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Mönchsgesang

Mönchsgesang

Titel: Mönchsgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günter Krieger
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Frau trotz seiner Zurückweisung noch immer nicht erloschen war. Aus seinen Augenwinkeln nahm er im nächsten Augenblick eine weitere Person wahr. Siedend heiß durchfuhr es ihn. An der Schwelle der Tür, die in den Westflügel führte, stand Elisabeth von Grafschaft.
    Er hatte keine Ahnung, wie lange sie dort schon stand. Hatte sie gelauscht? Hatte sie ihr Gespräch verfolgt? Und wie mochte sie das Bild, das sich ihr geboten hatte, wohl deuten?
    Elisabeths ohnehin kühles Gesicht wirkte wie aus Stein gemeißelt. Auch Beatrix hatte ihre Anwesenheit inzwischen bemerkt; mit einem höhnischen Zug um ihre Mundwinkel und einem letzten vielsagenden Nicken Richtung Mathäus verließ sie den Kapellenvorraum über die Tür zum Ostflügel.
    Mathäus hatte sich inzwischen wieder gefasst. »Ich hoffe, dass es Eurem Gatten besser geht, Frau Elisabeth«, sagte er, ein Hüsteln unterdrückend.
    »Dank Meister Cornelius' Heilkünste geht es ihm nun tatsächlich besser. Aber es würde mich brennend interessieren, wie weit Ihr inzwischen mit Euren Ermittlungen seid«, fügte sie mit einem lauernden Blick hinzu. Sie trat näher.
    Mathäus atmete tief durch. »Nun, es ist nicht zu leugnen, dass sich die Suche nach dem Attentäter als äußerst schwierig erweist.«
    Elisabeth deutete auf das am Boden liegende Papierknäuel. »Ja, offensichtlich!« In ihren Augen glomm ein gefährliches Licht. »Aber vielleicht wart Ihr ja auch zu sehr abgelenkt!«
    »Macht Euch darüber keine Gedanken, Frau Elisabeth«, erwiderte Mathäus kühl. »Ich nehme meine Pflichten durchaus ernst. Aber ich bin kein Hellseher, und ich kann Euch den Attentäter nur dann präsentieren, wenn ich genügend Beweise für seine Schuld gefunden habe. Ach, und übrigens …« Er verschränkte seine Arme. »Sicher habt Ihr gestern einfach nur vergessen, mir mitzuteilen, dass es diese beiden Türen gibt.«
    »Was haben die Türen mit der Sache zu tun?«
    »Es fällt mir schwer zu glauben, dass eine intelligente Frau wie Ihr mir diese Frage stellt.«
    »Was erlaubt Ihr Euch, so mit mir zu sprechen?«
    »Vielleicht wollt Ihr mich ja auch nur für dumm verkaufen«, fuhr Mathäus unbeirrt fort, »dies allerdings empfände ich als Beleidigung. Die Tatsache, dass es im Kapellenvorraum zwei unverschlossene Türen gibt, die sowohl in den West- als auch in den Ostflügel führen, besagt nichts anderes, als dass jeder – hört Ihr: jeder! – das Attentat auf Euren Gatten verübt haben könnte.«
    Elisabeths Kiefer begannen zu zittern, doch Mathäus war noch nicht fertig: »Und es ist sogar unwahrscheinlich, dass der Attentäter aus der Kapelle kam. Unmittelbar nach dem Aufschrei Eures Gatten stürmte der Kaplan aus seiner Sakristei. Die Leute, die Ihr verdächtigt, saßen dort immer noch auf ihren Plätzen.«
    »Moses«, zischte Elisabeth. »Wie viel Glauben kann man den Worten eines sündigen Priesters schenken?«
    Mathäus zuckte mit den Achseln. »Die Verlockungen des Fleisches sind eine Sache, der Drang nach der Wahrheit eine andere. Ich weiß nicht, ob ich Euch jemals den Attentäter präsentieren werden kann.« Mit großen Schritten rauschte er an Konrads Gattin vorbei. Ihre schneidige Stimme ließ ihn unter dem Bogen des Portals verharren. »Herr Mathäus!«
    Er wandte sich um.
    »Ich erwarte von Euch, dass Ihr den Kerl findet, habt Ihr verstanden?« Sie schien auf eine Antwort zu warten, doch diese erfolgte nicht. »Es kann nicht angehen«, fuhr sie deshalb fort, »dass man dem Herrn von Merode ungestraft nach dem Leben trachtet. Ich bin mir sicher, dass der Markgraf die Sache genauso sieht.«
    Mathäus schluckte eine verärgerte Erwiderung hinunter. Wortlos hastete er die Treppe zum Burghof hinab. Ein kühler Herbstwind strich um sein Gesicht, was er bei der Fülle der Gedanken, die durch seinen Kopf schwirrten, als äußerst erfrischend empfand.
    Meister Cornelius' Planwagen erregte seine Aufmerksamkeit. Offenbar war der Medicus im Begriff, abzureisen. Zwei von Konrads Dienern halfen ihm auf den Kutschbock, während der Kutscher die beiden Schimmel anschirrte.
    »Demnächst lässt man mich noch rufen, wenn einem die Nase tropft«, hörte Mathäus den Medicus brummen. Die Diener kicherten verstohlen, und der Kutscher schwang sich auf seinen Platz. Schon bald rumpelte der Wagen durch das Torhaus. Mathäus sah ihm versonnen nach, bis er hinter den Sträuchern einer Wegbiegung verschwunden war. Plötzlich verspürte er den brennenden Wunsch, Jutta in seine Arme zu

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