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Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen

Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen

Titel: Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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starrte Golitsyn an. »Demnach ist dies ein Faktor, den wir aus verschiedenen Gründen nicht in Betracht zu ziehen brauchen?«
    »Ja, vermutlich. Die geologischen Gutachten waren ohnehin gefälscht, und im Ernstfall würden wir sogar mit einem fündigen Bohrloch fertigwerden.«
    »Dann wäre ich Ihnen doch sehr verbunden, wenn Sie es unterlassen könnten, Fragen aufzuwerfen, deren Beantwortung unwesentlich ist, Golitsyn. So etwas ist nichts als lästig. Und es gibt wirklich genug, an das wir denken müssen, auch ohne solche sinnlosen Ablenkungen.«
    Golitsyn spitzte den Mund und nickte bedächtig. »Ich bitte um Verzeihung, Major.« Innerlich empfand er eine beträchtliche Freude darüber, daß es ihm gelungen war, St. Maur ein wenig zu ärgern, ohne den Engländer auch nur auf den Gedanken zu bringen, daß er es mit Absicht getan hatte. Das zeugte von guter Personenkenntnis. Zufrieden lehnte sich Golitsyn zurück und betrachtete die kleine Siedlung an der Küste, auf die das Boot nun zuhielt.
    Deserta Grande zeigte sich vom Wasser aus von seiner unwirtlichsten Seite. Da und dort wich die felsige Steilküste ein wenig zurück und bildete so halbkreisförmige steinige Strände, von denen einige in wasserlose Täler ausliefen, die einen Zugang in das zerklüftete Innere der Insel boten. Wie auch die beiden kleineren der Ilhas Desertas war Deserta Grande bis auf Meeresvögel, Kaninchen, wilde Ziegen und Seehunde unbewohnt.
    Bis vor kurzem hatten verschiedene Reisebüros auf dem zwölf Meilen entfernten Madeira gelegentliche Bootsausflüge zu den Inseln veranstaltet. Auf Ersuchen der Drioga-Corporation waren sie jedoch eingestellt worden, nachdem diese Firma mit der portugiesischen Regierung eine Bohrkonzession ausgehandelt hatte.
    Das ganze Unternehmen war im Grunde hervorragend aufgezogen, fand Golitsyn. Die Drioga-Corporation hatte ihren Sitz auf den Bahamas, und es würde niemandem gelingen, eine konkrete Person an der Spitze dieser Scheinfirma aufzuspüren. Das Bohrschiff war über einen libyschen Mittelsmann geleast, und der Mietvertrag besagte, daß Drioga für die Techniker und das Hilfspersonal zu sorgen hatte. Außerdem lief das Ganze noch über mehrere Zwischenstationen. Falls er seine Männer über Nacht plötzlich vom Bohrschiff und aus der Siedlung auf Deserta Grande abziehen wollte, so wäre es praktisch unmöglich, ihre Spur zu verfolgen.
    Die beiden angeblichen Repräsentanten der Firmenleitung, die während des Besuchs des portugiesischen Ministers die Rolle der Gastgeber gespielt hatten, waren in Wirklichkeit zwei englisch sprechende KGB-Agenten, die im Bedarfsfall über Lissabon eingeflogen wurden.
    Eine kurze, aber massive Mole aus Fertigbauteilen ragte von der Nordspitze des felsigen Strandes in die See hinaus. Dahinter standen die Wohnhütten der Drioga-Corporation. Von den Portugiesen war eine Erlaubnis zur Errichtung dieses provisorischen Landstützpunkts eingeholt worden, wobei man als Grund angegeben hatte, daß damit die Unterbringung der Mannschaften und die Lagerhaltung vereinfacht werden würde. Diese Behauptung traf zwar nicht zu, war aber auch nicht unlogisch genug, um den portugiesischen Minister Verdacht schöpfen zu lassen. Von seinem Standpunkt aus hatte sein Land einen guten Handel gemacht, und er überließ es nur zu gern den Leuten von Drioga, sich um ihre Planungsprobleme selbst zu kümmern. Immerhin hatten sie einen Vorschuß von vier Millionen Dollar nur für das Recht gezahlt, an die hundertfünfzigtausend Dollar pro Tag für Löhne und die laufenden Kosten des Bohrschiffs aufzuwenden, in der Hoffnung, auf Erdöl oder Gas zu stoßen. Außerdem kostete es sie wahrscheinlich zwischen zwanzig und fünfundzwanzig Millionen Dollar, auch nur ein Loch zu bohren, also war es ganz vernünftig, sie die Dinge auf ihre Art machen zu lassen.
    Ein geringer Preis, dachte sich Golitsyn, als das Beiboot nun drehte, um längsseits an der Mole anzulegen.
    Wirklich extrem billig, wenn man den gigantischen Profit bedachte, den die
Watchmen
so aus einem Betrag herausholen würden, von dem man nicht viel mehr als eine kleine Flotte moderner Jagdflugzeuge kaufen konnte.
    Von Krankin stand auf der Mole. Er wartete, bis sie die kurze Sprossenleiter heraufgekommen waren und grüßte dann: »Guten Morgen.« Sie hatten es sich zur Gewohnheit gemacht, daß immer zwei der drei Anführer auf dem Bohrschiff schliefen, seitdem die Funk-und Chiffrierabteilung auf See verlegt worden war. Die Schiffsantennen

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