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Moerder Im Gespensterwald

Moerder Im Gespensterwald

Titel: Moerder Im Gespensterwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Goyke
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Moments, da sie ihm das Du angeboten hatte. Oder war er es gewesen? Nein, unmöglich, sie war die Ältere, und er legte Wert auf die Form. Ihm schien es sogar, dass sie Brüderschaft getrunken hatten. Zum Glück hatte sie auf seinen Anruf bislang nicht reagiert; er wusste gar nicht, wie er sie nun anreden sollte? Hoffentlich war sie betrunken genug gewesen, um alles vergessen zu haben.
    Was hatte der Junge gefragt? Ob er eine Pistole hatte? Uplegger nickte. »Willst du sie sehen?«
    »Klaro.« Timothy rückte unruhig auf seinem Stuhl hin und her; würde ihn eine Lehrerin so sehen, würde sie vermutlich sofort ADHS schreien.
    »Vielleicht später.« Uplegger wandte sich an die Mutter: »Frau Hoffmann, ich möchte Ihren Sohn zeugenschaftlich vernehmen. Dafür brauche ich Ihr Einverständnis.«
    »Und wenn nicht?«
    »Wenn Sie es verweigern, was Ihr gutes Recht ist, können Sie nach Hause gehen.«
    »Komme ich dann ins Gefängnis?« Die Augen des Jungen leuchteten.
    »Nein, du kannst mitgehen.«
    »Ich weiß nicht …« Frau Hoffmann kaute auf einer verhornten Stelle an ihrem linken Daumen. »Ich müsste meinen Mann fragen.«
    »Wo ist er?«
    »Arbeitet. Im Stadthafen. Als Aufpasser.«
    »Er ist bei einem Wachschutzunternehmen?«
    »Ach, was! Zeitarbeit! Brutto sechs neunzig die Stunde, die Anfahrt muss er selber zahlen. Das ist echt kriminell, Herr …«
    »Uplegger. Welches Unternehmen?«
    »Hanse Security.«
    »Ich meinte die Zeitarbeitsfirma.«
    » Jobmakers in Doberan. Der Chef fährt Porsche, seine Frau hat drei Kneipen.«
    »Wirklich Porsche?«
    »Keine Ahnung. Man sagt das so. Und wir kommen nicht auf den grünen Zweig. Was haben wir bloß falsch gemacht?«
    »Sie haben keine Zeitarbeitsfirma.«
    »Wir wollen nur ganz normal arbeiten. Morgens zur Arbeit gehen, abends nach Hause kommen, Geld verdienen und Steuern zahlen. So wie das früher einmal war. Bei unseren Eltern. Da gab’s keine Aufstocker.«
    »Sondern Sozialismus«, platzte Lorbass Lutze heraus, der hinter den Zeugen auf einem niedrigen Aktenschrank hockte.
    Frau Hoffmann drehte sich um. »Was war daran so schlecht, dass jeder Arbeit hatte?«
    »Keine Freiheit …«
    »Darüber möchte ich jetzt nicht sprechen.« Uplegger machte eine entschiedene Handbewegung durch die Luft. Timothy Dustin gähnte. Seine Mutter musste auch an den Schläfen Augen haben, denn sie schnauzte ihn an: »Hand vor’n Mund!«
    »Und nicht schmatzen«, sagte der Junge ganz leise und senkte den Blick.
    »Ich möchte zur Sache kommen. Frau Hoffmann?«
    »Ja, ja, okay, ich bin einverstanden.«
    »Und du, Timothy? Redest du mit mir?«
    »In dem einen Gefängnis gibt es Tiere«, sagte der Junge versonnen. »Das hab ich im Fernsehen gesehen. Das war so eine Stadt mit Neu…«
    »Neustrelitz.«
    »Hm. Ich darf kein Tier.«
    »Du weißt, dass ich allergisch bin.«
    »Und du weißt auch«, fügte Uplegger hinzu, »dass du noch nicht strafmündig bist.«
    »Klar. Erst mit 14.« Timothy Dustin warf ihm einen verschmitzten Blick zu. »Das wissen alle Kinder.«
    »Also wirst du kaum ins Gefängnis kommen. Aber gibt es denn einen Grund, warum du reinkommen könntest?«
    »Nö. Ich hab nichts gemacht.«
    »Und deine Freunde? Haben die etwas gemacht?«
    »Weiß nicht.«
    »Ihr baut doch da diese Hütte im Gespensterwald …«
    »Ja.« Timothy wurde wieder lebhaft. »Mein Papa hat uns dabei geholfen.«
    Frau Hoffmann fiel aus allen Wolken: »Was hat Papa?«
    »Uns geholfen. Er hat doch so alte Bretter in der Garage, die hat er mir geschenkt. Und er ist mitgekommen und hat uns gezeigt, wie man die annagelt. Das war cool.« Der Junge seufzte. Anscheinend kam es auch bei ihm nicht oft vor, dass der Vater etwas mit ihm unternahm.
    Uplegger fragte: »Wann war das?«
    »Och, lange her. Anfang der Ferien.«
    »Und wer hatte die Idee zu der Hütte?«
    »Ich glaub, das war Ali.«
    »Ein Türke?« Konnte es denn Türken in Nienhagen geben, wo sie doch Mecklenburg-Vorpommern scheuten und sich, wenn überhaupt, nur in größeren Städten niederließen?
    »Nee!« Timothy lachte hell. »Er heißt Albrecht. Mit Hinternamen. Darum sagen wir Ali zu ihm.«
    »Und wie heißt er mit Vornamen?«
    »Lars.«
    Uplegger notierte, während die Mutter sagte: »Herr Albrecht ist Frauenarzt. In Rostock.«
    Aus irgendeinem Grund musste Timothy bei dem Wort Frauenarzt kichern.
    »Wer macht denn mit bei eurer Hütte – außer Lars und dir?«
    »Na, Kevin, Leo, Ronny, Chris und Morten. Manchmal auch Tommy, aber den mögen wir

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