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Mönchsgesang

Mönchsgesang

Titel: Mönchsgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günter Krieger
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nehmen.
    Weiter: Der Prior ist leicht verlegen, als du ihn fragst, warum er dir den Brand der Scheune und den Tod des Stallburschen Odo verschwiegen hat. Er erklärt es mit apokalyptischer Angst, die ihn zeitweise heimsucht. In der Tat, er wird immer nervöser.
    Die Mönche sind sich übrigens einig, dass Adam in seinen letzten Tagen eine Wesensveränderung erfuhr. Mit einem Male war er gütig und freundlich gegenüber seinen Mitbrüdern. Auch Norbert von Kerpen bestätigt diese Behauptung. Wahrscheinlich ist diese Wesensveränderung darauf zurückzuführen, dass der Todgeweihte sich innerlich mit seinem bevorstehenden Lebensende auseinander setzte. Adam glaubte offenbar an die Symbolkraft der weißen Lilie.
    Und dann wäre da noch Theodor, der äußerst verunsichert wirkt. Er ist Adams Nachfolger im Amt des Bibliothekars. Der alte Adam aber hat es nie verarbeitet, dass er durch einen Jüngeren ersetzt wurde, denn er liebte Bücher über alles. Anselm jedoch hielt diesen Schritt für ratsam, denn das Augenlicht des Alten ließ immer mehr nach. Theodor indessen macht keinen Hehl daraus, dass er Adam, der ihm seinen Unwillen oft genug anmerken ließ, manchmal hasste.
    Mit der Absichtserklärung, am nächsten Tag die Laienbrüder ausführlich zu befragen, beendest du die Versammlung. Aufgrund der nachfolgenden Ereignisse lässt dich dies vermuten, dass der Mörder in diesem Augenblick anwesend ist. Richtig?«
    »Ja. Denn die Baracke der Laienbrüder brennt in der folgenden Nacht nieder«, stimmte Mathäus zu. »Nur wie durch ein Wunder entkommen sie – bis auf einen armen Teufel namens Iring – dem Tod. Wenn der Mörder nicht im Verborgenen gelauscht hat, dann war er in der Tat im Saal anwesend.«
    Heinrich fuhr mit dem Finger über seine Notizen. »Der Brand!«, sagte er. »Du wirst wach vom Schein und vom Tosen der Flammen. Sogleich rennst du zum Ort des Geschehens, und heldenmütig, wie du nun einmal bist, versuchst du, den armen Iring aus dem brennenden Inferno zu befreien. Ein herabstürzender Balken vereitelt deine lobenswerte Tat.«
    »Dummer Kerl«, brummte Dreyling vor sich hin.
    »Kurioserweise ist es der grobe Norbert von Kerpen, der dich aus der Flammenhölle befreit. Und schon wird aus einer suspekten Person ein Lebensretter.«
    »Ein Häuflein Asche wäre er jetzt«, schimpfte Dreyling kopfschüttelnd.
    »Die Löschversuche jedenfalls bleiben vergeblich. Schnell ist die Baracke niedergebrannt. Schließlich bricht Walraf stöhnend zusammen. Und dann die Nachricht vom Tod Theodors!«
    »Eine grausige Nacht«, sinnierte Mathäus.
    »Zum erneuten Entsetzen des Priors findest du heraus, dass Theodor offensichtlich vergiftet wurde. Und der Prior gibt unter vier Augen zu, dass Theodor genauso veranlagt war wie der tote Odo. Eine weiße Lilie aber findet sich nicht in der Kammer des Toten. Schuld an seinem Tod war wahrscheinlich ein Pilzgericht. Ein tragisches Unglück?
    Drei weitere Männer erleiden Vergiftungen, doch sie überleben: Walraf, Notker und der Novize Karsil. Sie alle haben Pilze gegessen. Am nächsten Morgen wirst du sie im Krankensaal aufsuchen. Dich dagegen bewahrt nur deine Abneigung gegen Pilze vor diesem Übel.
    Du hast allen Grund zu glauben, dass es sich bei diesen Vergiftungen keineswegs um ein Unglück handelt. Der Mörder wütet wie ein Berserker, weil er fürchtet, enttarnt zu werden. Und weil du um das Leben der Laienbrüder fürchtest, die möglicherweise wichtige Informationsträger sind, schickst du sie zur Burg Merode. Zuvor bestätigen sie dir aber noch, was du ohnehin schon von Norbert wusstest: Odos Neigung zu seinesgleichen!
    Aber du erfährst auch noch etwas Neues: Odo mochte keinen Alkohol! Deshalb kann er schwerlich betrunken gewesen sein, als er in den Flammen der Scheune ums Leben kam.«
    »Rätsel über Rätsel«, lamentierte Mathäus. »Ich bin mir sicher, dass es Zusammenhänge zwischen all diesen Ereignissen geben muss. Und irgendwo hinter den Klostermauern gibt es einen Dreckskerl, der für all diese Todesfälle verantwortlich ist. Aber wer? Und warum?« Er stürzte den Rest seines Bechers die Kehle hinab. Dann ballte er wütend eine Faust. »Ich war fest entschlossen, diesen Verbrecher zu finden, doch dann …« Seine Stimme ging in ein entrüstetes Flüstern über. »Doch dann zieht irgendein Idiot dem edlen Herrn Konrad eins über die Birne, so dass seine aufgebrachte Gattin unverzüglich nach mir rufen lässt und mir befiehlt, diesen größten Schurken der Welt

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