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Modesty Blaise 12: Die Lady läßt es blitzen

Modesty Blaise 12: Die Lady läßt es blitzen

Titel: Modesty Blaise 12: Die Lady läßt es blitzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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der Gegenwart dieser dicken, braungewandeten Gestalt mit dem blassen Gesicht, den wäßrigen und ruhelosen Augen, dem schlaffen Mund, dem unpassenden Heiligenschein und der frommen Miene zu befinden und diese Abscheulichkeiten zu hören.
    Thaddeus Pilgrim war glatt rasiert, sauber und frisch, hatte weiche, sorgfältig manikürte Hände, aber es umgab ihn eine Aura von Verderbtheit und er vermittelte den Geruch von Fäulnis, Tod und Verwesung, Schmutz und Widerlichkeit. Nur eine einzige Sache im Arbeitszimmer deutete beinahe unmerklich, aber um so grausiger darauf hin. Eine weiße Maus in einem Käfig war eifrig damit beschäftigt, ihr eigenes Bein anzuknabbern.
    Modesty und Willie hatten eine Zeitlang gebraucht, bis sie begriffen, was dieses Geschöpf tat, und dann fiel es ihnen schwer, ihre Aufmerksamkeit von dem schrecklichen Anblick abzuwenden. Sie wußten, daß die Maus das Opfer einer halluzinogenen Droge, vermutlich LSD, war, wahrscheinlich eine tödliche Dosis – in diesem Falle würde das kleine Wesen sterben, bevor es sich selbst umgebracht hatte. Aber das gab keinen Aufschluß über Sinn oder Zweck. Es konnte auch keinen Sinn oder Zweck geben, abgesehen von reinem Sadismus.
    Während Thaddeus Pilgrim weiterplauderte, blieb sein verschwommener Blick ab und zu kurz an der Maus hängen, und dann sah er Modesty und Willie immer mit erhobenen Augenbrauen und einladendem Lächeln an, als hoffe er, sie würden ihm bei einer flüchtigen Betrachtung der Qual, der die Kreatur ausgesetzt wurde, Gesellschaft leisten, während sie seinen Ausführungen folgten.
    »Ich bin mir völlig darüber im klaren«, sagte er jetzt, »daß die – äh – Methodik des Hallelujah-Szenariums Ihnen, Miss Blaise, in keiner Weise neu ist, wie auch Ihrem geschätzten Kollegen Mr. Garvin, da Sie für sich den Anspruch erheben können, in früheren Jahren die
Begründerin
dieser Art von Szenarien gewesen zu sein.«
    Er hörte zu sprechen auf, hob die Augenbrauen, und nach ein paar Augenblicken erkannte Modesty, daß jetzt schließlich doch eine Antwort von ihr erwartet wurde.
    Sie sagte mit gleichgültigem Ton: »Ich verlange kein Urheberrecht. Aber bei meinen Versicherungsbetrügereien ist nie jemand getötet worden.«
    Thaddeus Pilgrim lächelte in einer Art, die er für schelmisch hielt, und ihr wurde übel. »Wir müssen mit der Zeit gehen, Miss – äh, wir müssen mit der Zeit gehen. Beständige Neuerung ist für kontinuierlichen Erfolg wichtig, nicht wahr? Sie haben, wie Sie mir sicher zustimmen werden, jahrelang selbst diese Maxime vertreten, daher glaube ich, daß Sie nicht umhin können, wenn auch widerwillig, zuzugeben, daß wir der traurigen Notwendigkeit ins Auge sehen müssen, äh …« Seine Stimme wurde geheimnisvoll und ehrfürchtig, »ein oder zwei seefahrende Personen, nicht mehr als zwei Dutzend, da bin ich sicher, dazu zwingen zu müssen, sich in die Arme ihrer erwählten Geliebten, der ewigen See, zu werfen.«
    Es herrschte Stille. Modesty widerstand der Versuchung, den Kopf zu drehen und Willie anzusehen. Er würde ebenso verblüfft sein wie sie und es ebensowenig zeigen. Sie zwang sich, nicht zu dem weißen Ding hinzusehen, daß sich im Käfig selbst zerstörte, und sagte höflich: »Warum erzählen Sie uns das alles?« Es war die einzige Frage, die sie bis jetzt gestellt hatte.
    »Ach, nun kommen wir zum springenden Punkt«, erwiderte Thaddeus Pilgrim verträumt. »Wir fühlen – und ich weiß, ich spreche für meine Kollegen, Miss Blaise – wir fühlen uns sozusagen zu Ihnen und Mr. – äh …
hingezogen
, wie verwandte Seelen. Wir möchten, daß Sie ein
Teil
unserer fröhlichen Bande werden und Schulter an Schulter mit uns bei der Jagd nach … nach … verdammten
Millionen
marschieren, Miss Blaise.«
    Wieder die Travestie eines schelmischen Lächelns.
    Dann: »Aber ich bin sicher, Sie werden die Notwendigkeit eines bindenden und
durchsetzbaren
Abkommens zwischen uns begreifen. Aus diesem Grunde habe ich einen Vertrag mit Salamander Vier abgeschlossen. Dank Ihrer großen Erfahrung wissen Sie natürlich um die Dienste, die von dieser seltsam benannten Organisation geleistet werden, sowie um deren unfehlbare Zuverlässigkeit?«
    Sie kam zu dem Schluß, daß es keinen Sinn hatte, vorzugeben, nichts über Salamander Vier zu wissen, und antwortete: »Ich habe von dieser Organisation nie Gebrauch gemacht, aber ich kenne ihren Ruf. Sie besteht aus einem geheimen internationalen Konsortium, das von mächtigen

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