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Mönchsgesang

Mönchsgesang

Titel: Mönchsgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günter Krieger
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sie herrisch. Der Page nickte und entfernte sich.
    Elisabeth wandte sich ab und ließ den Dorfherrn stehen. Sie beugte sich zu ihrem Gatten herab und prüfte den Sitz des neu angelegten Verbandes. Mit einer unwirschen Handbewegung entließ sie die Zofe. Mathäus war sich sicher, dass Konrads Kopfverband in Wirklichkeit längst überflüssig war, doch Konrad inszenierte seine Verletzung weiterhin wie ein Drama. Dabei schien es ihm durchaus klar zu sein, dass der Dorfherr seine Schauspielerei durchschaute. Dies jedoch schien seinen Spaß an der Sache keineswegs zu mindern. Er warf Mathäus mal leidende, mal spöttische Blicke zu. Der Dorfherr beschloss, eine Miene aufzusetzen, die keinerlei Deutungen zuließ.
    Nach einer Weile betrat ein kleiner, aber sehniger Mann das Schlafzimmer. Seine Kleidung ließ keinen Zweifel daran, dass es sich hierbei um den herbeigerufenen Rittmeister handelte.
    »Herr? Herrin? Ihr habt mich rufen lassen?«
    »Ja«, erwiderte Elisabeth barsch. »Nehmt Euch zwei Männer und reitet Richtung Aachen, sofort. Sucht nach Roswitha, der Magd, und bringt sie in Fesseln hierher.«
    »Aber es wird gleich dunkel«, gab der Rittmeister zu bedenken.
    »Na und? Fürchtet Ihr Euch etwa vor der Dunkelheit?«
    »Nein, aber …« Der Mann schluckte verwirrt. »Aber in Aachen wütet die Pest, Herrin.«
    »Ja, das habe ich auch gehört«, meinte Mathäus unschuldsvoll.
    Elisabeth warf ihm einen zornigen Blick zu. Natürlich war auch sie längst über das Voranschreiten der Seuche informiert. »Und Ihr seid sicher, dass Roswitha nach Aachen geflüchtet ist?«, fragte sie lauernd.
    Mathäus zuckte die Achseln. »Jedenfalls ist Aachen zurzeit ein sicherer Ort für eine Flüchtende. Hier braucht sie keine Verfolger zu fürchten.«
    »Auf dass die Pest sie holt«, zischte Elisabeth hasserfüllt und verließ fluchtartig das Zimmer. Der Rittmeister sah ihr verunsichert hinterher.
    »Ich glaube, Euer Auftrag hat sich somit erledigt«, flüsterte Mathäus ihm zu. Der Rittmeister nickte und verneigte sich vor Konrad, der sich mittlerweile auf die Kante seines Bettes gehievt hatte. Dann entfernte er sich ebenfalls.
    Konrad sah dem zurückgebliebenen Dorfherrn tief in die Augen. Er hat den Blick einer Schlange, dachte Mathäus. Nach ein paar endlosen Augenblicken schließlich erlöste ihn Konrad von seinem Schlangenblick. Gelangweilt starrte er nun auf einen edelsteinbesetzten Ring an seinem Finger. »Wisst Ihr, was Ihr seid, Mathäus?«, fragte er mit einer quälenden Saumseligkeit.
    »Nein, Herr. Was denn?«
    »Ein gerissener Hund! Das seid Ihr!«
    Friedrich, der Kastellan, half ihm aufs Pferd. »Und wann kann ich damit rechnen, dass diese verdammten Laienmönche endlich wieder in ihr Kloster zurückkehren?«, fragte er flehentlich.
    »Wieso? Freut Ihr Euch nicht über ein paar tatkräftige Hände?«
    Der Kastellan lachte hohl. »Von wegen tatkräftige Hände. Zuerst haben sie sich mit den Stallburschen geprügelt. Daraufhin habe ich sie mit anderen Aufgaben betraut. Aber überall flogen die Fetzen. In der Küche zum Beispiel sieht es aus wie auf einem Schlachtfeld. Die tatkräftigen Hände, die Ihr mir da geschickt habt, zerstören mehr, als dass sie schaffen.«
    Mathäus seufzte leise. Er ärgerte sich, dass er über dieses Problem nicht vorher nachgedacht hatte. Es hätte ihm klar sein müssen, dass es Schwierigkeiten geben würde, wenn eine Schar unzufriedener Männer in die Alltagswelt der Burgbediensteten eindrang. »Gut. Schickt sie gleich morgen früh wieder nach Schwarzenbroich«, ordnete er nach kurzem Überlegen an. Er hoffte darauf, dass Heinrich dem Mörder bereits auf die Spur gekommen war.
    »Gott sei's gelobt«, atmete Friedrich auf.
    Mathäus schnalzte mit der Zunge, und Julius trabte los. Auf der Zugbrücke kam dem Dorfherrn eine Schar Reiter entgegen. Er erkannte Paulus, Harper und drei weitere Männer. Offensichtlich kamen sie von einem Jagdausflug zurück. Auf Paulus' Arm hockte ein prächtiger Falke, dessen Kopf von einer roten Haube bedeckt war. Die Männer zügelten ihre Pferde, als sie den Dorfherrn erreichten.
    »Und? Habt Ihr den Attentäter endlich gefunden?«, höhnte Paulus. Harper kicherte kindisch.
    »Ja«, antwortete Mathäus knapp.
    »Wirklich? Wer war's denn?«
    »Ich bin sicher, Eure Schnüffler werden Euch schon bald darüber informieren.« Er trieb sein Pferd an und achtete nicht auf das aufbrausende Gelächter. Erst jetzt erkannte er, dass es sich bei den anderen Reitern nicht

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