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Moerder Im Gespensterwald

Moerder Im Gespensterwald

Titel: Moerder Im Gespensterwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Goyke
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kein Kind und musste auf sich selbst aufpassen, also fuhr er los. Sie ging in Richtung Bahnhof und genehmigte sich im Chinarestaurant ein erstes Bier.
    ***
    Barbara sah es mit einem Blick: Oliver Kranbauer hatte Angst. Und er hatte allen Grund dazu.
    Uplegger war zwar noch nicht zurück, aber er hatte angerufen. Oliver hatte am Freitagnachmittag seinen Vater in Boltenhagen besucht. Besonders bemerkenswert war für die Zeugin der Tag dieses Besuchs. Zwar kam der Sohn hin und wieder nach Boltenhagen, aber niemals an Wochentagen.
    Oliver Kranbauer hatte einen merkwürdigen Körperbau: Er war sehr groß, bestimmt 1,90, und schlank; nur in der Körpermitte stach ein Spitzbauch hervor wie ein Berg aus der Ebene. Er trug ein blaues Sweatshirt mit der Aufschrift O.K. Med Solutions , Blue Jeans und weiße Tennisschuhe, und was es mit den medizinischen Lösungen auf sich hatte, wusste Barbara schon: Seine kleine Firma entwickelte Software für die Medizintechnik.
    Tizian und Barbara nahmen Kranbauer junior in die Mitte und geleiteten ihn die Treppe hinauf. Barbara war nicht untätig gewesen. Anstatt sich volllaufen zu lassen, hatte sie nur zwei Bier getrunken, eine rühmenswerte Leistung, wie sie fand. Um die Wartezeit zu überbrücken, hatte sie mit der Floristin im Nachbarhaus geklönt, die ihren Laden am Sonntag geöffnet hielt, weil Friedhofsbesucher immer Blumen oder Gebinde brauchten. Klönen war das falsche Wort, denn sie hatte durchaus Hintergedanken gehabt. Die Blumenhändlerin hatte Oliver am Samstagnachmittag gesehen.
    »Haben Sie eigentlich einen Schlüssel zur Wohnung Ihres Vaters?«, fragte die Kriminalistin nun mit diesem Hintergrundwissen im Kopf. Der Angesprochene blieb abrupt stehen und schaute auf den abgetretenen Sisalläufer unter seinen Füßen. Tizian schloss auf.
    »Nein«, sagte er.
    »Wenn man sein Alter bedenkt, wäre es doch vernünftig.«
    »Na, so alt ist er ja nicht – 67! Und er ist unverwüstlich.«
    »Aber nicht immun gegen Feuer!«
    Er zuckte zusammen. Barbara deutete in die Wohnung. Wenn sie der Blumenhändlerin Glauben schenkte, und es gab keinen Grund, es nicht zu tun, dann musste Oliver Kranbauer gestern in der Wohnung gewesen sein. Und er hatte etwas fortgeschleppt, offenbar schwere und unhandliche Gegenstände, die sich in Müllsäcken befunden hatten. Dreimal war er zur Ladefläche seines Vans gegangen.
    Tizian trat beiseite, Kranbauer ging als Erster in den Flur und stolperte über einen Schuh. Barbara schaute zu Tietze und runzelte die Stirn.
    »Zeigen Sie uns den PC Ihres Vaters!«, befahl sie.
    »Mein Vater hat keinen Computer«, behauptete Oliver. »Wenn er etwas zu schreiben hat, benutzt er seine alte Erika .«
    »Ah, ja.« Barbara komplimentierte ihn ins Wohnzimmer und nötigte ihn, in einem der speckigen Sessel Platz zu nehmen. Man hörte Schritte im Treppenhaus, wenig später wurde geklopft, und Tizian ging aufmachen. Barbara lehnte sich mit verschränkten Armen an den Schrank. »Erzählen Sie mir ein bisschen vom Wirken Ihres Vaters als Bodendenkmalpfleger.«
    »Ja, da konnte er sich fürchterlich aufregen.«
    Das verstand Barbara nicht, auch wenn sie sah, dass ihr Gegenüber froh war, sich zu einem eher abgelegenen Thema äußern zu dürfen. Bevor sie nachfragen konnte, betrat Uplegger den Raum. Wenig später folgte Tietze.
    »Worüber hat er sich aufgeregt?«
    »Na, über diverse Schlampereien. Sie haben vielleicht davon gehört, dass nach der Wende eine Menge Fundgut in Bunkern bei Wiligrad eingelagert wurde und man es anschließend verrotten ließ? Mein Vater sagte immer, der Grund sei eine Mischung aus Geldmangel, Unfähigkeit und Ignoranz – typisch für unser Bundesland. Sagt er! Über 20 Jahre schimmelte das Zeug vor sich hin …«
    »Hat er deshalb wertvolle Funde veruntreut?«
    Oliver schaute sie unsicher an. »Was meinen Sie?«
    »Nun, ob Ihr Vater vielleicht wertvolle Funde nicht ablieferte, um sie zu retten?«
    »Das kann ich mir nicht vorstellen. Er ist überaus korrekt.«
    »Ach, Herr Kranbauer.« Mit einem demonstrativen Seufzer setzte sich Barbara nun doch in den zweiten Sessel. »Sie kennen den kleinen Jonathan Grunow? Seine Mutter hat das Grundstück genau gegenüber dem Ihres Vaters. Sie kennen ihn? Ja? Gut. Dem hat er seinen Münzschatz gezeigt. Ihnen nicht? Er war doch sicher stolz darauf.«
    Kranbauer schüttelte den Kopf. »Von Münzen weiß ich nichts.«
    Nun schoss Uplegger einen Pfeil ab: »Warum haben Sie Ihren Vater denn ausgerechnet am

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