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Möbel zu Hause, aber kein Geld für Alkohol: Kreuzberger Szenen (German Edition)

Möbel zu Hause, aber kein Geld für Alkohol: Kreuzberger Szenen (German Edition)

Titel: Möbel zu Hause, aber kein Geld für Alkohol: Kreuzberger Szenen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Bittermann
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Du hast Respekt. Wir machen alles zusammen. Kein Problem, Alter.« Der türkische Migrant klopft einem anderen türkischen Migranten auf die Schulter und gibt ihm die Hand. Dann trennen sich ihre Wege, während die Frage im öffentlichen Raum wabert, was das wohl sein könnte, dieses »alles zusammen machen«. Aber es gefällt mir, es hat so was schön Mafiöses an sich.
    Der Respekt-Mann ist glaube ich keine Bereicherung im Kiez. Womit auch immer er sein Geld verdient, er würde sich vermutlich nicht vor den Fischladen hinstellen und Reden über die Bereicherung des Kiezes durch den Fischladen schwingen. Oder vielleicht doch? Warum eigentlich nicht? Wahrscheinlich kann er das sogar viel besser, denke ich. Dann kräht Fup wieder und holt mich in die reale Welt zurück.

In Kottis Sport’s Bar
    In der Parallelgesellschaft des »Franziskaners« in der Dresdener Sackgasse will ich mir das Spiel von Doatmund, wie man in Doatmund sagt, angucken. Aus einer Hofeinfahrt quillt eine andere Parallelgesellschaft in Form einer verschleierten Braut in einem beeindruckenden Brautkleid, bei dem man Angst hat, es könnte bei der geringsten Unachtsamkeit eine Delle abkriegen, und bei dem man sich wundert, dass es nicht vom bloßen Hingucken zerfällt. Begleitet wird die Braut von einer jaulenden Tröte und einer Pauke. Vorsichtig wie eine Ming-Vase aus der Ming-Dynastie schwebt die Braut zu einem nagelneuen Audi und wird darin verstaut.
    Die Hochzeitsgesellschaft trottet hinterher und schwärmt aus, aber ich kann keinen Zeremonienmeister ausmachen. Alle stehen ratlos herum. Wie ich. Es sieht fast so aus, als ob das Brautpaar seine Flitterwochen im Auto verbringen wird, das mit einer Schleife wie ein Geschenk verpackt ist und wahrscheinlich auch eins ist. Aber dann setzt sich die Autokolonne in Bewegung.
    Das Fenster des Audis schnurrt herunter, und ratzfatz drängeln sich zehn halbwüchsige türkische Jungs vor der sich öffnenden Büchse der Pandora. Das türkische Hochzeitshubkonzert beginnt und ich schleiche mich in »Kottis Sport’s Bar«, ein türkisches Wettbüro, weil man hier in Ruhe gucken kann und nicht von dem merkwürdig tumultuösen Verhalten merkwürdiger Fans belästigt wird.
    Neben mir sitzt einer mit Glatze und schwarzer Lederjacke und dicken Geldbündeln, und ab und zu werden Scheine über den Tisch hin und her geschoben. Ich würde auch gerne wetten, aber ich verstehe die ausliegenden Wettzettel nicht. Und auch sonst verstehe ich nichts, und gerade das ist sehr angenehm. Ich mag diese Parallelgesellschaft. Ich glaube sogar, dass Doatmund deswegen gewonnen hat. Die Barfrau grinst mich freundlich an, als ich gehe.

Rampensäue in Mitte
    »Hinter dir ist Leander Haußmann, aber dreh dich nicht um«, zischelt mir Nadja ins Ohr, dabei bräuchte sie gar nicht zu zischeln, denn wir stehen gegenüber den Hackeschen Höfen, Autolärm braust, und wir verursachen gerade einen Touristenstau, weil wir auf dem engen Bürgersteig stehen geblieben sind, um zu beraten, welche Flaschengetränke wir kaufen, um uns unauffällig unter die jungen Großstadtnomaden zu mischen, die alle mit einem Flaschengetränk in der Hand herumlaufen, von der Angst geplagt, auf der Stelle zu dehydrieren, wenn man nicht mit einem Flaschengetränk in der Hand herumläuft.
    »Wer?«, frage ich, wie ich das eigentlich immer tue. Sicherheitshalber.
    »Leander Haußmann«, zischelt es wieder.
    »Wer ist das?«, frage ich. Nadja kräuselt die Stirn, dann verschwindet sie in einem Laden und besorgt ein paar Flaschen, während ich wie ein Tourist dumm herumstehe.
    Der Mann, der Leander Haußmann sein könnte, wenn ich das Verdrehen der Augen und die kurze Bewegung mit dem Kopf richtig deute, die Nadja unauffällig in eine bestimmte Richtung gemacht hat, trägt Beige und Dunkelblau, oben ein beiges Blouson und unten eine dunkelblaue Levis, jedenfalls schließe ich messerscharf, dass es eine Levis ist, weil er außerdem ein kleines beiges Einkaufstütchen trägt, auf dem Levis steht. Der Hosenboden hängt modern nach unten und er torkelt mit einem Handy am Ohr die Straße entlang. Er ist nicht betrunken, aber er schwankt wie Rudolf Augstein in seinen besten Zeiten. Als er über die Straße eiert, mache ich mir schon fast ein wenig Sorgen, aber er weicht elegant den Autos aus. Das Handy lässt er dabei nicht los, er plappert und plappert und plappert.
    Ein bisschen wie Fup, der schwer wie ein Glücksbuddha auf meinen Schultern sitzt. »Kennst du den?«, frage

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