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Mörder im Chat - Ostsee-Krimi : (Aus Rostock)

Mörder im Chat - Ostsee-Krimi : (Aus Rostock)

Titel: Mörder im Chat - Ostsee-Krimi : (Aus Rostock) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinstorff-Verlag
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nehmen!« Besenbinder brauste auf. »Wären wir sonst seit 23 Jahren zusammen? Aber wir gestehen einander gewisse Freiheiten zu. Das hält die« – er machte mit den Fingern Anführungszeichen in die Luft – »Ehe frisch.«
    »Das heißt, Seitensprünge sind durchaus …?«
    »Durchaus.«
    Uplegger hatte seinen Kaffee längst ausgetrunken, und als Besenbinder ihm nachschenken wollte, schüttelte er den Kopf. Er erhob sich langsam und trat noch einmal zum Fenster, gegen das der Regen geräuschvoll schlug. Unten auf dem Boulevard war kaum jemand unterwegs, die wenigen Passanten wurden von Polizisten angehalten und befragt.
    »Ist Ihnen in den letzten Tagen oder Wochen etwas Ungewöhnliches aufgefallen?«, fragte Uplegger in das Unwetter hinaus. »Irgendetwas, bei dem Sie dachten, es sei seltsam, auffällig, vielleicht sogar verdächtig?«
    »Ehrlich gesagt, achte ich nicht sehr darauf, was in diesem Haus vor sich geht. Wenn man es sieht, denkt man vielleicht: Das ist ja wie ein großes Dorf oder eine kleine Stadt. Dort kennt aber für gewöhnlich jeder jeden. Das ist hier nicht der Fall. Ich fahre im Aufzug mit Leuten, die ich seit Jahren grüße und die mich grüßen … oder auch nicht, weil ihnen meine Art zu lieben nicht passt. Wie auch immer, wir wissen nichts voneinander. Ich stehe manchmal am Klingelpult, sehe mir meine Etage an, lese Namen und frage mich: Wer ist denn das?«
    »Also nichts Verdächtiges?«
    »Tja …« Drüben bei Erdvogels ging das Fenster auf. Der Mann erschien erneut, diesmal mit einer Bierflasche in der Hand. Er hob den Blick, und Uplegger hatte sofort das Gefühl, er würde angeschaut – auch wenn das gar nicht möglich war. Abrupt wandte er sich um. Besenbinder massierte sich das Kinn: »Bei schlechtem Wetter stehen manchmal ein paar Trinker vor der Haustür. Sie nutzen den Vorbau als Schutz. Man kann das ja verstehen, aber mir ist es trotzdem unangenehm, an ihnen vorbei zu müssen. Das passiert aber selten, und normalerweise schickt der Wachschutz sie weg.«
    »Eine Lena Schultz kennen Sie nicht zufällig?«
    Besenbinder schüttelte den Kopf.
    Lutze ergänzte: »Daniel Morbacher? Miriam Güntzel?«
    Die Antwort war wieder Kopfschütteln.
    Die Dampframme ging langsam den Gang entlang, auf dem noch immer Kriminaltechniker knieten, während andere die Wände quadratzentimeterweise absuchten; hier und da stand ein nummeriertes Schild, die Fußmatte von Lena Schultz war in eine Plastikfolie eingeschweißt und mit einer 127 versehen worden. Sie war ockerfarben und schien aus einer Art Sisal-Ersatz zu bestehen, was Barbaras Ansicht bestätigte, in einer Welt der Surrogate zu leben. Die Aufschrift RÄUBERHÖHLE fand Barbara nicht mehr originell. Diese Matten waren über Jahre von diversen, teilweise längst zusammengebrochenen Billig- und Drogeriemarktketten unters Volk geworfen worden und hatten sich wie die Pest im Mittelalter verbreitet: Bei mehreren Mordfällen war Barbara über sie gestolpert.
    Miriam und Daniel hatten letzte Nacht lange nachgedacht, hatten die Mail noch einmal angeschaut und waren dann gegen 3 Uhr abermals bei Lena läuten gegangen. Wieder war ihnen nicht geöffnet worden. Das Paar hatte sich schon fast wieder abgewandt, als Morbacher etwas Rotes auffiel. Fast sofort dachten die beiden an Blut. Auch einige Tröpfchen auf der Fußmatte und dem Fußboden erregten bei ihnen Unbehagen, so dass sie mit dem Lift ins Erdgeschoss fuhren und ihre Beobachtung der Wachschützerin mitteilten. Und so hatten die Dinge ihren Lauf genommen. Angela Hönig öffnete die Wohnungstür mit dem General, und der Blutgeruch war so intensiv, dass sie gar nicht erst eintrat. Sie machte Licht und sah schon von der Tür aus das, was sie veranlasste, sofort die Notrufzentrale des Wachschutzunternehmens zu verständigen. Diese informierte die Leitstelle des Polizeipräsidiums, die wiederum das Revier Lichtenhagen aufscheuchte. Vier Uniformierte nahmen daraufhin das Blutbad in Augenschein und riefen die Zentrale zurück, die den KDD rief. Nun machten sich auch die Dauerdienstler vor Ort ein Bild und riefen die Zentrale zurück, welche die Mordkommission einschaltete – ein vielfältiges Hin-und-Her-Rufen, aufgrund dessen sich nun Barbara an diesem Ort voller Mordspuren, aber ohne Leiche aufhielt.
    Und nicht nur sie: Vor der Wohnung unterhielten sich Wendel, Breithaupt und Pentzien. Barbara nickte ihnen zu und ging dann weiter zu einem Balkon, der die Etage mit dem Treppenhaus verband. Nach all dem

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