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Mörder im Chat - Ostsee-Krimi : (Aus Rostock)

Mörder im Chat - Ostsee-Krimi : (Aus Rostock)

Titel: Mörder im Chat - Ostsee-Krimi : (Aus Rostock) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinstorff-Verlag
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schon mehr als ein Jahrzehnt zurück und würde wohl nicht einmal mehr in einem Erweiterten Führungszeugnis erscheinen. Aber auch das, was eine private Abfrage an das Bundeszentralregister nicht mehr ans Tageslicht brachte, war für Polizei und Justiz noch vorhanden. Die juristische Haarspalterei zwischen Tilgung und Entfernung war vielen Menschen gar nicht bekannt: Was getilgt worden war, wurde erst drei Jahre nach dem Tod der betreffenden Person auch wirklich aus dem BZR entfernt. Wobei, was hieß schon wirklich ? Der Staat hatte seine eigene Realität, und er gab einmal gesammelte Daten nicht gern her.
    Ebenfalls über eine Datensammlung verfügte das Kraftfahrt-Bundesamt in Flensburg, und diese Sammlung gedachte Barbara anzuzapfen. So hatte sie eine KBA-Abfrage formuliert und abgeschickt, alle in Rostock zugelassenen Honda Civic der ab 1995 gebauten sechsten Modellgeneration betreffend, wozu, wie sie aus eigener Recherche wusste, die Modelle der Fabrikationsnummern EJ6/EJ7/EJ8/EM1/EJ9/EK1/EK3/EK4/EK5/EK8/EK9/EN1/MA8/MA9/MB1/MB2/MB3/MB4/MB6/MB7 gehörten. Halterfeststellungen waren immer sehr aufwändig, und bei Straftaten, in die Kraftfahrzeuge verwickelt waren, nahm dieser Ermittlungsstrang oftmals mehrere Aktenmeter ein.
    Barbara hatte die Daten der fünf übrig gebliebenen Vorbestraften aus dem Hochhaus vor sich liegen, als der Wecker ihres Handys zu schrillen begann. Mit einem lauten Seufzer schob sie die Papiere zusammen und steckte sie in ihre Umhängetasche. Dabei berührten die Finger ihrer rechten Hand die Pistole, die sie dort zwischen und unter weiblichen Utensilien verbarg. Wie stets zuckte sie bei der Berührung mit dem kühlen Metall leicht zusammen. In einer Dreiviertelstunde hatte sie ihren nächsten Termin bei der Suchtberaterin des Polizeipräsidiums.
    So wie der Präsi, der PP-Stab und andere zentrale Dienststellen, residierte auch die Dipl.-Psych. Grünberg in der Pampa von Waldeck, und das hieß, mitten im Nichts. Barbara benutzte die Autobahn bis zur Abfahrt Dummerstorf, und obwohl sie trotz auf höchste Stufe eingestellter Scheibenwischer nicht viel mehr sah als das Spritzwasser vorausfahrender Fahrzeuge, fuhr sie in ihrem üblichen Affenzahn. Sie brauchte 27 Minuten von Tür zu Tür, drei Minuten unter ihrem bisherigen Rekord, aufgestellt bei Sonnenschein und mit einem Mercedes. Heute war ihr Dienstwagen nur ein Passat.
    Da sie die eingesparten Minuten nun wieder abwarten musste, schaute sie noch einmal in die Papiere. Fünf Vorbestrafte im Hochhaus der WBG, zwölf in den benachbarten beiden. Barbara überlegte, ob sie die Frauen ausschließen sollte, ausschließen wovon? Welches Verbrechen lag vor – Mord oder grober Unfug in Form von Blutverspritzen? Barbara war längst überzeugt, dass ein Mord vorlag, und da es keine Einbruchsspuren gab, ging sie davon aus, dass der Mörder Lena gekannt hatte. Oder mussten sie eine Täterin suchen? Vielleicht auch mehrere? Frauen, die sie hassten?
    Die beiden weiblichen Personen auf der Liste hießen Angela Köhn und Dorothee Lamprecht. Die erste der beiden hatte vor 13 Jahren, sie war damals 22 und lebte in der Südstadt, ein ohne fremde Hilfe entbundenes Neugeborenes männlichen Geschlechts aus ihrer Wohnung im 5. Stock geworfen. Da sie die Schwangerschaft verborgen hatte, stand für Barbara fest, dass sie auch den Mord geplant hatte; das Gericht war aber zu einer anderen Überzeugung gelangt und hatte die Frau zu zwei Jahren Freiheitsstrafe verurteilt, von denen sie, unter Anrechnung der Untersuchungshaft, dreizehn Monate abgesessen hatte.
    Dorothee Lamprecht hingegen war im zarten Alter von 17 Jahren die Führerin einer Mädchenbande gewesen, die für einige Zeit in Bad Doberan Angst und Schrecken unter Gleichaltrigen verbreitet hatte, vor allem durch Raub. Beim Abziehen , wie man das nannte, waren die Mädchen ziemlich brutal vorgegangen, sie hatten ihre Opfer geschlagen und getreten, manchmal sogar Messer gezückt, wenn auch nie zugestochen. Dabei hatte sich Dorothee offenbar besonders hervorgetan. Polizei, Sozialfuzzis und Richter hatten sie als extrem verroht eingeschätzt. Allerdings lag auch dies mittlerweile neun Jahre zurück. Inzwischen hatten beide Frauen Kinder geboren und lebten so, dass man ihnen keine neuen Straftaten hatte nachweisen können. Sie waren auch nie wieder in Verdacht geraten, aber das bedeutete keinesfalls, dass sie keine begangen hatten. Beide trugen die Namen ihrer Ehemänner, des Noch (Köhn) bzw. des Ex.
    Da

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