Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Möhrchenprinz - Roman

Möhrchenprinz - Roman

Titel: Möhrchenprinz - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
Vom Netzwerk:
oder?«
    Da die männlichen Kollegen offenbar keinem vernünftigen Argument zugänglich waren, beschloss Penny, sich selbst zu helfen. Sie ließ das Licht in der Damentoilette dauerhaft brennen. Diese Strategie funktionierte so lange, bis Daniel begann, das Flurlicht auszuschalten, sobald der Flur unbenutzt war. Dabei fiel ihm der Lichtschein unter der Tür zum Damenklo auf. Er klopfte, wartete, öffnete die Tür, fand die Toilette unbenutzt und schaltete das Licht aus.
    Penny beschwerte sich beim Boss, der wiederum Daniel zu sich zitierte.
    »Ich habe Beschwerden über die Qualität des Kaffees, der Toilettenbeleuchtung, des Toilettenpapiers und darüber, dass neuerdings eine Biotonne in der Teeküche steht und stinkt.«
    »Die stinkt nicht«, stellte Daniel klar.
    »Unser Reinigungsdienst trennt keine Bioabfälle«, sagte der Boss.
    »Dann sollte der Reinigungsdienst das schnellstens einführen.«
    »Das wird nicht passieren.«
    »Dann nehme ich den Biomüll abends mit nach Hause.«
    So kam es, dass mein Bruder an den Tagen, die er im Büro verbrachte, auf dem Heimweg nicht nur seine neue, fünfzehnhundert-Euro-teure, vegetabil gegerbte Ledertasche, sondern auch eine tropfende Tüte voll Biomüll mit nach Hause nahm und in die Biomülltonne seines Luxus-Penthouse warf.
    »Hast du denn in deiner Wohnung auch schon alle Lampenausgetauscht?«, fragte ich, als er mir entrüstet von der Inflexibilität seiner Kollegen berichtete.
    »Natürlich. Aber da ich selten zu Hause bin, lohnt es sich eigentlich gar nicht.«
    »Stimmt«, entfuhr es mir und vielleicht war das der Tropfen, der das Ökologisierungsfass in Daniels Hirn zum Überlaufen brachte. Jedenfalls quälte ich mich danach noch monatelang mit der Frage, ob die Katastrophe abwendbar gewesen wäre, wenn ich an dieser Stelle anders reagiert hätte.
    Zunächst suchte ich weiter nach einer Wohnung, kaufte Kleidung und Schuhe und genoss es, wenigstens zwei Zimmer mein Eigen nennen zu können. Nur Conny und Mike störten mein Wohlbefinden, indem sie stundenlang das Badezimmer blockierten, meine Vorräte aus dem Kühlschrank klauten oder abends, wenn ich schlafen wollte, die Musik aufdrehten. Natürlich beteiligten sie sich weiterhin nicht am Hausputz, und nach Svenjas Abreise musste ich nun alles allein ertragen und alles allein erledigen. Ich fragte mich, wann ich den beiden Schnorrern endlich entrinnen würde.
    Es geschah am siebenundzwanzigsten April, dem sechsundfünfzigsten Tag nach Svenjas Abreise. Es war ein Samstag. Der Sonnenbrand vom Polo-Wochenende war abgeklungen, nur die Haut auf der Nase pellte sich noch. Alle diese Details werde ich vermutlich mein ganzes Leben lang nicht vergessen, so wie andere Leute sich daran erinnern, was sie gerade taten, als die Berliner Mauer fiel oder andere einschneidende Ereignisse dem Leben, wie man es bis dahin gekannt hatte, eine neue Richtung gaben.
    Ich war kurz zuvor aufgestanden und leicht griesgrämiger Stimmung, weil das sonnige Frühlingswetter des März gegen das graue Regenwetter des April verloren hatte undweil mein Wochenende öd und leer vor mir lag. Die meisten meiner Freundinnen und Freunde hatten inzwischen Jobs gefunden und Düsseldorf verlassen. Federico hatte eigentlich am Wochenende kommen wollen, aber dann doch abgesagt, weil er mit Fieber im Bett lag.
    Dann stellte ich fest, dass sowohl mein Joghurt als auch die Sauerkirschen aus dem Kühlschrank verschwunden waren, und stellte Conny und Mike zur Rede, die in Connys Zimmer schliefen. Oder im Koma lagen, wenn ich die Luftqualität im Zimmer richtig deutete.
    »Ich habe es satt, dass ihr mir meine Lebensmittel klaut. Es ist mein Geld, von dem ihr lebt. Und es ist mein Aufwand einzukaufen, obwohl ihr Penner den ganzen Tag nichts tut. Ich arbeite die ganze Woche und am Wochenende kann ich mir noch nicht mal mein Müsli machen, weil ihr beiden mich nach Strich und Faden ausnehmt.«
    Von der Matratze auf dem Boden drang ein unterdrücktes Stöhnen, dann murmelte Mike: » Stop yelling and piss off. «
    »Jetzt sofort und auf der Stelle geht einer von euch Schmarotzern mir ein Frühstück kaufen«, sagte ich und riss den beiden die Decke weg.
    Weder Conny noch Mike öffneten auch nur eins ihrer vier Augen. Sie drehten sich synchron von mir weg und zur Wand hin.
    »ICH WILL MEINEN JOGHURT!«, brüllte ich aus vollem Hals.
    » Answer the door «, nuschelte Mike und ich dachte, er wäre immer noch high, aber dann läutete es wieder an der Tür.
    »Dieses Thema ist

Weitere Kostenlose Bücher