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Möhrchenprinz - Roman

Möhrchenprinz - Roman

Titel: Möhrchenprinz - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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egal, denn ich hatte nur Augen für PS. Er saß elegant im Sattel und führte sein Pferd in unglaublicher Geschwindigkeit und Geschicklichkeit hinter dem Ball her. Kraftvoll und zielgerichtet drosch er mit dem Bambusschläger auf den Ball ein und erzielte mehrere Tore für seine Mannschaft. Es war ein lächerliches Gefühl, das war mir bewusst, aber ich war stolz.
    In jedem der vier Abschnitte kamen die Spieler mit einem anderen Pferd auf den Platz. Der Kommentator versuchte gelegentlich, dem Publikum die eine oder andere Regel zu erklären, zum Beispiel, dass nach jedem Tor die Richtung des Spiels wechselte, was sehr verwirrend war, aber die meisten interessierten sich für die Regeln ebenso wenig wie ich. Ich interessierte mich mehr und mehr für die Frage, wie dieser Tag weitergehen würde.
    Würde PS den ganzen Tag mit seinen Sportkollegen verbringen? Wahrscheinlich. Würde er auch den Abend mit ihnen verbringen? Ziemlich sicher. Hier? Oder in einem Restaurant? Gäbe es für mich die Möglichkeit, dabei zu sein? Ich wünschte es mir sehr, denn am Abend allein zu Hause zu hocken, während der Mann meiner Träume strahlend und erfolgreich im Kreis guter Freunde feierte, schien mir immer weniger verlockend.
    Ich hatte offenbar ganz schön lange meinen Gedanken nachgehangen, denn plötzlich ertönte das Signal, das Spiel war vorbei und das Team von PS hatte dieses Match gewonnen. PS grinste mir zu, während er Stock schwingendan mir vorbeiritt und meine Glückwünsche mit einer Geste entgegennahm, wie sie die Queen macht, wenn ihr Volk ihr huldigt.
    Ich schlenderte Richtung Stall, da mich das nächste Spiel nicht interessierte, und setzte mich auf einen Strohballen, um auf PS zu warten. Ob er sich umziehen würde vor dem nächsten Spiel? Dann würde es natürlich etwas länger dauern, aber ich hatte den ganzen Tag Zeit. Ich genoss die Sonne, behielt aber den Zugang zu den Mannschaftsumkleiden im Blick, um nicht zu verpassen, wenn PS wieder auftauchte. Was er allerdings nicht tat. Irgendwann war ich so durstig, dass ich mich dazu durchringen musste, meinen Beobachtungsposten aufzugeben und mir ein Wasser zu besorgen. Und dabei sah ich ihn.
    PS trug noch sein Sportzeug – besser gesagt Hose und Stiefel, aber kein Hemd. Das Hemd lag neben ihm im Stroh, wo sich auch der Hut der Frau befand, unter deren Bluse die Hand meines Chefs steckte. Es war nicht die blonde Schlange, so viel war klar. Diese hier war dunkelhaarig, aber der Körper genauso makellos wie die meisten Körper hier – von meinem mal abgesehen. Die beiden waren so in ihren Kuss versunken, dass sie von der restlichen Welt nichts mitbekamen. Das war mir recht, denn noch schlimmer, als Zeugin dieser Szene zu sein, wäre es gewesen, beim Zuschauen erwischt zu werden. Ich verzichtete auf das Wasser, verließ schnurstracks das Gelände und heulte abends mein Kissen voll. Der Sonnenbrand, den ich mir im ganzen Gesicht geholt hatte, schmerzte die ganze Nacht, allerdings deutlich weniger als die Seelenpein, die mich vom Schlafen abhielt.

6
    Während ich am Montag danach im Büro PS gegenüber so tat, als hätte ich das Turnier verlassen, weil mir die Hitze nicht bekommen wäre, und mich verbissen um die Marktpositionierung afrikanischen Wildfleisches und japanischen Kobe-Rindes verdient machte, betrieb Daniel die Ökologisierung eines der größten Finanzinstitute Deutschlands. Er übernahm den Einkauf des Abteilungskaffees von der Assistentin und kaufte fair gehandelten Biokaffee. Er beauftragte die Hausverwaltung, Toilettenpapier in Recyclingqualität zu bestellen, und verlangte vom Gebäudemanagement, alle Glühlampen gegen Energiesparbirnen auszutauschen. Da er keine Weisungsbefugnis für diese Bereiche hatte, wurden seine Anweisungen ignoriert. Daraufhin tauschte Daniel selbst die Glühbirnen gegen Energiesparlampen aus. Auf eigene Kosten.
    Penny bekam am dritten Tag der neuen Energiesparzeit einen Tobsuchtsanfall.
    »Diese blöde Birne braucht zwanzig Sekunden, bis sie überhaupt hell ist. Bis dahin hocke ich auf dem dunklen Klo und warte auf Licht. Ist das vielleicht ökologisch?«
    »An der Effizienz wird permanent gearbeitet. Diese Lampen hier sind schon deutlich schneller als …«, wandte Daniel ein.
    »Mich interessiert nicht, wie überragend schlecht diese Dinger früher waren, mich macht es fertig, wie schlecht sie heute sind«, keifte Penny.
    »Du sollst auf dem Klo nicht lesen«, warf Money ein. »Und für alles andere ist es wohl hell genug,

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