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Modesty Blaise 12: Die Lady läßt es blitzen

Modesty Blaise 12: Die Lady läßt es blitzen

Titel: Modesty Blaise 12: Die Lady läßt es blitzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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paßte ihm wie angegossen. Das traf auch auf die weiße Kutte der zweiten Frau zu. Sie war eine Hindu, zartgliedrig, unbestimmbaren Alters, und hatte ihr Haar zu einem Knoten zusammengebunden. Sie hielt einen Manuskripthalter und einen Kugelschreiber in der Hand, schürzte mißbilligend die Lippen und wartete mit unterdrückter Ungeduld.
    Als Dr. Thaddeus Pilgrim das Arbeitszimmer betrat und die Tür hinter sich schloß, sagte die Frau rasch:
    »Ich verlange sofortige Instruktionen, Doktor. Mr. Papadakis darf einfach nicht mit seinem unrechtmäßig erworbenen Wissen von uns gehen. Ich empfehle, daß Schwester Pray und Bruder Kazim sofort abgestellt werden, damit sie ihm so schnell wie möglich den dreisten Nacken brechen.«
    »Geduld, Mrs. Ram, Geduld«, sagte Dr. Pilgrim beschwichtigend und setzte sich. »Natürlich muß unser etwas hinterlistiger Besucher seiner – äh – leiblichen Hülle beraubt werden, bevor er, was Sie so richtig sein unrechtmäßig erworbenes Wissen nennen, verbreiten kann, aber es wäre unvorsichtig von uns, ihn hier auf Kalivari verschwinden zu lassen.«
    Mrs. Ram nickte kurz und zustimmend mit dem Kopf. »Verstanden, Doktor. Also in Piräus? Unser Boot könnte nach der Fähre abfahren und trotzdem Ausführungsorgane an Land setzen, bevor Mr. Papadakis ankommt.«
    »Ich würde diesem Vorschlag zustimmen«, erklärte Dr. Pilgrim vorsichtig, »aber lassen Sie uns doppelte Absicherungen treffen, doppelte Absicherungen. Es liegt mir fern, in Ihre Pflichten als unsere Verwalterin einzugreifen, aber wenn ich mir erlauben dürfte, kurz laut zu denken, glaube ich, Sie werden zustimmen, daß unser vielgeliebter Bruder Kazim bei der Zeitungsredaktion Stellung beziehen sollte und unsere liebe Schwester im Gebet Sibyl sich in der Hoffnung einer sofortigen Eliminierung in Piräus, möglicherweise am Parkplatz, aufhalten. Wir haben das Kennzeichen von Mr. Papadakis herausgefunden, nehme ich an.«
    »Ja, das ist äußerst befriedigend.« Mrs. Ram kritzelte eifrig Hieroglyphen auf ihren Block und wandte sich dann an Sibyl Pray und Kazim. »Möchtet ihr Mitarbeiter, die euch unterstützen, meine Lieben?«
    Die beiden wandten die Köpfe und sahen einander einige Sekunden in die Augen, dann blickte die Frau zu Mrs. Ram und antwortete: »Nein, wir halten das nicht für nötig.«
    »Dann ersuche ich euch, daß ihr in einer Stunde, entsprechend gekleidet, abfahrtbereit seid.« Mrs. Ram wandte sich scharf an den plumpen, dicken Mann.
    »Möchten Sie etwas hinzufügen, Dr. Ryl?«
    Der Mann schüttelte den Kopf und lächelte liebenswürdig, in einer Weise, die zu seinem bettelmönchsartigen Wesen paßte. Er war Tscheche, und sein Englisch hatte einen starken Akzent.
    »Kein Kommentar, Mrs. Ram.« Als Psychiater und Psychologe war es Dr. Janos Tyls Hauptaufgabe, die Gebetswünsche, die die Herberge der Rechtschaffenheit erhielt, zu beurteilen, Informationen über den Hintergrund von Gruppen und Einzelpersonen zu berücksichtigen und die erforderlichen Aktionen vorzuschlagen, damit bestimmte Gebete erhört werden konnten. Als Doktor der Medizin war es auch seine Aufgabe, tödliche Drogen zu besorgen oder sich subtile Tötungsarten auszudenken, wenn die Ausführungsorgane der Gemeinde dies verlangten.
    Dr. Tyl verabscheute solch grausame Morde, wie sie die Spezialität der durchtrainierten Sibyl Pray und ihres gezähmten Satyrs Kazim waren, aber er behielt dieses Gefühl für sich. Es hätte Thaddeus Pilgrim nicht gefallen, und Dr. Tyl hatte aus Gründen, die er selbst mit seinen psychiatrischen Fähigkeiten nicht durchleuchten konnte, große Angst vor Dr. Pilgrim. Sogar Sibyl Pray und Kazim fürchteten den weißhaarigen Mann mit dem unsteten Blick. Es mußte an seiner Aura liegen, dachte Dr. Tyl, was absurd war, da er nicht an solche Dinge glaubte. Er hatte schon lange bemerkt, daß Mrs. Ram anders war. Sie schätzte Thaddeus Pilgrim dermaßen hoch, daß kein Raum mehr war für das Gefühl der Angst.
    Dr. Pilgrim studierte die Notiz, die Sibyl Pray ihm zuvor gebracht hatte. »Ich glaube, es ist nicht falsch zu behaupten, daß das ein beträchtlicher Schock war«, meinte er und sah auf. »Zweifellos kann Mrs. Ram die darin enthaltene kurze Information näher ausführen, ich will daher die anderen Kollegen nicht davon abhalten, ihren Pflichten nachzukommen. Ich bin allen sehr dankbar, daß sie mir zugehört haben, und natürlich können Sibyl und Kazim versichert sein, daß unsere Gebete in der

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