Modesty Blaise 13: Bellman (Kurzgeschichte von Cobra Trap)
und Crichton fuhr von seinem Stuhl auf und schlug Modesty mit seinem Handrücken über ihren Mund, seine Augen strahlten vor Freude. Ihre Lippe war aufgesprungen und sie drückte die Innenseiten ihrer Handgelenke gegen den Mund, um die Blutung zu stillen.
Willie schaute Crichton an und sagte ruhig, »Wie war doch gleich ihr Name?« Und im Gegensatz zu seiner Stimme ließen seine Augen Crichton zutiefst erschaudern, dass er unwillkürlich einen Schritt zurücktrat. Er fand seine Fassung wieder und lachte betont zwanghaft, »Du wirst nicht die Möglichkeit bekommen,
mir
nachzustellen. Ich werde bald
dir
nachstellen.«
Van Rutte sagte, »Und er wird nicht alleine sein. Hier sind eure Klamotten.« Er griff nach einer Provianttasche und leerte sie auf den Tisch aus: ein Colt .32, ein Bowiemesser, eine Wasserflasche und ein Paar Schlüssel für die Handschellen an einer Schnur.
Boshaft und voller Selbstmitleid sagte Bellman mit bebender Stimme, »Ihr habt mich gejagt! Jetzt werdet ihr am eigenen Leib spüren, wie es sich anfühlt. Ihr werdet auf der Insel um zehn Uhr an Land gesetzt. Sie ist klein und unbewohnt. Ihr habt eure Lieblingswaffen dabei, der .32 Revolver für dich, Blaise, das Messer für Garvin. Eine Wasserflasche. Schlüssel für eure Handschellen.« Van Rutte legte die Sachen in der Reihenfolge in den Proviantbeutel zurück, wie sie benannt wurden, und Bellman fuhr fort, »Ihr habt zwei Stunden, und dann werden sie euch hetzen…
und euch vernichten
! Seine Stimme überschlug sich bei den letzten Worten und schweratmend mit wildem Blick schwankte er in seinem Rollstuhl.
Sandra hielt seine Schulter, um ihn zu beruhigen, sie war vollkommen durcheinander.
Modesty sagte ruhig, »Es war nicht das Arbeitslager, Bellman. Du bist ein Niemand. Du hast dich hängenlassen, weil du nur ein armer, kleiner Scheißer bist.«
Bellman versuchte zu antworten, aber es kam kein Laut über seine Lippen. Sandra starrte die beiden Gefangenen rasend vor Zorn an und schrie, »Bringt sie weg, ich will mir nicht länger ihre Lügen anhören müssen.«
* * *
Modesty Blaise und Willie Garvin standen auf einem flachen Felsen, der eine natürliche Anlegestelle bildete und schauten dem kleinen Motorboot nach, wie es zu dem vor der Küste vor Anker liegenden Schiff zurückglitt. Nachdem sie von dem Schiff abgelegt hatten, hatten sie gesehen, dass es unter panamesischer Flagge lief und
Ambato
hieß. Sie waren noch immer in Handschellen und Willie trug den Proviantbeutel. Ein paar Sekunden lang studierten sie ihre Umgebung, die Geländestruktur, die Entfernung zum Schiff, die Strömung und schätzen die Zeit, die sie brauchen würden, um zur Ambato zu schwimmen, falls sie sich zu einem Zeitpunkt dazu entscheiden sollten.
Modesty nickte kurz, sie wandten sich um und liefen landeinwärts über eine kurze felsige Anhöhe, dann in eine Bodensenke, in der sie vor neugierigen Blicken durch Feldstecher vom Schiff verborgen waren. Willie nahm die Schlüssel aus dem Beutel und öffnete Modestys Handschellen, erstaunt hoben sich seine Augenbrauen. »Ich habe gedacht, Bellman würde uns reinlegen«, sagte er.
»Falsche Schlüssel.«
»Wäre sehr leicht möglich gewesen.« Modesty nahm sie aus seiner Hand und befreite seine Handgelenke. »Bellman ist verrückt. Innerlich verfault.«
»Wie ein paar Tausend seiner alten Abnehmer, wenn sie überhaupt noch am Leben sind.« Willie nahm den Revolver heraus und übergab ihn Modesty. Als sie die Trommel überprüfte, um nachzusehen, ob er geladen war, suchte Willie beim Bowiemesser den Balancepunkt, indem er es über einen Finger legte. »Wie willst du das Spiel spielen, Prinzessin?«, fragte er.
»Die lange Variante, denke ich. Ein Versteck finden und untertauchen, vielleicht für ein paar Tage, bis sie sich um ihre eigene Achse drehen und ungeduldig werden. Die andere Möglichkeit, wir könnten bei Einbruch der Dunkelheit zum Schiff zurückschwimmen, es in unsere Gewalt bringen und die drei Musketiere auf der Insel zurücklassen. Wir müssen uns nichts beweisen, oder?«
»Nein…, eigentlich nicht.«
Er sah besorgt aus und als sie sah, dass er ihre stark geschwollene Lippe betrachtete, wusste sie, was ihn beunruhigte und sagte, »Zuallererst müssen wir eine Höhle finden und dann sehen wir weiter.«
»In Ordnung. Wir haben bestenfalls zwei Stunden.« Er verstaute die Handschellen im Proviantsack und steckte die Schlüssel in die Innentasche seines Smokings.
»Wir sollten uns mit
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