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Mörder im Chat - Ostsee-Krimi : (Aus Rostock)

Mörder im Chat - Ostsee-Krimi : (Aus Rostock)

Titel: Mörder im Chat - Ostsee-Krimi : (Aus Rostock) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinstorff-Verlag
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aus der Studienakte gesehen hatte, fand sie das allerdings nicht mehr. Denn beide Studentinnen hatten mit der jungen Frau aus dem Film nichts gemein.
    Auch Uplegger war nach dem kurzen Moment der Euphorie ernüchtert: »Sind das wirklich alle, die Sie haben? Entschuldigen Sie, aber vielleicht haben Sie eine Miriam übersehen?«
    »Entschuldigung angenommen.« Frau Czerwinski lächelte.
    Barbara hatte sich dem Fenster zugewandt und schaute hinaus. Wider Erwarten war der Ausblick enttäuschend: Direkt vor sich und quasi zum Greifen nah hatte sie den Rostocker Wolkenkratzer, das Stasi-Wohnhochhaus, und rechts von ihm ragte das gewölbte Dach der Deutschen Med aus dem sogenannten Häusermeer, das von hier oben eher als Dächerflut erschien. Bei den Rostockern war das moderne Bauwerk der Deutschen Med von Anfang an umstritten gewesen, Barbara gefiel es. Ihrer Meinung nach befand es sich als Rostocks einzige bedeutende Architekturleistung nach der Wende nur am falschen Ort, denn ein solches Juwel brauchte einen Platz, an dem es wirken konnte, und gehörte nicht in eine von Mittelmaß geprägte Umgebung. Barbara bekam ein paar Kräne zu sehen, einen bleigrauen Ausschnitt der Warnow und die Silhouette der westlichen Neubaugebiete, aber sie konnte nicht bis Warnemünde blicken, nicht bis zum richtigen Meer. Das hatte sie erwartet, aber das Hochhaus war nicht so hoch, wie es in ihrer aus Kindheitstagen geprägten Vorstellung eigentlich hätte sein müssen.
    Schwere Regenwolken hingen über der Stadt. Frau Czerwinski sagte: »Ich hätte mich irren können. Aber ich glaube nicht, dass die Suchfunktion des Computers Fehler macht. Es sei denn, ich hätte den Namen falsch eingetippt. Vielleicht hat Ihre Miriam eine abweichende Schreibweise? Mit Ypsilon, also M-Y-R-I-A-M?«
    »Möglich«, sagte Uplegger, »daran haben wir noch nicht gedacht.«
    Barbara drehte sich um. Frau Czerwinski tippte. Nach wenigen Augenblicken schüttelte sie den Kopf: »Es bleibt bei Tamm und Uckrow.«
    »Dann kann unsere Miriam nicht Germanistik studieren«, folgerte Barbara. »Jedenfalls nicht in Rostock. Vielleicht hat Hagner etwas in den falschen Hals bekommen?«
    Uplegger schüttelte den Kopf. »Germanistik steht auch in ihrem Facebook -Profil, und das stammt von ihr selbst.«
    »Hochstapelei?« Barbara blickte um sich. Frau Czerwinski zuckte mit den Schultern, Uplegger zupfte an der Unterlippe. »Uns bleiben ja noch die Erziehungs- und Kommunikationswissenschaften …«
    »Gehören auch zur Philosophischen Fakultät«, erklärte Frau Czerwinski. »Aber es sind zwei Studienfächer. Will sagen: Man studiert sowohl Erziehungs- als auch Kommunikationswissenschaften. Sie haben es so ausgedrückt, als wäre es ein Fach.«
    »Und an welchen Orten sind die Sektionen oder Fachbereiche oder Institute untergebracht?«
    »Sowohl das Department für Bildungswissenschaft als auch das Institut für Medienforschung befinden sich hier im Haus. Ihre Miriam muss bei uns ein- und ausgegangen sein.«
    »Department für Bildungswissenschaft!« Barbara schüttelte den Kopf. Sie standen am Lift und warteten auf den nächsten freien Aufzug. »Früher gab es Sektionen und Aufwachsen, heute gibt es Departments und Sozialisation.« Das war einer der aus dem Westen kommenden Begriffe, über den sie sich immer noch mokierte. »Früher musste man denken können, heute reichen Schwadronieren und Selbstdarstellung.«
    Ein Fahrstuhl hatte die neunte Etage erreicht und verkündete es mittels einer Duotonklingel. Uplegger sagte: »Sie wiederholen sich.« Die Aufzugtür ging auf, er stieg in den Fahrkorb. Barbara folgte ihm mit den Worten: »Wiederholung ist die Mutter der Bildungswissenschaft. Früher festigte sie Wissen, heute die Phraseologie. Beispiel: Dieser Aufzug macht uns ein niedrigschwelliges Angebot. Eine solche Sozialarbeiterphrase kann auch ein Mensch ohne Hirn wiedergeben, wenn er sie nur oft genug gehört hat.«
    Uplegger tippte auf einen Etagenknopf. »Früher war eben alles besser.«
    »Falsch. Früher war es genauso schlecht. Mit dem größten Fortschritt der Menschheit begann auch ihr Niedergang.«
    »Sie meinen die Dampfmaschine?«
    Die Tür schloss sich, der Lift setzte sich in Bewegung.
    »Nein«, erwiderte Barbara, »und auch nicht die Feuerzangenbowle.«
    »Dann vielleicht … die Ölmalerei?«
    »Jonas, das sind doch Peanuts. Oder ist das wieder Ihr skurriler Humor?«
    Uplegger schwieg, offensichtlich eingeschnappt.
    »Nein, ich spreche von der Sesshaftwerdung und

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