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Mörder im Chat - Ostsee-Krimi : (Aus Rostock)

Mörder im Chat - Ostsee-Krimi : (Aus Rostock)

Titel: Mörder im Chat - Ostsee-Krimi : (Aus Rostock) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinstorff-Verlag
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Frau Schultz mit einem Schrei in die Höhe. Ihr Stuhl stürzte um, die Tasse fiel scheppernd auf den Terrazzoboden und zersprang.
    »Nein«, rief die Mutter, »nein!« Sie lief ins Wohnzimmer, geriet auf dem Teppich ins Straucheln, hielt sich aber auf den Beinen und rannte in die Diele. »Mein Kind ist tot!«, schrie sie. »Ich weiß, dass es tot ist! Ich spüre es!«
    Ihre schnellen Schritte waren auf der Wendeltreppe ins Obergeschoss zu hören, dann schlug eine Tür. Der Schrei »Nein!« drang durch die Decke.
    Othello bellte und randalierte gegen die Glastür. Fast unwillkürlich langte Barbara nach ihrem Glas und leerte es gewohnheitsmäßig in einem Zug.
    Uplegger stand mit dem Telefon am Ohr unter dem Vordach, während sich Herr Schultz um seine Frau bemühte und Barbara weiterhin wie erstarrt am runden Tisch sitzen blieb. Da der Hund sich nicht für ihn interessierte, lag Othello, allerdings mit gespitzten Ohren, halb auf der Terrasse und halb auf dem Rasen. Sein Blick wechselte zwischen Wintergarten und dem aufgeklappten Fenster im ersten Stock, aus dem lautes Weinen kam.
    Lorbass Lutze hatte auf die Mailbox gesprochen und einen raschen Rückruf erbeten. Der Lorbass hatte sich im Revier Lichtenhagen einquartiert und koordinierte gemeinsam mit Charlie Münz den Einsatz der Revierkriminalstelle. Dazu gehörte neben dem Klinkenputzen bei den Nachbarn vor allem die Überprüfung vorbestrafter Personen aus dem Umfeld.
    »Wir haben die meisten Alibis gecheckt. Aus den drei Hochhäusern bleiben danach nur vier der Vorbestraften als mögliche Verdächtige übrig«, sagte Lutze. »Als Nächstes nehmen wir uns diejenigen vor, die auf dem Lütten Kleiner Boulevard wohnen oder arbeiten, außerdem den WarnowPark und den ersten fünfgeschossigen Block in der Rigaer Straße. Wir werden uns nach und nach durch Lütten Klein fressen. Ein komischer Name übrigens. Kleinklein heißt es doch sicher nicht?«
    »Nein, ist irgendwas Slawisches«, erwiderte Uplegger zerstreut. Natürlich hatte er bemerkt, wie Barbara ihr Glas mit dem Cognac geleert hatte, und nun sah er durch die Fenstertür, wie sie sich nachschenkte.
    »Hören Sie mir eigentlich zu?«
    »Ja, vier Verdächtige …«
    »Das ist ein vorläufiges Ergebnis. Ich gebe Ihnen die Namen derjenigen durch, die kein Alibi haben. Nur Wischiwaschi: Ich war allein zu Hause und habe ferngesehen. Oder paar Bierchen getrunken. Oder geschlafen. Aber es gibt keine Zeugen.«
    »Na, dann, her mit den Namen.« Upleggers Blick traf den seiner Kollegin. Die hielt das Glas in die Höhe, um zu zeigen, dass sie nur einen winzigen Schluck nachgegossen hatte. Nach seinem Wissen über die Alkoholkrankheit konnte bereits eine Praline gefährlich werden oder Verdauungstropfen, wenn sie Alkohol enthielten.
    »Wie?«, fragte er, denn Lutze hatte einen Namen genannt, doch er hatte nicht richtig zugehört.
    »Sie sind doch nicht bei der Sache. Ich bringe die Liste ins Büro.«
    »Nein, nein, sagen Sie nur.« Upleggger nahm sich zusammen und merkte sich die Angaben. Nach dem Telefonat übertrug er sie sofort aus dem Gedächtnis in sein elektronisches Notizbuch. Und da er das Smartphone ohnehin in der Hand hielt, schaute er auch nach, warum Lütten Klein hieß, wie es hieß.
    Es hatte einige Zeit gedauert, bis sich Uta Schultz so weit beruhigt hatte, dass sie zu den Kriminalisten zurückkehren konnte. Ihre Frisur war etwas in Unordnung geraten, die geröteten Augen und die aufgequollenen Wangen verrieten, dass sie geweint hatte. Barbara hatte drei kleine Cognac getrunken und verspürte eine ebenso vertraute wie angenehme Wärme in der Brust und im Gesicht: Vermutlich hatte es jenen Anflug von Rot angenommen, den sie Schweinchenrosa zu nennen pflegte. Sie fühlte sich gut, hatte aber kein Bedürfnis, sich zu betrinken.
    Frau Schultz setzte sich mit einem lauten Seufzer, ihr Mann schenkte Kaffee nach. Als er einen Schluck nahm, bemerkte er, dass dieser kalt geworden war. Er erbot sich, noch eine Maschine anzusetzen, wie er es ausdrückte. Barbara nickte, Uplegger schüttelte den Kopf. Er hatte die Tasche geöffnet, die ihm Pentzien mitgegeben hatte; auf den ersten Blick sah sie wie eine Aktentasche aus, aber sie enthielt keine Dokumente, sondern sterile Tupfer, Reagenzgläser und Schutzhandschuhe für die Entnahme einer Speichelprobe.
    »Frau Schultz, wenn Sie denn so freundlich wären …«, sagte er rücksichtsvoll.
    »Was meinen Sie?«
    Er hielt einen der eingeschweißten Tupfer in die Höhe. Sie

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