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Mörder im Chat - Ostsee-Krimi : (Aus Rostock)

Mörder im Chat - Ostsee-Krimi : (Aus Rostock)

Titel: Mörder im Chat - Ostsee-Krimi : (Aus Rostock) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinstorff-Verlag
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vielleicht …« Er langte nach seiner Ming-Drachen-Tasse und bemerkte enttäuscht, dass sie leer war.
    »Sie ließen ihn also hinein«, stellte Uplegger fest. Besenbinder nickte. »Und Sie haben ihm nicht ins Gesicht geschaut?«
    »Ich habe es versucht. Ich gucke natürlich immer, auch wenn ich müde bin.« Ein flüchtiges und sogar ein wenig verlegenenes Lächeln umspielte seinen Mund. »Ich kann nur sagen, dass es mir schien, als sei er blond. Eine Strähne lugte unter der Kapuze hervor.«
    »Sonst noch etwas? Eine Besonderheit?«
    Besenbinder zuckte mit den Schultern.
    »Also er war schwarz gekleidet, verbarg sein Gesicht weitgehend unter einer schwarzen Kapuze, war wahrscheinlich blond und hatte eine jugendliche Stimme mit leicht norddeutschem Akzent?«, fasste Uplegger zusammen. Er hatte etwas mehr erwartet, obwohl er bei solchen Befragungen Kummer gewohnt war.
    »Die dunkle Reisetasche nicht vergessen!«, mahnte der Zeuge.
    »Wie groß war er? Ungefähr?«
    »Oh Gott!« Besenbinder schaute zur Decke. »Wenn ich gewusst hätte, dass es mal wichtig wird, hätte ich mehr darauf geachtet. Vielleicht …« Er schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht.«
    »Ich finde es seltsam, dass Sie nicht mehr auf den Jungen geachtet haben«, sagte Lutze. »Sie stehen ja … oder gefällt Ihnen dieser Ausdruck nicht?«
    »Doch, doch.« Besenbinder winkte ab. »Aber ich sagte schon, ich war müde. Todmüde. Außerdem …« Er senkte den Blick.
    »Ja?«
    »Ich hatte schon Sex gehabt.«
    ***
    Daniel Morbacher und Miriam Güntzel konnten sich schlicht-weg nicht vorstellen, dass Lena Schultz einem Verbrechen zum Opfer gefallen sein sollte: Sie charakterisierten ihre Nachbarin als nett, aber unscheinbar.
    »Ein voll krasses Mauerblümchen«, nannte es Miriam.
    »Hatte Sie keinen Freund?«, wollte Breithaupt wissen.
    »Sah nicht so aus. Sie ist … na, ich wiederhole das nicht.« Sie stieß ihren Freund an. »Sag du, wie du sie immer genannt hast!«
    »Asexuell.«
    Barbara fragte: »Können Sie das beurteilen?«
    Er wurde rot. »Nein, ist nur so ’ne Vermutung. Sie hat nie irgendwas erzählt, dass sie einen kennengelernt hat oder so. Sie ging ja auch nirgendwohin, wo man sich kennenlernen kann. Außer vielleicht an den Strand.«
    »Dabei ist sie gar nicht hässlich«, ergänzte Miriam. »Aber ich glaube, sie schämt sich für ihre Stimme. Die ist wirklich fast … eine Behinderung?«
    »Was ist denn mit ihrer Stimme?« Auch Barbara blieb in der Gegenwartsform.
    »Sie ist extrem tief, am Telefon denkt mancher bestimmt, er spricht mit einem Mann. Eine Stimme, die sich eignet für eine … Daniel, wie hast du mal zu ihr gesagt? Eignet für …?«
    Morbacher schmunzelte. »Diseuse oder Domina.«
    Diseuse, das war ein altertümliches Wort, und es wunderte Barbara, es aus dem Mund eines so jungen Menschen zu hören. So ganz genau wusste sie nicht, was es bedeutete: War das nicht eine Art Chansonsängerin? Eine mit tiefer Rauch- und Whiskystimme vielleicht? Sie wusste es nicht, wollte sich aber keine Blöße geben und nickte.
    Der Kofferträger war weniger schamhaft und fragte nach, wobei sich herausstellte, dass es Daniel Morbacher ebenfalls nicht wusste: Er hatte das Wort irgendwo aufgeschnappt und fand es wegen der Alliteration passend – den Stabreim kannte er als Medien- und Kommunikationsstudent natürlich, er war schließlich ein unerlässliches Instrument der Werbewirtschaft.
    Diseuse oder Domina: Dass mit letzterem die Vorsteherin eines Frauenstifts gemeint war, bezweifelte Barbara. Ein Jüngling wie Daniel kannte bestimmt nur die Bedeutung einer Herrscherin bei Sexualpraktiken, die auf Erniedrigung, Sklavenhaltung und Schmerz basierten.
    »Und das haben Sie zu Lena gesagt?«, wollte Barbara wissen. Er nickte. »Und wie hat sie reagiert?«
    »Sie trug es mit Fassung.« Morbacher drückte seine Kippe aus und begann sofort, eine neue zu drehen. »Wahrscheinlich hat sie nachgeguckt, was eine Diseuse ist; was ich auch hätte machen sollen. Es hat irgendwas mit dem Kabarett zu tun, glaube ich – fand sie vielleicht gar nicht so schlecht? Und Domina? Na ja …« Er schlug die Augen nieder. »War ja ’n Witz.«
    »Ein Witz um des Stabreims willen, hm? Sie handeln wohl auch getreu dem Motto: Lieber einen Freund verlieren als einen Gag verschenken?«
    »He, den Spruch kannte ich noch gar nicht.« Morbacher griente und wiederholte ihn laut. »Cool!«
    Breithaupt erkundigte sich: »Wenn Sie mit Lena Schultz befreundet waren, dann kennen

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