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Moerder Im Gespensterwald

Moerder Im Gespensterwald

Titel: Moerder Im Gespensterwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Goyke
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Sprache wir verwenden, dachte Uplegger.
    »Könnten sie etwas mit einer der Taten zu tun haben?«
    »Unwahrscheinlich. Einer ist neun, zwei sind acht und der jüngste sieben.«
    Nachdem Uplegger seinen Laptop aus dem Wagen geholt hatte, betraten sie gemeinsam das moderne Bauwerk, in dem ihnen eine aufgelöste Frau in geblümtem Kleid entgegenkam. Ihr Haar hing wirr auf die Schultern, sie wirkte verzweifelt.
    »Mach lauter, Hanni!«, rief sie hinter sich in einen Raum, in dem ein Regal mit Prospekten, ein Schreibtisch und eine Wandlandkarte zu sehen waren.
    Was Hanni lauter stellen sollte, war das Radio.
    »… wird dieses abscheuliche Verbrechen, das ganz Rostock beschäftigt, durch eine Sonderkommission verfolgt«, brüllte ein noch recht junger Mann in den Äther. Uplegger erkannte den Moderator eines Privatsenders. »Nach unseren Informationen hat der schwedische König schon bei der Landesregierung angefragt, was man zum Schutz der Touristen unternehmen will. Das Wetter …« Hanni drehte leiser.
    »Und die Touristen fragen uns, ob sie noch an den Strand und in den Wald gehen können.« Die Frau rieb sich die Stirn. »Es sind wohl auch schon Familien mit Kindern abgereist.«
    »Dafür kommen sicher mehr Tagesausflügler«, meinte Lutze.
    »Ist der Wald nicht mehr gesperrt?«, fragte Uplegger.
    »Nur noch der Bereich westlich vom Garnitzbach, dazu eine größere Fläche um diesen Bauwagen und eine um den illegalen Tierfriedhof. Alles andere kann seit drei Stunden wieder betreten werden.«
    »Ein illegaler Tierfriedhof, Gott, auch das noch!«, rief die Frau. »Wo leben wir denn?«
    Uplegger schwieg und ließ sich von Lutze in einen Gang führen, der einen Wartebereich hatte, in dem ebenfalls Prospekte auslagen. Vier Jungen saßen dort brav und still in Schalensesseln aus Plastik und blickten die Kriminalbeamten teils gespannt, teils ängstlich an. Sie wurden von Erwachsenen begleitet, offenbar war teilweise nur ein Elternteil mitgekommen, insgesamt drei Frauen und ebenso viele Männer. Weidemann und ein zweiter Uniformierter lehnten mit verschränkten Armen an der Wand.
    »Das mit dem König glaube ich nicht«, sagte Uplegger mit gedämpfter Stimme zum Lorbass, der mit den Schultern zuckte und eine Tür öffnete. Uplegger betrat ein kleines Büro, dessen Fenster zum Nienhäger Holz gingen, und setzte sich an den Schreibtisch. Lutze rief einen Timothy Dustin Hoffmann auf.
     
    Barbara sah keinen Grund mehr, irgendetwas in ihrem Leben zu ändern, denn sie fühlte sich trotz der schon wieder unbarmherzigen Hitze wohl in ihrer Haut. Zwei Flachmänner hatten über den trüben Vormittag geholfen, sie hatte kurz in der Dienststelle vorbeigeschaut, wo sie von Ann-Kathrin angemuffelt worden war, die auch nicht gern Aktenhalterei betrieb. Nun war sie auf dem Weg nach Warnemünde. Auf dem Beifahrersitz lag die Ostsee-Zeitung , die sie auf dem Weg zum Wagen aus dem Briefkasten geklaubt hatte, darunter war ein 0,35-Liter-Fläschchen versteckt. Im Stau stehend, lüpfte Barbara die Zeitung und lächelte dem Güstrower Korn freundlich zu.
    Die ewige Sehnsucht des Menschen nach dem, was er gerade nicht hat, verspürte sie einmal mehr, als sie nach endloser Zeit auf der Stadtautobahn durch das Seebad kurvte. Im Büro hatte sie sich nach einem Einsatz außerhalb der vier Wände gesehnt, nun fluchte sie und wünschte sich zurück. Es war schier aussichtslos, einen Parkplatz zu finden, und da sie mit dem Dienstwagen unterwegs war, entschloss sie sich, im Halteverbot zu parken. Sie suchte im Handschuhfach nach einer Sondergenehmigung, fand keine und stellte einfach das Blaulicht aufs Dach. Das sollte genügen, um Politessen abzuschrecken, falls an einem Tag wie diesem überhaupt welche unterwegs waren: Die Hanse Sail war ein großes Volksfest, auf das die Stadt stolz war; andererseits lohnte sich natürlich an Festtagen die Jagd auf Verkehrssünder besonders.
    Menschenmassen durchspülten den alten Fischerort. Barbara zwängte sich durch Touristen und Tagesausflügler, die den Alten Strom belagerten oder sich über die Brücke in Richtung des Neuen Stroms bewegten, um dort Windjammer und Segelboote zu sehen. Zahllose Händler boten Geräuchertes, Fischbrötchen, Brat-und Currywurst, Bier und andere Getränke, Täschnerwaren, Billigkleidung und allerlei Nippes feil. Barbara fühlte sich angewidert von den Schaulustigen, Umsatz-und Kaufgeilen, am meisten aber von Familien, die mit Doppelkinderwagen die Wege blockierten. Konnten diese

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