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Mörder im Chat - Ostsee-Krimi : (Aus Rostock)

Mörder im Chat - Ostsee-Krimi : (Aus Rostock)

Titel: Mörder im Chat - Ostsee-Krimi : (Aus Rostock) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinstorff-Verlag
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Barbara auch das Werfen von Babys aus Fenstern als sehr brutale Tat empfand, waren aus ihrer Sicht beide Frauen rohe Menschen – mit anderen Worten: grausam, herzlos, gefühlsarm. Konnten sich solche Menschen ändern? Konnte ausgerechnet Haft aus ihnen liebe- und gefühlvolle Menschen machen? Ganz sicher nicht. Und eine Therapie im Gefängnis? Barbara konnte sich eine so grundlegende Wandlung der Seele nicht vorstellen. Einmal Blechnapf, immer Blechnapf – das musste nicht unbedingt sein. Aber einmal roh, immer roh? Barbara tendierte zu dieser Auffassung.
    Die Frau, die vielleicht Teile eines Antwortpuzzles hatte, rief sie herein. Barbara stellte ihre Fragen nicht. Es war üblich, dass die Diplompsychose fragte, und sie begann so: »Frau Riedbiester, wie geht es Ihnen?«
    Barbara sagte wie immer: »Gut.«
    Und wie immer glaubte ihr Frau Grünberg nicht.
    Pascal und Vanessa Dombrowski wohnten – nach Lutzes Angaben als junges Leistungsempfänger-Ehepaar – in Wohnung 611. Obgleich selbst erst Anfang 20, hatten sie bereits zwei Töchter im Alter von Dreikäsehochs. Beide Kinder schielten. Die Eltern nicht.
    Das Wohnzimmer sah aus, wie man es sich bei einer solchen Familie vorstellte: Schrankwand, Couchgarnitur, großer Flachbildfernseher, Teppichboden, Stores und Übergardinen. Auf dem Fensterbrett standen Topfpflanzen, auf dem Tisch zwei Schalen mit Chips, ein Teller mit Resten von Kartoffelsalat und Senf, also hatte es vermutlich Bockwurst gegeben, sowie eine Schale, in der ebenfalls letzte Kartoffelscheiben in einer Mayonnaise-Lake schwammen. Dieser Anblick wie auch der Geruch erregten in Uplegger eine leichte Übelkeit.
    Außer vom Geschirr wurde der Tisch eingenommen von einer großen Flasche mit einer pinkfarbenen Limonade sowie von einem riesigen Kristallascher, der es verdient hätte, geleert zu werden. Die Kinder saßen auf dem Boden, und nachdem sie Uplegger mit einem kurzen Blick bedacht hatten, widmeten sie sich wieder einem Zeichentrickfilm mit tanzenden Prinzessinnen.
    Vanessa ging bereits mächtig in die Breite, vielleicht wegen der zwei Schwangerschaften, vielleicht auch wegen der Kartoffelchips und anderer fett machender Nahrungsmittel, während Pascal ein großer, schlanker und durchtrainierter Junge war. Uplegger erinnerte sich plötzlich an einen Artikel in der Zeitschrift für Angewandte und Kriminalpsychologie , in dem es um eine spezifische sexuelle Perversion ging. Wie hieß diese bloß? Irgendetwas mit Füttern.
    Feeder-Syndrom , fiel ihm ein. So bezeichnete man dieses sexuell begründete Interesse eines Mannes am Mästen einer ohnehin übergewichtigen Frau – manchmal bis zur Bettlägerigkeit. Es gab schon eigenartige Dinge auf der Welt, aber ob Pascal ein Feeder war, musste offen bleiben. Bei ihm jedenfalls spannte das weiße T-Shirt über seinem breiten Brustkasten, auf seinem muskulösen linken Oberarm prangte ein Wikingerkreuz, auf dem rechten ein rotes Herz, unter dem in Fraktur und schwarzer Farbe VANESSA stand.
    Ein Hund begann zu bellen. Natürlich, dachte Uplegger, sie haben einen Hund. Bestimmt einen Schäferhund.
    »Ich habe Wotan ins Bad gesperrt«, erklärte Pascal und deutete auf Lutze. »Weil, der hat ihn immer angesprungen.«
    Der Lorbass verzog das Gesicht, obwohl er doch selbst einen Hund hatte; vielleicht tat er es nur wegen Pascals uneindeutiger Aussage, die ja die Möglichkeit enthielt, dass er den Hund angesprungen hätte. Gemeinsam mit den Revierkriminalisten und mit Mitarbeitern der Mordkommission war er im Hochhaus unterwegs gewesen, um Nachbarn zu befragen; das Klinkenputzen hatten sie in der sechsten Etage begonnen. Nicht der Lorbass, sondern ein Kollege aus Lichtenhagen war auf die Familie Dombrowski gestoßen und hatte Lutze als den Koordinator der Aktion verständigt.
    Uplegger nahm Platz in einem Sessel und warf einen väterlich kritischen Blick auf den Fernseher. Inzwischen hatten sich auf der Mattscheibe Trickfilm-Prinzen zu den Trickfilm-Prinzessinnen gesellt.
    »Sollen wir ausmachen?«, fragte Vanessa.
    »Das wäre nett.«
    Sie schaute auf. »Pascal?«
    Er nickte und betätigte die Fernbedienung. Die Töchter begannen zu plärren, also nahm er jede bei der Hand und führte sie hinaus. Auf den ersten Blick sah das durchaus liebevoll aus – und warum eigentlich nicht?
    »Frau Stahlmann, die Familienhelferin vom Jugendamt, möchte auch immer, dass wir ausmachen«, erklärte Vanessa naiv. Die Familie stand also unter Kuratel.
    »Würden Sie dem

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