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Modesty Blaise 12: Die Lady läßt es blitzen

Modesty Blaise 12: Die Lady läßt es blitzen

Titel: Modesty Blaise 12: Die Lady läßt es blitzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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sich hatte, er wirkte im Gegenteil verdrossen und leicht reizbar, ein Zustand, der jenen vertraut gewesen wäre, die ihn gekannt hatten, bevor Modesty Blaise in sein Leben getreten war. Ungewohnt war dabei nur der grenzenlose Kummer, der seine blauen Augen stumpf machte und eine Barriere um ihn schuf.
    Thaddeus Pilgrim blieb ein paar Schritte von ihm entfernt stehen und ließ Dr. Tyl vorgehen. Der Psychiater fragte: »Wie sieht das Nachmittagsprogramm aus, Willie?«
    Willie blickte auf. »Hallo, Rafa.« Seine Stimme klang matt. Nicht unfreundlich, aber ohne jegliche Wärme. »Programm? Oh, eine Stunde ausruhen. Schwimmen. Laufen.« Seine Augen wurden düster.
    »Ich brauch ein paar gute Trainingspartner. Kampfpraxis im Fitneßraum.«
    Tyl erklärte bedauernd: »Ich hatte es arrangiert, aber du warst zu grob, Willie. Jetzt sind Sibyl und Kazim fort, und wir haben hier niemanden mehr, der einen geeigneten Trainingspartner für dich abgeben könnte.«
    Willie runzelte die Stirn. »Wer? Wer ist fort?«
    »Sibyl und Kazim. Du hast sie vor ein paar Tagen gesehen, bevor sie zu diesem Job in Griechenland aufgebrochen sind.«
    Willie Garvin aß, ein wenig nachdenklich, weiter.
    »Sind sie schon lange bei uns?«
    »Mein Gott, Willie! Mindestens vier oder fünf Jahre. Erinnerst du dich nicht?«
    Er zuckte die Achseln. »Es ist alles wie eine weiße Wand. Ich kann mich kaum an etwas erinnern. Wüßte nicht einmal, wer ich bin, wenn du es mir nicht gesagt hättest.«
    »Es wird wiederkommen, Willie«, sagte Tyl beschwichtigend. »Der Arzt meint, es kommt schrittweise zurück. Mach dir keine Sorgen. Schau, du erinnerst dich doch sehr gut an Modesty?«
    »Ich erinnere mich.« Seine Stimme war ein gequältes Krächzen. Er legte Messer und Gabel heftig auf den Teller zurück, verschränkte die Arme und hielt den Blick gesenkt. »Ich erinnere mich an das alles. Was Neues von dieser Hure Delilah?«
    »Noch nicht, Willie. Wenn wir herausgefunden haben, wo sie steckt, kannst du dich über sie hermachen.
    Das heißt, wenn sie den Spieß nicht vorher umdreht.« Garvin zuckte die Achseln. Die blauen Augen leuchteten kurz wild auf, und eine Hand berührte die Klinge eines der Messer. »Entweder so oder so«, erwiderte er.
    »Bis später, Willie.« Tyl drehte sich um und verließ mit Thaddeus Pilgrim das Refektorium. Als sie den Gang entlanggingen, fragte Tyl: »Haben Sie gesehen?«
    »Das habe ich, mein lieber Freund, und ich bin tief beeindruckt. Können Sie auch in diesem Stadium Mr. Garvin noch mit Hypnose behandeln?«
    »Kein Problem. Nach dem Mittagessen wird er ein wenig schlafen. Mittels Schlafsuggestion wird er sofort in Hypnose fallen. Dann werde ich mit ihm ins Labor gehen und mittels Suggestion in Kombination mit Dias die bisher erworbenen Eindrücke vertiefen. Er wird in sein Zimmer zurückgehen und sich an nichts erinnern.«
    »Ihre Kontrolle über seinen Geist ist bemerkenswert allumfassend, Doktor Tyl. Bemerkenswert allumfassend.«
    Tyl kicherte. »Das rührt daher, daß das Unterbewußtsein einer sorgfältig entworfenen Suggestion nichts entgegensetzen kann. Wäre Mr. Garvin bei Bewußtsein gewesen, hätte er sich sicher von Anfang an widersetzt. Dazu hatte er aber nie die Möglichkeit, da er unter Narkose hierhergebracht worden war.«
    Thaddeus Pilgrim blieb bei einem Bogenfenster stehen und schaute über den breiten weißen Sims auf das spärlich bewaldete Ende der Insel und das blaugrüne Meer dahinter. »Was, glauben Sie, passiert, wenn Mr. Garvin plötzlich Miss Blaise gegenübersteht?« fragte er verträumt.
    »Er wird sie sofort töten, Dr. Pilgrim. Ein solches Szenarium haben Sie verlangt, und so wird es auch ausgeführt. Selbst wenn Blaise bewaffnet ist, wird das Ergebnis dasselbe sein. Soviel ich weiß, geht sie sehr geschickt mit Feuerwaffen um, aber natürlich wird sie nicht damit rechnen, daß Garvin sie umbringt. Es wird vorbei sein, ehe sie merkt, was los ist.«
    »Aber zweifellos, lieber Freund – und bitte, deuten Sie das nicht als Kritik – zweifellos ist das ein etwas
eingeschränktes
Finale. Delilah liegt danieder, aber was ist mit Garvin?«
    Tyl grinste breit und selbstzufrieden. »Ach, das wird das Interessanteste an dem Ganzen sein, Dr. Pilgrim. Der Tod Blaises durch seine Hand ist das von mir konzipierte Schlüsselerlebnis, das Garvins Erinnerungsvermögen wieder zurückbringt und all die unrichtigen und vorgetäuschten Erinnerungen, die ich ihm suggeriert habe, wegwischt. Kurz gesagt, Garvin

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