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Mörder im Chat - Ostsee-Krimi : (Aus Rostock)

Mörder im Chat - Ostsee-Krimi : (Aus Rostock)

Titel: Mörder im Chat - Ostsee-Krimi : (Aus Rostock) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinstorff-Verlag
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lautete …«
    »Wir sind eine Truppe von Studenten des Instituts für Medienforschung, die sich der Bewegung gegen die Bertelsmann-Stiftung angeschlossen hat. Sie wissen vielleicht, dass diese Stiftung unter dem Vorwand wissenschaftlicher Studien intensive Lobby-Arbeit in der Politik betreibt, dass sie die deutsche Politik mit ihren interessengeleiteten Fiktionen stärker beeinflusst als die Realität? Bertelsmann heißt Lüge, aber diese Lügen wirken besonders … so wie das ja mal ein bekannter Klumpfuß …«
    »Herr Morbacher!«, warf die Kommissarin Kunze ein: »Dieser Vergleich ist doch etwas …«
    »Er hinkt«, sagte Barbara schmunzelnd. »Okay, Sie wirken also in einem Anti-Bertelsmann-Aktiv der Uni, ja? Mit einigen anderen aus der Gruppe waren Sie gestern auf dem Konzert. Wann waren Sie denn zu Hause?«
    »Gegen eins?« Daniel schaute zu Miriam und reichte ihr zugleich eine Zigarette. »Die Frau von der Haussicherheit da unten weiß es bestimmt.«
    »So haben Sie den Wachschutz getauft?«
    »Ja. Ministerium für Haussicherheit, kurz MfH. Weckt trauliche Erinnerungen.« Daniel begann, eine weitere Zigarette zu drehen.
    »Bei uns nicht, wir sind zu jung«, fügte Miriam hinzu.
    »Gegen eins«, wiederholte Barbara. »Und dann?«
    »Wir haben ein bisschen gequatscht, und ich bin noch ins Arbeitszimmer, meine Mails checken. Und da war dann diese Anfrage von der Fakultät, ob wir eine bestimmte Person kennen, die Opfer eines Verbrechens geworden sein soll. Es war ein Bild angehängt, und ich habe Lena sofort erkannt.«
    Barbara war dermaßen überrascht, dass sie ein paar unmotivierte Schritte auf Morbacher zu machte. Ihr war, als hätte ihr jemand in den Bauch geboxt.
    »Können Sie das noch einmal zum Mitschreiben wiederholen?«, verlangte sie. »Sie bekamen von der Philosophischen Fakultät eine E-Mail, in der man Sie fragte, ob Sie eine Person kennen, die Opfer eines Verbrechens geworden sein soll? Wie ist das möglich?«
    »Ich habe den Newsletter der Fakultät abonniert. Die Mail stammt von der Newsletter-Redaktion.«
    »Aber woher wissen die …?«
    »Es soll eine Anfrage der Schweizer Polizei dahinterstecken. So steht’s in der Mail.«
    »Zeigen Sie’s mir?«, fragte Barbara.
    Morbacher nickte und richtete sich auf. Seine Freundin reichte ihm das Feuerzeug, er entzündete die Zigarette und ging auf die bemalte Wand zu. Dort öffnete er eine Tür, die Teil des Gemäldes war, und betrat einen Raum, in dem bis auf das grünliche Schimmern mehrerer Modems kein Licht auszumachen war. Die Deckenlampe flammte auf, Morbacher trat zum Fenster und öffnete die Jalousien. Das fahle Licht eines regnerischen Morgens fiel ins Zimmer.
    Barbara folgte ihm.
    In der sechsten Etage warf Uplegger einen Blick in den Flur, der zur Wohnung 608 führte, und stellte fest, dass der gesamte Bereich zwischen Aufzug und Wohnung mit rotweiß gestreiftem Band abgesperrt war. Zwei Kriminaltechniker, jeder mit einem starken Strahler in der Hand, suchten auf Knien den Boden ab. Um nicht zu stören, fragte Uplegger den Lorbass, ob sie dem Zeugen Besenbinder im zwölften Stock einen Besuch abstatten wollten. Sein Kollege machte ein bedenkliches Gesicht, immerhin standen ihnen bis dahin noch sechs weitere Geschosse bevor, aber er nickte. Nachdem sie die letzten Stufen erklommen hatten, waren sie beide außer Atem.
    Den Herrn, der gern junge Männer mit in die Wohnung nahm, mussten sie nicht lange suchen; schon nach höchstens einer Minute fanden sie neben der Tür von 1209 ein Messingschild: Dr. K.M. Besenbinder. Ein Akademiker.
    Der Lorbass klingelte. Dr. Besenbinder hatte kein gewöhnliches Geläut, sondern eines, das die ersten Takte der Eroica spielte oder besser doch: wiedergab. Der Ton war nicht unbedingt rein, man hatte eher den Eindruck, hier würde Beethoven von betrunkenen Instrumentalisten interpretiert.
    Hinter der Tür war ein Miauen zu vernehmen, dann ein Schlurfen und schließlich eine müde Stimme: »Was ist denn los?«
    »Kriminalpolizei«, sagte der Lorbass.
    »So früh? Ruhig, Miezi!« Ein Schlüssel wurde gedreht, eine Kette ausgehakt. Die Tür wurde etwa zwanzig Zentimeter geöffnet, und ein UV-gebräuntes Gesicht erschien. Tiefgründige blaue Augen wurden auf Uplegger geheftet, mit Wohlgefallen. »Ist etwas Schlimmes passiert? Was kann ich für Sie tun?«
    »Wir müssen dringend mit Ihnen sprechen«, antwortete Uplegger. »Keine Sorge, wir verdächtigen Sie keiner Straftat, Sie sind nur ein wichtiger

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