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Mörder im Chat - Ostsee-Krimi : (Aus Rostock)

Mörder im Chat - Ostsee-Krimi : (Aus Rostock)

Titel: Mörder im Chat - Ostsee-Krimi : (Aus Rostock) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinstorff-Verlag
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sich in der Geschäftsstelle ab, und dort bezahlt man auch. Das ist nicht teuer, viele Familien nutzen das, die an der Küste Urlaub machen wollen. Ab und an sind auch Arbeiter auf Montage da.«
    »Ein solcher Arbeiter könnte es also gewesen sein?«
    »Könnte sein. Aber ich weiß nicht genau, ob im Moment überhaupt etwas vermietet ist.«
    Übellaunig war Barbara nicht nur wegen unzufriedener Abstinenz. Sie hatte ihren Privatwagen nicht überreden können, sie nach Lütten Klein zu bringen: Kuddel, wie der alte Golf hieß, hatte den Dienst verweigert. Ihre Auslage für das Taxi nach Lütten Klein würde sie erstattet bekommen, aber der Gedanke, vielleicht ein neues Auto anschaffen zu müssen, zermürbte sie. Kuddel hatte erst 178000 km auf dem Tacho, eigentlich müsste er es doch noch eine Weile machen …
    Um nicht selbst als Spurenverursacher dazustehen, hatte sich Barbara blaue Plastikschuhe und Latexhandschuhe übergestreift, und auf dem Kopf trug sie eine halb durchsichtige milchweiße Kappe. In Begleitung von Manfred Pentzien schaute sie sich in der Wohnung um, Zimmer für Zimmer. Sie begannen im Bad, wo anscheinend das meiste Blut vergossen worden war, betrachteten die Wischspuren auf dem Laminat in Flur und Wohnzimmer, die vermuten ließen, die vor dem Laptop erschlagene Frau sei ins Badezimmer geschleift und dort zerteilt worden. Dann warfen sie einen Blick in die Küche, wo sich eigenartigerweise ebenfalls Blut fand, wenn auch vorwiegend in Tropfenform und in geringer Menge. Allein das ans Wohnzimmer grenzende Schlafzimmer, das auch als Bibliothek und Wäschekammer diente, schien nichts abbekommen zu haben. Offenbar war zur Tatzeit die Tür verschlossen gewesen. An deren Außenseite fanden sich nämlich rote, verkrustete Spritzer.
    »Sieht nach Schlachtfest aus«, bemerkte Barbara. Pentzien nickte. Sie traten ans Wohnzimmerfenster und schauten zum benachbarten Hochhaus hinüber, wo in unregelmäßigen Abständen erleuchtete Fenster die Chaostheorie bestätigten. Es regnete, und die schon fast blattlosen Bäume beugten sich einem starken, laut Rundfunk orkanartigen Wind. Ansonsten war es noch dunkel, aber es war ja auch noch nicht einmal sieben Uhr früh.
    »Wo sind die Leute vom KDD?«, fragte Barbara.
    »Bei den Auffindungszeugen bzw. denjenigen, die die Wachfrau benachrichtigt haben. Zwei Studenten, die auf diesem Stockwerk wohnen. Mit anderen Worten: Nachbarn, die wohl auch mit der Wohnungsinhaberin befreundet sind. Oder waren?«
    Barbara breitete die Arme aus zum Zeichen, dass auch sie nicht wisse, von wem genau man in welcher Zeitform sprechen musste. Eine Miriam wohnte hier jedenfalls nicht.
    Im Wohnzimmer machten sich derweil drei Kriminaltechniker zu schaffen, die das für ihre Zunft Übliche taten. Eine Frau fotografierte auf das Sorgfältigste auch noch den letzten Blutstropfen, während ihr männlicher Kollege ein nummeriertes Schild und einen Maßstab danebenhielt. Eine zweite Frau durchsuchte den Schreibtisch, der, anders als NYVOLL, deutlich nach IKEA aussah. Wahrscheinlich würde Uplegger auch seinen Namen wissen, aber diesmal brauchte sie ihn nicht, denn die Technikerin verstand ebenfalls etwas von schwedischer Bretterbude. »Modell MICKE«, stellte sie vor, »hat meine Tochter auch. Gar nicht so teuer …«
    MICKE war weiß lackiert und rot gesprenkelt, wobei das Rot vom Hersteller nicht vorgesehen war, sondern in gewisser Weise eine Benutzungsspur darstellte, von einer Art Gebrauch, den ein Jurist wohl als nicht sachgemäß bezeichnen würde. MICKE hatte nur zwei Schubladen direkt unter der Arbeitsplatte, und kaum hatte die Kriminaltechnikerin sie aufgezogen, winkte sie auch sogleich Barbara und Manfred Pentzien herbei. Neben ein paar Schreibgeräten lagen mehrere A-5-Aufzeichnungsbücher mit verschiedenfarbigen Einbänden, manche uni, andere marmoriert. Jedes trug die Aufschrift Mein Tagebuch .
    Für Kriminalisten war das ein gefundenes Fressen.
    Jonas Uplegger befand sich noch im Gespräch mit Angela Hönig, als Lorbass Lutze vor dem Hochhaus erschien und Einlass begehrte. Die Wachschützerin öffnete, und da Uplegger seine wichtigsten Fragen beantwortet glaubte, machten sich Lutze und er gemeinsam auf den beschwerlichen Weg treppauf.
    »Ich hab’s schon gehört«, sagte der Lorbass, »viel Blut und keine Leiche.«
    »So ist es.«
    »Und irgendwelchen Nachbarn kam in der Nacht etwas komisch vor?«
    »Zuerst sollte ich vielleicht sagen, wie sie heißen.« Sie hatten die erste Etage

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