Mönchsgesang
kleinen Kratern übersät. Er trug ein ledernes nietenbesetztes Wams, und an seiner Seite baumelte ein Schwert, dessen Knauf das Frauenzimmer in lasziver Weise umklammert hielt.
»Wer zum Teufel seid Ihr denn?«, brummte der Mann und gab seiner Begleiterin mit einer Geste zu verstehen, ihre Albernheiten zu unterbrechen.
»Ich bin Mathäus, äh, Dreyling, Beamter des Markgrafen Wilhelm von Jülich im Dienste der beiden Herren von Merode.«
Der andere pfiff durch die Zähne. »Und ich bin der Erzengel Gabriel, im Dienste Gottes und der Heiligen.« Er zwinkerte dem Frauenzimmer zu. »Oder bin ich nicht doch Luzifer, der gefallene Engel?«
Das Weib lachte kreischend auf.
Mathäus lächelte maliziös. »Ich weiß, wer Ihr seid«, sagte er gleichmütig. »Ihr seid Norbert von Kerpen.«
»Beim Arsch des Leibhaftigen!« Er klatschte in die Hände. »Ich wusste nicht, dass ich eine Berühmtheit bin.«
»Um ehrlich zu sein: Die Mönche haben es mir gesagt.«
»Die Mönche?« Er wechselte einen vergnügten Blick mit seiner Begleiterin, die eine Hand auf ihren grell geschminkten Mund presste und anfing zu prusten. »Die Mönche?«, wiederholte er. »Oh! Sicherlich hatten die frommen Männer nicht allzu viel Gutes über mich zu berichten. Verzeiht meine Neugier, Mathäus, aber was macht ein Beamter des Markgrafen in diesem vermaledeiten Kloster?«
Der Dorfherr zögerte mit seiner Antwort. »Es geht um den Tod von Bruder Adam«, gab er schließlich zu.
»Bruder Adam? Ja, ja. Ich hoffe, dass der Herrgott ihn nicht allzu lange im Fegefeuer schmoren lässt.«
»Was wollt Ihr damit sagen?«
»Nichts. Nur, dass nicht mal ein Mönch dort oben mit blütenweißer Seele antanzt.«
»Habt Ihr ihn gut gekannt?«
Norbert von Kerpen lachte laut auf. Mathäus roch die Weindünste, die den Ritter und sein Weibsbild umgaben. »Ob ich Bruder Adam gut gekannt habe? Darauf könnt Ihr einen lassen. Und um es vorwegzunehmen: Wir vertrugen uns so gut wie eine hungrige Schlange und ein lahmer Frosch.«
Mathäus deutete ein Nicken an. »Ist es möglich, mit Euch alleine zu sprechen, Herr Norbert?«
»Und wozu, bitte schön, soll das gut sein?«
»Ich bitte Euch eben darum.«
Der Ritter warf der Rothaarigen einen lüsternen Blick zu. »Wenn ich aber keine Zeit habe?«
»Ich kann darauf bestehen, wenn es sein muss.«
»Oh!« Norbert setzte eine Miene gespielter Ehrfurcht auf. »Wenn das so ist … Natürlich will ich mich nicht mit einem Beamten des Markgrafen anlegen. Geh schon mal hoch, mein Häslein«, sagte er zu dem Frauenzimmer, »der edle Norbert wird bald kommen und dir geben, was du brauchst.«
Sie erhielt einen Klaps auf den Hintern und verschwand mit unzüchtigen Bewegungen ihrer Hüften nach oben. Mathäus bat den Ritter in seine Kammer, wo dieser sich unverzüglich auf einen Hocker plumpsen ließ.
»Verdammt, habt Ihr nichts zu saufen?«, brummte er.
Mathäus ignorierte seine Frage und setzte sich ihm gegenüber. Er stützte sein Kinn in beide Hände. »Bitte sagt mir, Herr Norbert, was Bruder Adam für ein Mensch war. Warum mochtet Ihr Euch nicht?«
Der Ritter rülpste leise. Er blickte zur Wand, als fände er dort die Antwort. »Bruder Adam«, sagte er schließlich, »war hart gegen sich selbst. Vor allem aber gegen andere. Mag sein, dass er ein sehr belesener Mann war. Aber ob die verflixten Bücher gut für seinen Seelenfrieden waren, weiß ich nicht. Wenn's nach ihm gegangen wäre, hätte er jedem Sterblichen eine allabendliche Selbstkasteiung zur Vergebung seiner Sünden verordnet.« Er schnaubte wütend. »Ich bin nun mal kein gottverdammter Mönch, und ich will auch keiner sein. Wenn ich hier lebe, heißt das nicht, dass ich ein gewisses Körperteil nur zum Pissen benutze oder dass mein Magen sich nur mit verdünntem Wein zufrieden gibt. Aber das wollte nicht in Adams dicken Schädel.«
»Wann habt Ihr ihn das letzte Mal gesehen?«
»Gestern, am Sonntag, in der Klosterkirche.«
»Habt Ihr mit ihm gesprochen?«
»Nein, aber …«
»Aber was?«
»Im Nachhinein muss ich sagen, dass der alte Griesgram in seinen letzten Tagen – wie soll ich sagen? – entspannter wirkte.«
»Entspannter? Was soll das heißen?«
»Na ja, normalerweise schossen seine Augen Blitze ab, wenn er mich ansah. Ungefähr so, wie Moses geschaut haben muss, als er vom Heiligen Berg zurückkam und seine Schäfchen unter fremden Götzenbildern rammelnd vorfand.«
»Wie vorfand?«
»Ach, sündigend, versteht Ihr?«
»Hm! Und Ihr
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