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Mönchsgesang

Mönchsgesang

Titel: Mönchsgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günter Krieger
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schließen. Doch ungewollt tauchte immer wieder Beatrix' Gesicht vor seinen Augen auf. Er sah ihre leuchtenden Augen, ihre vollen Lippen. Er wollte dieses Bild verbannen, doch es gelang ihm nicht. Was will diese Frau von mir, dachte er wütend. Ich liebe sie nicht! Ich liebe nur Jutta! Ja, er war sich völlig sicher, dass es keine Liebe war, die er für Beatrix empfand. Aber was war es dann? Was faszinierte ihn so an ihr? Ob sie ihn tatsächlich verhext hatte?
    Eine raue Hand, die sich plötzlich auf seine Schulter legte, riss ihn jäh aus seinen Gedanken.
    »Herrgott, Friedrich, müsst Ihr mich so erschrecken?«
    »Verzeiht mir. Aber ich habe Euch mehrmals angesprochen, und Ihr habt nicht reagiert.«
    »Wirklich?«
    »Ich dachte schon, Ihr seid taub. Wie eine Statue standet Ihr da.«
    »Also, was gibt's denn?«
    Der Kastellan winkte ihn näher zu sich heran. »Mir ist da noch was eingefallen«, erklärte er geheimnisvoll.
    »Ich bin ganz Ohr!«
    »Ihr kennt doch Wiprecht, den Bauern vom Hahndorn?«
    Mathäus nickte.
    »Nun, zufällig weiß ich, dass er mit seinen Abgaben ziemlich im Rückstand ist.«
    »Und?«
    »Es geht das Gerücht, dass Konrad ihm ein Angebot gemacht hat.« Friedrich sah sich verstohlen um, bevor er flüsternd fortfuhr: »Ein Schäferstündchen mit seiner hübschen Tochter Edeltrud gegen den Erlass der diesjährigen Abgabe.«
    »Weiter!«, drängte Mathäus ungeduldig. Er hatte die Nase voll von solcherlei Geschichten.
    »Wiprecht hat Konrads Boten angeblich mit einem Tritt in die Eier fortgejagt.«
    »Angeblich, angeblich«, blaffte Mathäus, so dass der Kastellan erschrocken zusammenfuhr. »Warum verschont Ihr mich nicht mit solchem Gerede, von dem Ihr selbst zugebt, dass es nur Gerüchte sind?«
    »Weil ich Wiprecht gestern gesehen habe«, erwiderte Friedrich eingeschnappt, »hier auf dem Burghof. Das war, kurz bevor die Kunde über das Attentat auf Herrn Konrad die Runde machte.«
    »Gut, Wiprecht war also hier!« Mathäus legte versöhnlich eine Hand auf Friedrichs Schulter. Es tat ihm längst Leid, den Kastellan, der ihm ja nur helfen wollte, so angefahren zu haben. »Danke für Euren Hinweis. Ich werde der Sache nachgehen.«
    »Ach, und noch etwas: Diese Laienmönche, die Ihr mir geschickt habt – sie vertragen sich nicht mit unseren Stallburschen. Es gab schon ein paar deftige Schlägereien.«
    Mathäus hatte wenig Lust, sich auch noch über solche Dinge den Kopf zu zermartern. »Ich bin sicher, dass Ihr in der Lage seid, diese Sache vernünftig zu regeln, Friedrich.« Seufzend verließ er den Burghof.
    Es hatte längst zu dämmern begonnen. Mathäus stapfte gedankenverloren durch ein Meer brauner Blätter, die der Wind durch die Gegend blies. Schließlich erreichte er die Dorfstraße. Er zwang sich zu einem freundlichen Lächeln, als ein paar Kinder, die eine gefüllte Schweinsblase vor sich her trieben, ihm zuwinkten.
    Der Duft von gekochtem Haferbrei stieg ihm in die Nase, als er sein Haus betrat. Richmond Dreyling stand vor dem Herd und schaute über seine Schulter, während er in einem Kessel rührte.
    »Na, wie war dein Tag?«
    »Beschissen!«
    »Wen wundert's? Ein beschissener Tag in einem beschissenen Nest.«
    Mathäus verdrehte die Augen. »Sehr geistreich, Vater.«
    Die Männer setzten sich. Sie sprachen ein Tischgebet und begannen zu essen. Mehrmals versuchte Dreyling, seinen Sohn über die Geschehnisse auf der Burg auszufragen, doch der gab sich wortkarg.
    Als sie draußen Hufgetrampel vernahmen, ahnte Mathäus es bereits: Gleich würde sein herbeigesehnter Freund Heinrich die Stube betreten.
     

17
    H ein!«
    »Mätthes!«
    Die beiden fielen sich lachend um den Hals. Mathäus sah den schwarzen Schatten, der auf sie zustürmte. Erschrocken löste er sich aus der Umklammerung des Freundes. Im nächsten Augenblick lag er auf dem Boden, und die riesige Dogge leckte schmatzend quer durch sein Gesicht.
    »Halt mir das Viech vom Hals«, ächzte Mathäus.
    »Chlodwig, lass das doch«, schimpfte Heinrich.
    Dreyling aber hatte sich von seinem Hocker erhoben und spähte ungläubig herüber. »Was ist denn jetzt los?«, wollte er wissen.
    Mit einem unwilligen Blick auf die Dogge, mit der ihn eine seltsame Hassliebe verband, rappelte Mathäus sich hoch. »Darf ich vorstellen, Vater: Das ist Heinrich, ein alter Freund von mir. Wir haben gemeinsam in der Garde des Markgrafen gedient.«
    »Soso.« Dreylings Augen blitzten interessiert auf.
    »Hein, das ist mein Vater, Richmond

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