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Moerder Im Gespensterwald

Moerder Im Gespensterwald

Titel: Moerder Im Gespensterwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Goyke
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verlangte, wäre für ihn hilfreich gewesen, um seine Firma vor dem Untergang zu bewahren. Er war nach Boltenhagen gefahren, um seinen Vater davon zu überzeugen, ihm die Münzen zu überlassen. Ginge es der Firma wieder gut, würde er das Geld zurückzahlen und eventuell noch etwas drauflegen. Der Alte lachte seinen Sohn aus, beschimpfte ihn als Spinner, Traumtänzer und Idioten. Ein zum Verlieren geborener Mensch solle sich eben nicht selbständig machen. Da hatte sein Sohn irgendwas gegriffen, wohl einen alten Kerzenständer, und ihm auf den Kopf geschlagen. Erschrocken von seiner Tat war er danach eine Zeitlang durch den Klützer Winkel gefahren und schließlich nach Schwerin zurückgekehrt. Einem ruhelosen Abend folgte eine ebensolche Nacht. Er hatte auch getrunken und war dann an den Tatort zurückgekehrt. Kranbauer schlief. Er hörte aber den Sohn auf dem Grundstück herumschleichen, stand auf und stellte ihn zur Rede. Seine Verletzung war nicht schwer, noch nicht. Denn als er wieder zu sticheln begann, wollte Oliver nur noch eines, ihn ein für allemal zum Verstummen bringen.
    Barbara schaute auf den Hof, wo es den Feuerwehrmännern gelungen war, einen weiteren Hund einzufangen.
    Oliver hatte die Münzen mitgenommen und im Tagesverlauf den PC aus der väterlichen Wohnung geholt, auch Detektor und Sonde, ohne zu wissen, dass noch die Verpackung im Schrank lag. Er wollte alle Spuren beseitigen – Spuren, die sein Vater verursacht hatte. Was nun den dritten Brief anbelangte, so hatte er behauptet, Manfred Kranbauer habe dem Museum lediglich seine Handynummer mitgeteilt und ein Treffen vorgeschlagen, das man per Anruf vereinbaren könne. Wenn dieser Brief nicht irgendwann auftauchte, würde man nie erfahren, ob Oliver die Wahrheit sagte. Er hatte die Festplatte seines Vaters nicht einfach nur formatiert, denn dann hätte die Kriminaltechnik die Daten wiederherstellen können, er hatte sie mit einem Nuke -Programm vernichtet. Damit waren sie für immer verloren.
    »Böse Kinder«, murmelte die Alte vor sich hin. Sie hatte es zwischenzeitlich schon so oft wiederholt, dass es wie eine Litanei klang. Ihr Kinn zitterte, Speichel klebte in den Mundwinkeln. Upleggers Versuche, ihr etwas mehr zu entlocken, waren bislang fehlgeschlagen.
    »Frau Kröber, wo genau im Gespensterwald haben Sie diese Kinder gesehen?«
    »Böse Kinder!«
    »Ja, ja! Wo, Frau Kröber? Bei der kleinen Hütte aus Ästen und Brettern?« Das war eine Suggestivfrage, aber Uplegger sah, wie die ungeduldige Babara mit den Schultern zuckte.
    »Böse, böse, böse …«
    Es war zum Verzweifeln, und das Wort hing ihm zum Hals heraus.
    »Was haben sie denn gemacht, diese schlimmen Kinder?«
    Sie nahm sofort die Änderung auf: »Schlimme Kinder. Sehr schlimm.«
    »Haben die Kinder Sie auch mit Steinen beworfen?« Kopfschütteln. »Mit Sand?« Kopfschütteln. »Mit schlechten Wörtern?« Kopfschütteln. Uplegger hob die Stimme: »Was haben sie getan?«
    »Sie haben den Tod gebracht«, sagte Frau Kröber. Auch Barbara merkte auf und trat ein paar Schritte näher.
    »Den Tod?«
    »Ja.«
    »Wem?«
    »Oh je, oh je«, sie rang die Hände, »den Tod! Der Mutter und dem Vater und den Kindern. Ein großer und ein kleiner Junge. Und ein Mädchen, oh je, oh je! Böse, böse, böse …«
    Uplegger spürte, wie ihm das Blut in den Adern gefror.
    »Woher wissen Sie das?«
    »Ich habe es gesehen.«
    Sie hatte es gesehen. Sie war mit Mira in den Wald geradelt, die am Morgen tot auf dem Hof gelegen hatte. Wie üblich hatte sie die altersschwache Katze, die einer Attacke der Hunde zum Opfer gefallen war, in ein Tuch geschlagen, in eine Reisetasche gestopft und diese auf dem Anhänger verstaut. Im Wald waren ihr Leute begegnet, aber sie achtete nicht mehr auf andere Menschen, die sie ohnehin nur verspotteten. Erst in der Nähe ihres Tierfriedhofs war sie aufmerksam geworden: Wenn es um das Geheimnis der Gräber ging, wurde sie vorsichtig. Angespannt hatte sie ihren Liebling beigesetzt, Erde aufgehäufelt und Efeu über die Schädelstätte gezogen. Dann hatte sie sich am Bach entlang auf den Rückweg gemacht.
    An der Brücke mit den verbogenen Geländern war ihr eingefallen, dass sie noch Zweige für ihre Sittiche gebrauchen konnte, die sie in Vasen und Flaschen steckte, um »Bäume« zu imitieren; auch knabberten die Vögel gern die Rinde. Sie stellte ihr Fahrrad ab und schlug sich ins Unterholz, wo sie mit dem Sammeln begann. Sie beschrieb ausführlich die Mühen, die ihr

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