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Mörder im Zug

Mörder im Zug

Titel: Mörder im Zug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Goyke
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auf die Wollhalle . Nur dort erscheinen wir auf den Werbemitteln und dem Ausstellungsplakat.«
    »Sie verzichten auf Publicity?«
    »Die stellt sich von selbst ein. Gerade weil wir unsere Aktivitäten nicht an die große Glocke hängen, haben wir eine gute Presse.«
    Barbara griff nach ihrer Tasse und trank einen Schluck. Der Kaffee war stark wie Mokka.
    »Ihr Engagement in allen Ehren«, sagte sie, »aber sollten Sie das Geld nicht lieber für die Belegschaft verwenden? In Form regelmäßiger Lohnzahlungen?«
    »Ach, daher weht der Wind.« Rauch schüttelte betrübt den Kopf. »Wir zahlen ja, wenn wir können. Im Moment haben wir einige Probleme mit dem Absatz. Lösbare Probleme, möchte ich betonen. Sobald wir wieder Fuß gefasst haben, erhalten die Mitarbeiter nicht nur den ausstehenden Lohn, sondern sogar eine Gratifikation.«
    »Andriejus reichten diese Vertröstungen offenbar nicht. Er wollten einen Betriebsrat gründen, und Sie haben sich quer-gestellt.«
    »Falsch.« Rauch blickte Barbara fest in die Augen. »Die Belegschaft will keinen Betriebsrat. Sie wollte auch nicht, dass sich Medanauskas zu ihrem Fürsprecher aufschwingt. Er konnte das aber nicht einsehen und meinte, ich würde die Kollegen gegen ihn aufwiegeln. Fragen Sie mich nicht, welche Motive ihn angetrieben haben. Er hat sein Gehalt immer bekommen. Anstatt nach der Tür zu suchen, wollte er mit dem Kopf durch die Wand. Ich sah mich schon gezwungen, ihn wegen Störung des Betriebsfriedens zu entlassen.«
    »Aber?«
    »Das Schicksal kam mir zuvor.«
    »Das Schicksal«, wiederholte Barbara und schaute zu Uplegger, der sich Notizen machte. Als er ihren Blick spürte, legte er den Kugelschreiber neben den Block.
    »Ihre Firma ist solide?«, wollte er wissen.
    »Absolut.«
    »Warum ermittelt dann die Rostocker Staatsanwaltschaft gegen Sie?«
    Rauch machte eine wegwerfende Handbewegung. »Nichts als eine Neidkampagne.«
    »Wie? Die Rostocker Staatsanwälte beneiden Sie?«
    »Die natürlich nicht. Es gibt aber genug Leute hier im Osten, die einem Westler den Erfolg neiden. Weil sie auch 20 Jahre nach der Wende keinen Fuß auf den Boden gekriegt haben.« Rauch entwickelte Leidenschaft, seine Hände zitterten vor Erregung. »Da sie nie die offene Konfrontation gelernt haben, machen sie es eben hintenrum. Wenden sich an die Behörden, schreiben Beschwerden, erstatten Anzeige … eine Mischung aus Blockwartmentalität und Denunziantentum.«
    »Herr Rauch!« Uplegger wurde ebenfalls wütend. »Ich kenne den glorreichen Westen zwar nicht so wie Sie, aber ich nehme doch an, dass es dort auch genügend Blockwarte und Denunzianten gibt. Gerade in Oberbayern.«
    Rauch schwieg. An Oberbayern wurde er anscheinend nicht gern erinnert.
    »Wie auch immer«, sagte Barbara in begütigendem Ton, »es liegen jedenfalls mehrere Anzeigen gegen Sie vor. Und dass Sie vorbestraft sind, können Sie nicht vom Tisch wischen.«
    »Jugendsünden«, sagte Rauch, nun wieder ruhiger. »Ich habe falschen Beratern vertraut. Glücklicherweise leben wir in einem Land, das einem den Neuanfang nicht verwehrt. Und ich sagen Ihnen, Golden World ist gut aufgestellt. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir vom wirtschaftlichen Aufschwung profitieren werden. Vorübergehende Engpässe können wir verkraften. Lassen Sie sich von niemandem etwas anderes einreden – es ist nicht wahr! Und schauen Sie sich Ihre Akten gründlich an!
    Drei Hausdurchsuchungen habe ich hinter mir, hier in den Geschäftsräumen und auch in meinem Haus. Fragen Sie Frau Wiese, wie lange wir gebraucht haben, um wieder Ordnung zu schaffen. Und wozu das alles? Es gibt keinen einzigen Beweis für irgendwelche Manipulationen, weil es keine Manipulationen gibt.«
    Rauchs Worte gaben Barbara eine Idee ein.
    »Hatte Medanauskas Zugang zu Geschäftsunterlagen?«, wollte sie wissen.
    Rauch war sofort auf der Hut. »Wie meinen Sie das?«
    »Konnte er wissen, wie es um das Unternehmen bestellt ist?«
    »Das habe ich Ihnen doch gerade gesagt: Es geht aufwärts. Wir wollten schon vor zwei Jahren an die Börse, aber Sie wissen, was passiert ist: Die Finanzmärkte crashten. Nun aber bereiten wir erneut einen Börsengang vor.« Er lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Wir würden gern mit jemandem von der Belegschaft sprechen.«
    »Kein Problem. Ich lasse Herrn Konwitschny holen. Er ist für die Brut zuständig und arbeitet … arbeitete eng mit Medanauskas zusammen.«
    »Wir können auch zu ihm gehen«, sagte

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