Mörder im Chat - Ostsee-Krimi : (Aus Rostock)
was Diseuse bedeutet?«
»Könnte ich.«
»Und?«
»Na ja, ich könnte … beachten Sie den Konjunktiv …«
»Ach, bitte, bitte, hoher Herr, machen Sie doch mal Abaka-Raba!«
»Gut. Kleine Sekunde!«
Barbara befand sich inzwischen kurz vor der Abfahrt zum Seehafen und bremste etwas ab, da sie weder in die noch aus der Kurve fliegen wollte. Sie überlegte blitzartig, ob es wohl einen zeitlichen Unterschied zwischen kleiner und großer Sekunde geben mochte, wechselte aus reiner Notwendigkeit auf die rechte Spur und schleuderte elegant in die Ausfahrt. Kein Wunder, es regnete ja.
»Diseuse ist die weibliche Form zu Diseur«, verkündete Uplegger. »Was quietscht da eigentlich?«
»Nichts. Und weiter?«
»Wie, weiter?«
»Uplegger, Sie machen mich rasend! Wo recherchieren Sie eigentlich? Und was bedeutet Diseur?«
»Zur ersten Frage: Ich recherchiere bei duden.de. Zur zweiten: Diseur ist ein maskulines Substantiv …«
»Ich weiß!«
»… man trennt es nach dem I …«
»Jaha!«
»Und es bedeutet: Sprecher oder Vortragskünstler, besonders im Kabarett.«
»Was?« Barbara hatte die Ost-West-Straße erreicht. Da sie kein Navi benutzte, wusste sie nun nicht, ob sie sich nach links oder rechts wenden musste.
»Ich wiederhole: Sprecher oder Vortragskünstler, besonders im Kabarett.«
Barbara war enttäuscht. »Nichts mit rauchiger Stimme und verruchtem Milieu?«
»Nein, so was steht hier nicht. Soll ich nachschauen, wie man Milieu trennt?«
»Unterstehen Sie sich! Ich bin in fünf Minuten da.«
Barbara fuhr nach links und landete an einem Zaun. Unter den misstrauischen Blicken einer gemischten Streife aus Bundespolizei und privatem Wachschutz wendete sie. Sie raffte sich sogar zu einem schuldbewussten Lächeln auf, das sie beibehielt, bis sie das EVG-Gelände erreichte. Sie konnte es für Uplegger gebrauchen, denn sie – Frau am Steuer - langte erst nach 15 Minuten an.
Er erwartete sie an der Zufahrt, wo sich, durch drei gelb-schwarze Poller markiert, die Fahrbahn teilte: Der rechte Zweig führte über eine Waage, der linke, mit einer rot-weißen Schranke verschlossen, diente wohl dem Mitarbeiterverkehr. In einem kleinen grauen Häuschen mit grüner Dachkante und grünen Fensterrahmen saßen zwei Männer. Uplegger gab ihnen ein Zeichen, und die Schranke ging nach oben. Barbara fuhr zum zweiten Poller vor, dort stieg er ein.
Bereits bei der Anfahrt hatte Barbara vor der modernen Halle, deren Tore ebenfalls grün waren, mehrere Dienstfahrzeuge entdeckt, darunter nicht nur Streifenwagen, sondern sogar einen Setra -Bus in den Polizeifarben, der sicher als Mannschaftstransporter diente: Der Chef hatte für einen Großen Bahnhof gesorgt. Barbara erinnerte sich noch, wie die Rostocker Polizei Anfang der 90-er Jahre den ersten Setra -Bus bekommen hatte, damals noch von einer Firma Kässbohrer, von der man dann nie wieder gehört hatte – war das nicht eine lohnende Recherche für Jonas? Sie schaute ihn kurz von der Seite an und fuhr auf den Parkplatz für Mitarbeiter. Dort standen drei zivile VW-Busse, die sie als Wagen der Spurensicherung erkannte. Eine Heckklappe war offen, und Spusi-Chef Pentzien holte einen Metallkoffer heraus. Seine Kluft war ungewohnt, trug er doch keinen weißen Einweg-Overall, sondern eine alte Jeans, eine Wattejacke, Gummistiefel und Arbeitshandschuhe. In diesem Aufzug sah man ihn selten.
Der dunkelblaue Mercedes mit einem Blaulicht auf dem Dach war Upleggers Wagen, den Mercedes daneben, ebenfalls mit Sondersignal, mussten der Mann ohne Eigenschaften und sein Kofferträger benutzt haben, denn Gunnar Wendel stand neben der offenen Fahrertür und telefonierte, während Breithaupt irgendein Dokument studierte.
»Waren Sie schon im Schuhkarton drin?«, wollte Barbara von Uplegger wissen.
»Sie meinen die Halle mit der Aufbereitungsanlage für den Hausmüll? Für Anlieferung, Aufbereitung und Klärschlamm-annahme?«
Barbara öffnete ihre Tür. »Ich meine die Halle, auf die mein Blick fällt.«
»Das ist die Halle mit der Aufbereitungsanlage für den Hausmüll. Ja, ich war drin.« Auch Uplegger öffnete die Tür und war schneller aus dem Auto als Barbara.
»Und wie riecht es da?«, wollte sie wissen.
»Schauen Sie mal zu Pentzien.«
Barbara gehorchte und sah, wie der Spusi-Chef einen Mundschutz aus dem Koffer nahm.
»Verstehe«, sagte sie. Auch ihr war es nun gelungen, den Wagen zu verlassen. Wendel und Breithaupt hatten sie entdeckt und winkten ihr zu.
Uplegger sagte: »Es
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