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Mörder im Chat - Ostsee-Krimi : (Aus Rostock)

Mörder im Chat - Ostsee-Krimi : (Aus Rostock)

Titel: Mörder im Chat - Ostsee-Krimi : (Aus Rostock) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinstorff-Verlag
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großenteils von seiner Mutter, die vor sechzehn Jahren gestorben war; sie seien Andenken, aber sie seien ihm in seiner damaligen Armut auch willkommen gewesen. Zumindest das Wohnzimmer war also ein Muttermuseum – nicht das erste, das Uplegger sah.
    Groenewald hatte das Fernglas vom Fensterbrett genommen, doch er zierte sich nicht und holte es aus einem Nebenzimmer. In das Glas, es war ein Nikon Action Zoom 10-22x50 CF , hatte er einiges investiert. Uplegger stellte es für seine Augen ein, dann blickte er durch den strömenden Regen hinüber zu dem Hochhaus und erschrak, weil er jemandem direkt auf den Esstisch gucken konnte: Es gab Pellkartoffeln mit Butter und Quark. Ein älterer Mann kam ins Zimmer, eine ebenfalls nicht mehr junge Frau in Kittelschürze folgte ihm. Die Kittelschürze war mit bunten Blumen bedruckt, und Uplegger war froh, dass ihm die Dampframme nicht über die Schultern blicken konnte; andernfalls hätte sie ihn wohl gebeten, nach Nylon zu fahnden.
    Es brauchte einige Versuche, bis Uplegger das richtige Fenster gefunden hatte. Barbara hatte das Licht eingeschaltet, was bei dieser Tagesdunkelheit auch notwendig war, aber er sah sie nicht. Ansonsten war alles ziemlich deutlich zu erkennen. Es war also durchaus möglich, dass Groenewald Lena Schultz beobachtet und irgendwann den Entschluss gefasst hatte, sich ihr mit unlauteren oder mörderischen Absichten zu nähern. Leider gab es nicht den geringsten Anhalt dafür, dass sie Groenewald gekannt hatte; aber mit dem Täter musste sie bekannt gewesen sein, sonst hätte sie ihn kaum in die Wohnung gelassen.
    Barbara kam aus dem Flur. Sie durchquerte das Zimmer und setzte sich an den Schreibtisch, wo sie nur noch im Profil zu sehen war. Dann zückte sie ihr Handy, und wenig später rumorte Upleggers Smartphone. Er stellte das Fernglas aufs Fensterbrett und nahm das Gespräch entgegen.
    »Sehen Sie mich?«.
    »Sehr gut sogar.«
    »Könnte er Lena beobachtet haben?«
    »Und ob. Aber nur, wenn das Licht an war.«
    »Ich mach’s mal aus. Augenblick!« Barbara stand auf. Sie ging ein paar Schritte in Richtung Schalter, hielt dann abrupt inne. »Warten Sie mal, ich höre etwas!«
    Es war keine Musik, was Barbara hörte. Nein, da war ein anderes Geräusch, und es war in der Wohnung. Das Geräusch sorgte dafür, dass ihr Herz heftiger zu schlagen begann.
    Barbara lauschte. Jemand schloss die Wohnungstür.
    Auf Zehenspitzen schlich sie zum Lichtschalter und betätigte ihn. Nun war es fast dunkel im Zimmer. Die Person an der Tür hatte Schlüssel, die leise klirrten.
    »Jemand dringt in die Wohnung ein«, flüsterte sie ins Telefon.
    »Was? Seien Sie vorsichtig! Ich komme.«
    Die Tür wurde geöffnet. Barbara brach kalter Schweiß aus, und sie überlegte fieberhaft, wo sie ihre Tasche gelassen hatte. In die Wohnung hatte sie diese mitgenommen, denn in ihr befanden sich die Handschuhe. Hatte sie das gute alte Stück achtlos auf die Flurgarderobe gelegt?
    Die Person in der Diele bewegte sich sehr leise. Ihre Atemzüge waren kaum zu hören, dennoch hielt Barbara sie für einen Mann. Sie drehte sich dem Schreibtisch zu – dort stand ihre Tasche am Boden. Und in der Tasche befand sich die Pistole.
    Plötzlich kam eine Hand aus dem Flur, eine nackte Hand und ein Arm, umhüllt von einem dunklen Stoff. Ein Jackenärmel. Die Hand tastete nach dem Schalter. Barbara wurde schwindlig. Bevor sie zu der Tasche hechten konnte, ging das Licht an. Nahezu gleichzeitig stand ihr ein Mann gegenüber, keine zwei Schritte entfernt.
    Barbara atmete auf. Sie kannte den Mann nicht, aber er war noch erschrockener als sie.

V Dauer-Wut
    Aaron Meyer war ein unauffälliger junger Mann, wie sie Gott im Dutzend anbot, damit er sie loswurde. Die Mitte der Dreißig fest im Blick, sah er aus wie alle Mittdreißiger: In die glatte Babyhaut der Zwanziger begannen sich Linien zu kerben, an den Stirnecken lichtete sich das dunkelblonde Haar, winzige Härchen wuchsen aus der Nase. Meyer trug eine Brille und einen Oberlippenbart wie Millionen andere auch. Aber es gab doch mindestens zwei Besonderheiten: Er war der Schwager eines Mordopfers, und er war in dessen Wohnung eingedrungen.
    Barbara hatte ihn festgenommen, kurz bevor Uplegger mit gezückter Waffe vor der Wohnung aufgetaucht war und laut brüllend Einlass begehrt hatte. Sie hatte ihm die Tür geöffnet, gefragt, warum er sich denn so aufrege, sie hatte den Felsbrocken von seinem Herz fallen hören und einen Streifenwagen gerufen, der Meyer

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