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Mönchsgesang

Mönchsgesang

Titel: Mönchsgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günter Krieger
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dingfest zu machen.«
    »Schon gut, dein Dilemma ist mir bewusst, Mätthes«, erklärte Heinrich. »Du möchtest, dass ich mich an deiner Statt nach Schwarzenbroich begebe und dort nach dem Mörder fahnde.«
    »Würdest du das für mich tun, Hein?«
    »Welche Frage! Wann soll ich los?«
    »Morgen früh. Dietrich wird dich hinführen.«
    »Dietrich? Wo du auf ihn zu sprechen kommst: Irgendetwas bedrückt den Burschen.«
    Mathäus hob seine Schultern. »Diesen Eindruck habe ich auch. Vielleicht klappt's ja nicht mit seinem Liebchen.«
    Just in diesem Augenblick betrat der rothaarige Diener das Gasthaus und spähte durch die Stube.
    »Sieh an, wenn man vom Teufel spricht«, murmelte Mathäus.
    Dietrich hatte sie entdeckt und kam mit gesenktem Kopf auf sie zu.
    »Dietrich, alter Kämpe! Was gibt's denn diesmal?«, begrüßte ihn der Dorfherr.
    »Nachricht von der alten Sibylle: Keiner von den Pilzen ist giftig, Herr.«
    Mathäus warf Heinrich einen fassungslosen Blick zu. Mit einem Male sah er seine Theorie in Frage gestellt.
    »Allerdings …« Der Diener hob einen Finger und starrte zur Decke, als müsse er sich die Worte der Sibylle ins Gedächtnis zurückrufen. »Allerdings sind die Pilze mit einem Kraut gewürzt, das in bestimmten Mengen tödlich wirkt. Es nennt sich Bilsenkraut.«
    »Also doch!« Mathäus klatschte in die Hände. »Warum sagst du das nicht gleich, Kerl?«
    »Sibylle sagt, die Menge des Bilsenkrauts auf Euren Pilzen hätte auch ein fettes Schwein umgebracht.«
    Dietrichs Worte lösten ein bedrücktes Schweigen bei Dreyling, Mathäus und Heinrich aus.
    »Kann ich jetzt gehen, Herr?«
    »Wie? Ach so, natürlich.«
    Der Diener machte kehrt und beeilte sich, zur Tür zu kommen.
    »Ach, noch etwas, Dietrich!«, rief Mathäus.
    »Ja, Herr?«
    »Ich möchte, dass du meinen alten Freund Heinrich morgen früh nach Schwarzenbroich begleitest. Ihr reitet sofort nach dem Morgengrauen los.«
    »Ja, Herr.« Hurtig verschwand er nach draußen.
    »Du willst deinen Freund wirklich in diesen Mörderbau schicken?«, fragte Dreyling, ein Rülpsen unterdrückend.
    Mathäus faltete die Hände vor seinem Mund. »Allmählich beginne ich mich auch zu fragen, ob ich ihm das zumuten kann.«
    »Blödsinn!« winkte Heinrich ab. »Ich würde es mir niemals verzeihen, wenn ich dir nicht helfen würde.«
    »Der Mörder könnte versuchen, auch dich umzubringen.«
    »Ich werde es ihm bestimmt nicht leicht machen.«
    »Du wirst auf Widerstand seitens der Mönche stoßen. Sie waren von meiner Anwesenheit nicht gerade begeistert.«
    »Mach dir keine Gedanken, Mätthes.« Heinrich schmunzelte verwegen und machte eine Geste, die keine weiteren Einwände mehr zuließ.
    Mathäus wusste, dass er den Intellekt des Freundes herausgefordert hatte. Obwohl er ihm unendlich dankbar war, fühlte er sich nicht besonders wohl in seiner Haut.
    »Darauf sollten wir noch einen trinken«, schlug Dreyling vor und hickste. »Leooo!«

18
    K alt und unheimlich wirkten die Mauern des Klosters, als sie vor den beiden Reitern im Morgennebel sichtbar wurden. In den Wipfeln der sich entlaubenden Bäume krächzten schwarze Vögel, und auf einer Wiese jenseits der Mauern waren im Dunst die Schemen von drei Schafen zu erkennen, die auf die Betrachter wie Tiere aus der Apokalypse wirkten.
    Dietrich trieb sein Pferd stumm voran, Heinrich und sein Hund folgten ihm. Sie gelangten an das verschlossene Tor der unvollendeten Klostermauer. Da weit und breit kein Pförtner zu sehen war, der ohnehin nur symbolischen Nutzen gehabt hätte, lenkten sie ihre Pferde um das Tor herum. Bald standen sie im Klosterhof.
    Heinrich machte keinerlei Anstalten abzusteigen. Sein Blick wanderte über den Klosterkomplex. Akribisch betrachtete er das Hauptgebäude, hinter dem die Spitze der Klosterkirche in die Höhe ragte. Er sah das Gästehaus zu seiner Rechten, und auch die weiter entfernt liegenden verkohlten Gerippe der niedergebrannten Holzbauten vermochte der Nebel nicht zu verbergen. Noch immer lag der Geruch von kaltem Rauch in der morgendlichen Luft. Eine ganze Weile saßen sie still in ihren Sätteln, bis Dietrich schließlich unruhig wurde.
    »Soll ich an das Portal klopfen, Herr?«
    Heinrich schüttelte den Kopf. »Ich bin überzeugt, dass man unser Kommen längst schon bemerkt hat, Dietrich. Man wird uns sicher gleich empfangen.«
    Er behielt Recht. Nach einem weiteren Moment begann das Portal sich langsam zu öffnen. Heraus trat ein großer hagerer Mönch. Sein fester Blick

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