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Mörder im Zug

Mörder im Zug

Titel: Mörder im Zug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Goyke
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nicht.«
    »Was wissen Sie überhaupt von ihm?«
    »Tja …« Konwitschny zuckte mit den Schultern. »Nicht viel. Dass er ein guter Mann war. Und dass er aus Riga kommt.«
    »Was meinen Sie mit guter Mann?«
    »Er verstand was von der Arbeit. Von Fischen. Von Zucht und Haltung.«
    »Und wie verhielt er sich zu den Leuten?«
    »Was soll ich sagen?« Konwitschny rutschte angespannt auf seinem Stuhl hin und her. »Freundlich.«
    »Mehr nicht? Er hat sich doch sehr für die Belegschaft eingesetzt, nicht wahr? Er wollte eine Arbeitnehmervertretung schaffen …«
    »Ja, aber das will hier keiner. Die Leute sind froh, einen Job zu haben. Die meisten sind Angelernte, und viele haben zehn, zwölf Jahre zu Hause gehockt. Wenn Sie die Speicherstraße hochgekommen sind, haben Sie doch gesehen, was hier los ist. Oder haben Sie die Ruinen nicht bemerkt?«
    Barbara sagte: »Die sind unübersehbar.«
    »Schrecklich, oder? Alles kaputt. Nee, nee, die Leute wollen ihre Ruhe haben. Arbeit, Geld und ihre Ruhe.«
    »Aber das Geld steht doch aus?«, fragte Uplegger.
    »Trotzdem. Sie denken, dass sie es bald erhalten. Herr Rauch hat es versprochen.«
    »Und das glauben Sie?«
    »Es hat schon einmal eine ähnliche Situation gegeben. Ungefähr vor drei Jahren. Damals gab es auch zwei Monate lang kein Geld, aber dann wurde wieder korrekt gezahlt.«
    »Und nachgezahlt?«
    Konwitschny schwieg.
    »Wurden die zwei Monatslöhne nachgezahlt?«, insistierte Uplegger.
    »Nein.«
    »Mein Gott!« Uplegger sah, wie Barbara das Gesicht verzog, und schlug selbst innerlich die Hände über dem Kopf zusammen. »Lassen wir es damit bewenden. Haben Sie Herrn Medanauskas im Zug gesehen?«
    »Nein.«
    »Auch auf dem Bahnsteig nicht?«
    »Auch da nicht.«
    »Hätten Sie sich denn zu ihm gesetzt, wenn Sie ihn gesehen hätten?«
    »Ich war ja mit Martin zusammen …«
    »Sie hätten sich doch auch mit ihm zu Medanauskas setzen können.«
    »Martin konnte ihn nicht leiden. Er sagt, das ist ein Spinner.«
    »Und wen haben Sie gesehen?«
    »In Güstrow?«
    »Während der ganzen Fahrt.«
    »Tja …« Die Falte auf Konwitschnys Stirn bekam Gesellschaft, und er rieb sich die großen Nasenflügel. »Eine junge Frau mit Kinderwagen, die bis Pölchow mitfuhr … diese Frau aus Schwaan, die wie eine Obdachlose aussieht.«
    »Eine Obdachlose aus Schwaan?«, fragte Barbara überrascht.
    »Ich weiß nicht genau. Jetzt im Winter hat die so einen komischen Mantel aus Stofffetzen an. Sieht geschossen aus. Und so abgeschnittene Handschuhe. Aber mit einem Einkaufswagen voller Plastetüten fährt sie nicht rum.«
    Uplegger blinzelte Barbara zu, denn Konwitschny beschrieb offenbar Penelope Pastor.
    »Wer noch?«
    »Eine Rentnerin. Stieg ebenfalls in Güstrow ein. Also die war bestimmt über siebzig. Hatte sich ein bisschen schick gemacht. Wissen Sie, so wie alte Leute vom Dorf, wenn sie in die Stadt zum Doktor fahren.«
    »Wo stieg die alte Dame aus?«
    »Das weiß ich nicht.« Konwitschny massierte immer noch die Nasenflügel. »Da war noch ein komischer Typ. Wenn ich es recht überlege, sah der noch mehr wie ein Obdachloser aus. Oder wie ein Alki. Lange Haare, die ewig keinen Kamm gesehen haben. Bart, glaube ich.«
    »War er schmuddlig?«
    »Nee, das nicht. Aber eben komisch. Der ging in Papendorf raus.«
    Uplegger schaute wieder zu seiner Kollegin, die sich Notizen machte, und auch er schrieb sich ein paar Stichworte auf. Er kannte Barbara gut genug, um zu wissen, dass sie bald eine erste Tabelle vorlegen würde, in der alle bisher bekannten Fahrgäste sowie ihre Einstiegs- und Ausstiegsorte erfasst waren.
    Konwitschny hatte außerdem die beiden Glatzköpfe in Schwaan einsteigen gesehen, und auch Frank Giehlow war ihm nicht entgangen.
    Uplegger klappte seinen Block zu. »Eines möchte ich noch wissen.«
    »Ja?«
    »Hatte Andriejus Medanauskas Feinde im Betrieb?«
    Abermals wich Konwitschny seinem Blick aus.
    »Nee … wieso? Er war doch ein netter Junge.«
    »Mochten Sie ihn?«
    »Na ja …«
    Mit dieser dürren Antwort mussten sich Barbara und Uplegger begnügen.
     
    Simon Rauch ließ es sich nicht nehmen, seine Besucher persönlich zum Parkplatz zu bringen. Seine Augen glänzten, er wirkte nicht nur aufgeräumt, sondern geradezu euphorisch. Immer wieder schlug er mit der linken Faust auf die rechte Handfläche, und nachdem er sich mehrfach erkundigt hatte, ob »die Herren Ermittler« zufrieden seien, begann er plötzlich, albern zu werden.
    »Wie wäre es zum Abschied mit einem

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