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Modesty Blaise 12: Die Lady läßt es blitzen

Modesty Blaise 12: Die Lady läßt es blitzen

Titel: Modesty Blaise 12: Die Lady läßt es blitzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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sieht das vierte Stadium aus?«
    »In dieses sind wir eingetreten, Dr. Pilgrim, und zwar im Grunde mit denselben Mitteln. Garvin glaubt, daß Modesty Blaise tot ist und durch die Hand einer bösartigen Kriminellen, der wir den Namen Delilah gegeben haben, einen unmenschlich grausamen Tod erlitten hat. Weil wir es ihm eingeredet haben, glaubt er, er und Modesty seien Gefangene dieser Frau gewesen und Modesty habe sich geopfert, um ihn zu retten.
    Er kann sich daran nicht erinnern und weiß keine Einzelheiten. Er glaubt, er habe auf der Flucht eine schwere Gehirnerschütterung erlitten, die zu seinem Gedächtnisschwund geführt hat.«
    »Sie haben also einfach sozusagen den … den
Kern
der falschen Erinnerung in sein Gehirn eingepflanzt?«
    »So ist es, Dr. Pilgrim. Wie vorhergesehen, hat ihr angeblicher Tod Garvin sehr stark mitgenommen. Er ist depressiv, verdrossen und von glühendem Haß gegen die Frau Delilah erfüllt.« Dr. Tyl erklärte mit freundlichem Lächeln: »In diesem vierten Stadium benutzen wir nun Fotos, Drogen und Hypnose, um in Garvins Gehirn ein deutliches Bild Delilahs aufzubauen, und betonen immer wieder, daß diese äußerst gefährliche Frau
ihm
immer noch nach dem Leben trachtet.«
    Thaddeus Pilgrims ruheloser Blick blieb kurz am Gesicht des Arztes hängen. »Und das visuelle Bild Delilahs in Garvins Gehirn, das verhaßte Bild, wird tatsächlich jenes Modesty Blaises sein?«
    »Genau so gedenke ich Ihr Szenarium auszuführen, Dr. Pilgrim«, antwortete Dr. Tyl selbstgefällig. »Sie werden sich daran erinnern, daß Garvin glaubt, hier bei seinen Freunden aus dem Netz zu sein. Es ist mir gelungen, von ihm unter Hypnose einen wichtigen Namen zu erfahren – Garcia, ein Mann, mit dem Garvin eng zusammengearbeitet hat. Er hält nun
mich
für Garcia. In dieser Rolle habe ich ihm gesagt, er solle sich erholen und viel trainieren, weil er in Topform sein müsse, wenn Delilah wieder zuschlägt.«
    Thaddeus Pilgrim lächelte geistesabwesend zur Decke hinauf. »Als Anhänger der Kunst des Marionettenspiels muß ich Ihnen, mein lieber Kollege, zu Ihren Errungenschaften – ja, ich möchte sagen, zu Ihren bemerkenswerten Errungenschaften – gratulieren. Im Gehirn einer solchen Person wie Willie Garvin Erinnerungen und Begriffe auszulöschen, neu zu schaffen und umzuschichten ist wahrlich eine Meisterleistung.«
    Er stieß einen zufriedenen Seufzer aus. »Es ist äußerst befriedigend«, meinte er abweisend, »aber im Grunde nicht schwierig. Alle Menschen glauben an ihre Träume, während sie sie träumen, so unwahrscheinlich sie auch sein mögen, und Garvin träumt jetzt, lebt seit zwei Wochen in einer Traumwelt.« Er sah auf die Uhr. »Würden Sie ihn gerne sehen? Er wird jetzt beim Mittagessen im Refektorium sein.«
    »Wird er nicht wissen wollen, wer ich bin? Ich würde nicht wünschen, daß er den – äh – Mythos, den Sie so sorgfältig um ihn aufgebaut haben, in Frage zu stellen beginnt.«
    »Er wird nichts fragen, Dr. Pilgrim. Er zeigt keinerlei Interesse an unseren Arbeitskräften. Bevor Sibyl Pray mit Kazim zur letzten Gebetserhörungsmission aufgebrochen ist, hat sie, natürlich mit Kazims Zustimmung, versucht, Garvin zu verführen, wurde aber brüsk abgewiesen. Mich ausgenommen sind, glaube ich, alle unsere Leute für ihn nur Schatten im Hintergrund. Ihn interessiert einzig die Tatsache, daß Modesty Blaise brutal ermordet wurde, und er hat nun nur das eine Ziel, die Frau, die sie getötet hat – Delilah –, zu vernichten. Er sieht in mir einen Freund, Rafael Garcia, und ist geneigt, mit mir zu sprechen, wenn auch nicht besonders viel. Kommen Sie und sehen Sie selbst.«
    Zwei Minuten später betraten sie das Refektorium.
    Ein Dutzend Männer und zwei Frauen waren bei Tisch. Willie Garvin saß ein wenig abseits von den übrigen. Er trug dunkle Hosen und ein dunkles Hemd.
    Die obersten drei Knöpfe seines Hemdes waren offen, und darunter hatte er einen schmalen Ledergurt umgeschnallt, auf dem sich quer über seiner linken Brust zwei Futterale mit Messern befanden. Sibyl Pray hatte die Messer und den Gurt, sehr zur Freude Dr. Tyls, in der Nacht, als Molly Chen ermordet wurde, in seinem Auto gefunden. Dr. Tyl war es sehr gelegen gekommen, sie als überzeugenden Beweis aus der Waffenkammer des Netzes vorzulegen.
    Willie Garvin aß eine leichte Mahlzeit, bestehend aus kaltem Fleisch und Salat, und nahm von seiner Umwelt keine Notiz. Er strömte Ruhe aus, die allerdings nichts Positives an

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