen, Prinzessin. Abends wird’s ein bißchen kühl hier draußen, wenn man nicht in Bewegung bleibt.«
    »Danke, Willie.«
    Er nahm die Jacke und hielt sie ihr hin. Als sie in die Ärmel schlüpfte, fügte er hinzu: »Ach ja, O’Leary hat übrigens das Dope gefunden. Sie haben es auf etwa zwanzig wasserdichte Päckchen aufgeteilt, alles aneinandergebunden und mit kleinen Schwimmern versehen. Es sieht so aus, als hätten sie es vor Marseille dann über Bord werfen wollen, wo es ein anderes Boot aufsammeln sollte.«
    »Scheint so. Heb’ das Zeug aber auf. Ich will es als Beweismittel hier an Bord lassen.«
    »Hab’ ich schon veranlaßt, Prinzessin.«
    Sammy Wan, Halbchinese und Krollis zweiter Mann, kam vom Vorderdeck und sagte: »Wir haben da etwas in einem Geräteschrank gefunden, das Sie sich einmal ansehen sollten, Mam’selle.«
    »Ich komme gleich mit. Übernimm du bitte hier oben, Willie.«
    Auf dem unteren Deck stand die Tür eines Geräteschranks offen. Im Gang davor hockte ein Mann vom
Netz
mit einem leichten Maschinengewehr neben einer zusammengekrümmten Gestalt, die neben einem zerknitterten Sack aus Segeltuch am Boden lag. Die Beleuchtung war hier sehr schwach, und Sammy Wan hob die Taschenlampe, um einen Lichtkegel auf die Gestalt zu werfen. Der bewußtlose Mann schien zwar einen kräftigen Körperbau zu haben, sah jedoch momentan etwas abgezehrt aus. Er hatte eine leicht gebräunte Haut, schwarzes Haar und scharfgeschnittene, gleichmäßige Gesichtszüge. Über dem einen Ohr war sein Haar von eingetrocknetem Blut ziemlich stark verschmiert, und sein Atem war kaum noch zu hören.
    »Ich hab’ ihn in dem Sack da gefunden«, sagte Sammy Wan. »Ihn und ein paar schwere Gewichte.«
    Sie hockte sich zu Boden und hob vorsichtig die verkrusteten Haare, um das aufgerissene Fleisch und den Knochen darunter zu ertasten. »Wenn sie ihn über Bord kippen wollten, warum haben sie ihn dann noch hier im Schrank behalten?« sagte sie geistesabwesend, während sie versuchte, das Ausmaß der Schädelverletzung zu bestimmen.
    »Keine Ahnung, Mam’selle.«
    »Mach eine Trage fertig und bring ihn in die Offiziersmesse. Hat Krolli den Kapitän von der übrigen Mannschaft getrennt eingesperrt?«
    »Ja, Mam’selle.«
    »Gut. Mach’ so schnell wie du kannst.«
    Zehn Minuten später lag der Mann auf dem großen Tisch der Offiziersmesse, den Kopf auf ein Kissen gebettet. Sein Puls ging sehr schwach, aber die Atmung hatte sich etwas gebessert, weil er nach seiner Befreiung aus dem Leinensack, wo er beinahe erstickt wäre, doch etwas mehr Luft schöpfen konnte.
    Sie war dabei, die Kopfwunde zu reinigen, als Krolli mit Riza, dem Kapitän der
Isparta
, hereinkam, einem plumpen, argwöhnischen Mann, dessen Mundwinkel vor Angst zuckten. Modesty Blaise sah kurz zu ihm auf und sagte: »Du arbeitest schon seit sieben Jahren für Bora, also versuch’ nicht, uns zu erzählen, daß du von nichts eine Ahnung hast. Wer ist dieser Mann?«
    Riza fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Er wußte zwar, daß Modesty Blaise das Schiff in ihre Gewalt gebracht hatte, aber er wußte nicht genau über die gesamte Sachlage Bescheid, und seine Angst vor Bora war tief in ihm verwurzelt. Er hob die Arme entschuldigend und sagte: »Ich würde Ihnen gerne Ihre Frage beantworten, aber Bora zieht mich nicht ins Vertrauen.«
    Sie begann, eine Mullbinde über die Wunde zu kleben, und sagte: »Schaff ihn raus und wirf ihn über Bord, und dann bring’ den Ersten Offizier herein.«
    »Sofort, Mam’selle.« Nach den zehn Jahren ihrer Zusammenarbeit brauchte Krolli keine näheren Anweisungen, was sie nun von ihm erwartete.
    Riza setzte zu einem Protestruf an, den Krolli jedoch mit einem Ellenbogenstoß in seinen Solarplexus verstummen ließ, bevor er den Kopf des Mannes in einem Ringergriff packte und ihn dann hinausführte. Es dauerte

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