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Modesty Blaise 12: Die Lady läßt es blitzen

Modesty Blaise 12: Die Lady läßt es blitzen

Titel: Modesty Blaise 12: Die Lady läßt es blitzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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und wenn wir nicht so gerissen gewesen wären …«
    »Hm.«
    Fünf Minuten lagen sie da und entspannten sich, um ihre Muskel und Nerven wieder zu beruhigen. Dann stand Willie auf. »Zieh dein Hemd aus, Prinzessin«, sagte er und ging in den Waschraum. »Ich werde mir deine Verletzung anschauen.«
    Als er mit einem feuchten Handtuch zurückkam, hatte sie das Hemd abgestreift und untersuchte die Wunde. »Es ist nicht arg, Willie. Hat schon fast zu bluten aufgehört. Was ist mit deinem Gesicht?«
    »Mehr Blut als sonst etwas.« Er grinste, klopfte mit der Faust an die Tür und hob die Stimme: »He, du da draußen! Bring uns eine Erste-Hilfe-Ausrüstung und trödel nicht herum!«
    Er setzte sich an den Rand ihrer Koje und begann die kleine Wunde zu reinigen. Nach einer Weile sagte er: »Ich möchte wissen, was als nächstes passiert, Prinzessin.«
    Sie lächelte ihm zu. »Das weiß der Himmel, Willie … aber wir sind um etliches besser dran als vor sechs Tagen.«
    Er nickte. »Oder noch vor einer Stunde.«

12
    »Das ist das Szenarium, das wir für unseren – äh – ›Schiffsbetrug‹, wie die Sache, soviel ich weiß, von kriminellen Organisationen, oder besser gesagt,
englischsprechenden
kriminellen Organisationen genannt wird, entworfen haben, obwohl ich keinen Zweifel daran hege, daß der Ausdruck, natürlich rein informell, auch von englischsprechenden Rechts- und Gerichtsbehörden verwendet wird.«
    Thaddeus Pilgrim machte eine Pause und schaute gütig über den Schreibtisch. Vierundzwanzig Stunden waren seit dem Kampf im Hof vergangen. Modesty Blaise und Willie Garvin saßen ihm gegenüber an der Wand. Sie hatten beide ein Bad genommen und sich frisch gemacht. Ihre Kleider waren gereinigt und gebügelt worden. Zanelli, der große und sehnige Italiener, lehnte in sicherer Entfernung von ihnen an der Wand, eine Uzi-Maschinenpistole in der Armbeuge. Miss Johnson befand sich, ähnlich ausgerüstet, seitlich hinter Dr. Pilgrim. Mrs. Ram saß beim Fenster und hielt den Manuskripthalter auf dem Schoß.
    Vor fünfzehn Minuten waren Modesty und Willie in das Arbeitszimmer gebracht worden. Thaddeus Pilgrim hatte sich zuerst auf seine umständliche Weise vorgestellt, hoffend, sie würden verstehen, daß er nicht, das hieß, nicht in irgendeiner bestimmten Weise, der
Führer
dieser kleinen – äh – Gemeinde hier auf Kalivari sei, sondern von Miss Blaise und Mr. Garvin – die er sich glücklich, um nicht zu sagen, äußerst glücklich schätzte, bei sich begrüßen zu dürfen – eher als ein
Vertreter
der Herberge der Rechtschaffenheit betrachtet werden sollte, als Vertreter nicht nur dieser Mitglieder, deren Bekanntschaft Miss – äh … und ihr Begleiter schon gemacht hatten, sondern jener anderen, deren Bekanntschaft sie, worauf er vertraute, sehr bald bei der Ausübung gewisser – äh – allen gemeinsamer Ziele machen würden.
    In seinen Drehstuhl zurückgelehnt, die Hände schlaff vor dem Bauch gefaltet, die Augen beim Sprechen rastlos durch den Raum gleitend, hatte Thaddeus Pilgrim mit vielen mühseligen Abschweifungen das allgemeine Operationsgebiet der GEA-Teams und ihre Tätigkeiten zur Geldbeschaffung zu erklären begonnen.
    Nun gab er einen detaillierten, sorgfältig mit Euphemismen verbrämten Bericht über den Plan zur Versenkung des Tankers
Marimha
und der Ermordung der gesamten Mannschaft – ›das Hallelujah-Szenarium‹, wie er es ehrfürchtig nannte – zum besten.
    Seit sie das Arbeitszimmer betreten hatten, hatten Modesty und Willie kein Wort gesagt und waren auch nicht aufgefordert worden zu sprechen, da sämtliche in Thaddeus Pilgrims weitschweifiger Erzählung auftauchenden Fragen rein theoretischer Natur waren und sich den Nebensätzen der endlosen Satzgebilde verloren. Beide hatten kurz die Möglichkeit einer Aktion in Erwägung gezogen, dann aber entschieden, daß so etwas verhängnisvoll sein würde. Ein Blick zwischen ihnen hatte genügt, um die Gedanken des anderen darüber zu erfahren.
    Beide zeigten den Ausdruck höflichen, wenn nicht sogar großen Interesses. Darunter aber verbarg sich Unbehagen, das sich ständig verstärkte, seit sie das Arbeitszimmer betreten hatten. Beide fühlten deutlich, daß der jeweils andere es auch empfand. Das Gefühl war keine richtige Unruhe und keine richtige Angst, obwohl es Elemente von beidem beinhaltete. Es war hauptsächlich ein sich ständig verstärkender Widerwille, eine Abscheu, ein Ekel: All diese Gefühle rührten einfach daher, sich in

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