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Mörder im Chat - Ostsee-Krimi : (Aus Rostock)

Mörder im Chat - Ostsee-Krimi : (Aus Rostock)

Titel: Mörder im Chat - Ostsee-Krimi : (Aus Rostock) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinstorff-Verlag
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Jürtens: »Das will nichts besagen. Ich musste mich seinerzeit belehren lassen, dass 25 km Luftlinie durchaus vier Stunden Fahrtzeit bedeuten können.«
    »Aber was war 2005?«, wollte Barbara wissen.
    »Da kam noch mal Schwung in die Ermittlungen. In einem Sprengstofflager der Polizei in der Hauptstadt ereignete sich eine Explosion. Diese wurde vom Menschenrechtsprokurat untersucht, dabei stieß man auf ein anscheinend geheimes Archiv der Nationalen Polizei. Man fand auch eine umfangreiche Akte zu Uriarte und Laube. Vor allem über sie. Sie galt als baskische Terroristin und Aufwieglerin, es gab sogar einen Exekutionsbefehl, unterzeichnet von einem hohen Tier der Präsidentengarde.« Er blätterte in Band VII. »Sie war also eindeutig von der Staatsmacht extralegal hingerichtet worden. Und Laube? Es gab Observationsprotokolle über ihn und einen Bericht über den Fund des ausgebrannten Ford neben einer schwer zugänglichen Schotterpiste fünfzehn Kilometer von Santa Cruz del Quiché entfernt; später stellte sich heraus: nur acht Kilometer vom Ort des Massakers. Vor allem aber entdeckte man sein Gepäck, das die Polizei im Hotel Chuguila sichergestellt hatte. Die Kollegen vom BKA und ich schöpften wieder Hoffnung, weil wir auf ein Reisetagebuch hofften, vielleicht auch auf Quittungen oder dergleichen. Das Einzige, was sich fand, außer Kleidung, ein paar Büchern und dem Vertrag mit der Autovermietung waren zwei Eintrittskarten für die …«, Jürtens beugte sich über den Bericht, »… für die Zona arqueológica de Teotihuacan.« Er sprach es falsch aus. »Das ist so ’ne olle Aztekenstadt oder was weiß ich nördlich von Mexico City. Wir haben die Kartennummern, 198524 und 198525, wir wissen, dass die Karten am 11. Februar 1995 abgestempelt wurden, aber wir kennen nicht die zweite Person.«
    »Wird wohl eine Frau gewesen sein«, meinte Barbara.
    »Anzunehmen.«
    »Sind die Asservate denn nach Deutschland zurückgekehrt?«
    »Ja. Über Wiesbaden sogar nach Rostock. Wir haben sie sozusagen aus Verzweiflung noch einmal kriminaltechnisch untersucht und dann Laubes Ehefrau übergeben.«
    »Und«, fragte Uplegger, »wie hat sie reagiert?«
    »Wissen Sie, wegen seiner Seitensprünge hatte sie kein gutes Verhältnis zu ihm. Außerdem hat sie seit Anfang der 90er selbst einen Geliebten. Mein letzter Stand ist, dass sie ihren Mann für tot erklären lassen und dann wieder heiraten will. Einen … einen Dr. Hagen Schlüter, Pathologe an der Uni, als ich im Mai 2006 zum letzten Mal Kontakt hatte.«
    Uplegger sprang wie von der Tarantel gestochen auf.
    »Wie heißt der?«
    »Dr. Hagen Schlüter.«
    »Moment!« Uplegger klebte vor Aufregung fast an der Decke. Er wühlte in einer Vorgangsmappe, zerrte eine Liste heraus, wedelte mit ihr in der Luft: »Vor zwei Monaten ging eine Machete Gabor an einen Dr. Henning Schlüter, Campingplatz am Labussee, Mirower Landstraße 4 in 17255 Canow!«
    ***
    Uplegger hatte Skrupel. Er war unterwegs zur Schwester des Mordopfers, während die Dampframme nach Groß Klein gefahren war: allein. Er hatte sie begleiten wollen, doch sie hatte erklärt, sie werde ja wohl mit machetenschwingenden Pathologen oder Stiefsöhnen von Pathologen fertig werden, was er bezweifelte. Aber wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte: »Sie fahren zu Lisa Schultz – und Heftnaht!«, hatte sie ausgerufen. Er hatte sie kleinlaut belehrt, dass ¡Basta! auch im Spanischen Genug! bedeute. Worauf sie erwidert hatte, das wisse sie schon.
    Die Straße zur Siedlung Ostseewelle war durch feuchtes Laub glitschig, überall standen Pfützen. Von Dämmerung zu sprechen verbot sich, eher hätte man sagen müssen, dass die Dämmerung verdämmerte. Es regnete, es war fast dunkel, die entgegenkommenden Fahrzeuge blendeten, und Uplegger machte sich Sorgen.
    Auch nach dem Gespräch mit Jürtens war offen geblieben, was Dr. Laube vor fast 20 Jahren widerfahren war. Eine Hinrichtung durch Militär, Polizei, Todesschwadronen oder die Guerilla? Mord im Zusammenhang mit Straßenraub oder Drogen? Laube hatte Interesse für ethnologische Fragen und am Schicksal der indigenen Bevölkerung gezeigt, was bereits einer 1990 ermordeten Ethnologin, Myrna Mack, zum Verhängnis geworden war. Die Jesuitenschule in Santa María Kleinesel hieß in Erinnerung daran Escuela Parroquial Bilingüe Myrna Mack , und mit dem angeschlossenen Internado Nim Ja unterhielt das Ostseegymnasium eine Schulpartnerschaft – Zufall?
    Maras , Jugendbanden, waren

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