Mönchsgesang
eine Laus!«, knirschte er.
Heinrich streckte seinen Kopf weit nach hinten. Ein paar Männer, die dies für Ängstlichkeit hielten, begannen amüsiert zu kichern. Doch urplötzlich katapultierte sich Heinrich nach vorne. Seine Schläfe traf dumpf die Stirn des anderen, der laut aufschreiend zurücktorkelte und benommen nach seinem Schädel tastete. Sogleich sprang auch sein Kamerad auf. Er ballte drohend seine Fäuste, traute sich aber offensichtlich nicht, den immer noch gelassen dasitzenden Heinrich anzugreifen.
Inzwischen hatte sich der andere von dem Kopfstoß erholt. Sein linkes Auge war kräftig geschwollen, was den Ausdruck der Wut in seinem Gesicht nur noch steigerte. »Los, auf ihn!«, forderte er seinen Kumpan auf. Gemeinsam preschten sie voran, um sich auf den Kerl zu stürzen, der sie vor aller Augen gedemütigt hatte.
Heinrich aber erhob sich blitzschnell von seinem Hocker, griff mit beiden Händen nach der Kante des Tisches und kippte ihn nach vorne, so dass die beiden Angreifer ungestüm dagegenrannten.
»He, was soll das?«, rief der entsetzte Wirt hinter dem Schanktisch.
Die beiden Steinmetze zeigten sich nur kurz verblüfft, mit neuer Wut stürmten sie auf Heinrich zu. Der versuchte beiseite zu springen, doch der Blatternarbige erwischte ihn bei der Schulter. Die drei Männer stürzten zu Boden, wobei der Hüne auf dem Bauch seines Kumpans landete. Nach Luft ringend begann dieser wild um sich zu schlagen. Heinrich nutzte die Verwirrung, um sich aus dem Knäuel zu befreien und auf die Beine zu kommen, doch der Hüne tat es ihm mit erstaunlicher Schnelligkeit gleich. Seine Augen flackerten wie die Feuer der Hölle. Heinrich sah eine gewaltige Faust auf sich zusausen; reflexartig bog er seinen Oberkörper zur Seite.
Der Hieb ging ins Leere. Vom Schwung seines eigenen Schlages mitgerissen taumelte der Steinmetz nach vorne und stolperte über seinen immer noch ächzend am Boden liegenden Kumpan. Sofort rappelte er sich wieder hoch und wandte sich mit wutverzerrtem Gesicht an seine Berufskollegen, die den Kampf interessiert verfolgten.
»Los, helft uns gefälligst, den Kerl fertig zu machen, ihr Trottel!«, schnaufte er.
Die Männer sahen sich an. Heinrich erkannte an ihren Mienen, dass sie den beiden Kerlen diese Abreibung durchaus zu gönnen schienen; offensichtlich waren sie nicht sonderlich beliebt in der Gemeinschaft der Steinmetze. Nur zwei junge Burschen, die es sich mit den Streitbaren nicht verscherzen wollten, erhoben sich und schritten zum Kampfort.
»Wir nehmen ihn in die Zange«, bestimmte der Hüne. Inzwischen hatte sich auch der Blatternarbige von seinem Bauchtrauma erholt. Sein Grimm war unübersehbar.
Heinrich sah sich nun einem Halbkreis von vier Gegnern gegenüber, die bedrohlich näher rückten. Er bückte sich nach einem Bierkrug und schleuderte ihn zielsicher auf einen der beiden herbeigerufenen Burschen. Der Krug landete auf seinem Kopf, wo er in mehrere Teile zerbrach. Benommen plumpste der Kerl auf sein Hinterteil.
Diese unvermutete Attacke war für die anderen drei das Signal, unverzüglich loszustürmen. Plötzlich fand Heinrich sich unter einer Traube wütender Berserker wieder.
Gezielte Faustschläge trommelten auf sein Gesicht ein. Alle Kraft zusammennehmend brachte er einen kräftigen Fußtritt zustande, der zumindest den Blatternarbigen aus der Traube katapultierte. Der landete, vergeblich um Balance bemüht, auf einem der Schenktische, der krachend in seine Einzelteile zerbarst. Krüge zerbrachen und Becher polterten. Niemand achtete auf die verzweifelten Rufe des händeringenden Wirtes.
Inzwischen hatte Heinrich auch den anderen Burschen von sich stoßen können, sah sich für einen kurzen Moment nur noch dem Hünen gegenüber, der gotteslästerliche Flüche ausstieß. Diesen Moment galt es zu nutzen. Heinrich zog eine entsetzte Grimasse, als hätte er hinter seinem Angreifer ein Rudel zähnefletschender Dämonen erblickt. Als der Hüne einen fragenden Blick über die Schulter warf, spürte er schon den wuchtigen Tritt in seinem Unterleib. Seine Augen verloren jeglichen Glanz; keuchend und kampfunfähig sackte er in die Knie.
Der Blatternarbige hatte sich derweil einen schweren hölzernen Hammer reichen lassen, womit er einen neuen Angriff wagte. Heinrich konnte diesem mehr schlecht als recht ausweichen; der Schlag des Hammers traf ihn dumpf am Brustkorb. Für einen Augenblick blieb ihm die Luft weg. Doch schnell fasste er sich wieder. Er bekam den Arm mit
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