Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mörder im Zug

Mörder im Zug

Titel: Mörder im Zug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Goyke
Vom Netzwerk:
Fischwitz?«, fragte er, und ohne eine Antwort abzuwarten, erzählte er einen: »Zwei Beamte sitzen zusammen im Office. Fragt der eine: ›Was hältst Du davon, wenn wir uns ein Aquarium kaufen?‹ Sagt der andere langsam: ›Meinst Du nicht, das bringt zuviel Hektik ins Büro?‹«
    Rauch musste dermaßen lachen, dass sich sein Körper krümmte. In seinen Mundwinkeln sammelte sich Speichel, und Barbara, höflich lächelnd, wandte sich rasch ab. Sie verabschiedete sich von dem Geschäftsführer quasi über die Schulter, dann kletterte sie in ihren Wagen und brauste vom Firmengelände. Uplegger folgte ihr. Auf Höhe des Stadions rief sie ihn an und bat ihn, an den Straßenrand zu fahren. Er stieg aus und kam zu ihr in den Wagen.
    »Der Mann stand ziemlich unter Strom«, sagte Barbara sofort.
    »Denke ich auch. Während wir mit Konwitschny sprachen, hat er sich irgendwas in die Rübe gedreht.«
    »Sie reden ja wie Ihr Sohn«, meinte Barbara. »Alkohol? Das hätten wir gerochen …«
    »Jedenfalls ich.« Eine kleine Spitze musste sein.
    Barbara betrachtete stumm die Kontrollanzeigen hinter dem Lenkrad und ließ dann den Blick zum Sportplatz schweifen, wo ein einsamer Platzwart den nassen, mit Schneeresten bedeckten Rasen in Augenschein nahm.
    »Wir sind mitten in einer Komödie«, sagte sie nach einer Weile. »Ein komischer Typ, eine Frau mit komischem Mantel und ein urkomischer Geschäftsführer.«
    Uplegger feixte, wurde aber schnell wieder ernst. »Der Frage, ob Medanauskas Zugang zu Geschäftsunterlagen hatte, ist Rauch ausgewichen …«
    »Kann man wohl sagen. Vielleicht ist Andriejus auf Beweise für Manipulationen gestoßen. Dann könnte er seinen Chef erpresst haben.«
    »Rauch war allerdings nicht im Zug.«
    »Sagen wir vorsichtiger, dass er nicht gesehen wurde. Und sein Angestellter Konwitschny ist bis Rostock mitgefahren …«
    »Giehlow hätte bemerken müssen, wenn er den Waggon verlassen hätte, um zu seinem Opfer zu gehen.«
    »Hätte, hätte! Giehlow ist erst in Pölchow an Bord gekommen. Acht Minuten reichen, um einen Menschen abzustechen. Konwitschny ist Jäger.«
    »Sie meinen, er folgt atavistischen Trieben?«
    »Klar.« Barbara musste lachen. »Während seine Frau daheim Nüsse und Kräuter sammelt, zieht er auf die Jagd. Das ist noch tief drin in den Ostdeutschen – so wie die Blockwartmentalität!«
    »Das hat Sie auch geärgert, was?«
    »Im Gegensatz zu Ihnen hatte ich aber meine Gefühle unter Kontrolle.«
    »Wollen Sie darüber reden?«, fragte Uplegger mit verschmitzter Miene. Vielleicht hatte er ja doch einen Sinn für Ironie.
    »Worüber?«
    »Über Ihre Gefühle.«
    »Raus, Uplegger!« Barbara drückte demonstrativ auf den Starter. »Scheren Sie sich an die Front!«
    ***
     
    Im Güstrower Jobcenter ging es zu wie in einem Taubenschlag. Arbeitssuchende und Leistungsempfänger stapelten sich in den Warteräumen, Neuankömmlinge lauerten auf freie Plätze, Aufgerufene betraten Büros und verließen sie wieder, Fallmanager eilten geschäftig über die Flure. Schaulaufen nannte man diesen Sport, den es in allen Behörden gab, auch bei der Polizei. Uplegger hatte schon viele langsame Beamte erlebt, aber nie auf dem Flur.
    Auf dem Weg zum Büro der Auszubildenden Sandy Ball konnte er alle Stufen der Verzweiflung studieren, von einem Herrn im Anzug, der noch hoffte, bis hin zu Männern und Frauen, denen sich die Mutlosigkeit bereits tief ins Gesicht gegraben hatte, nicht selten unterstützt von regelmäßigem Alkoholkonsum. Obwohl er kaum Gefahr lief, jemals zum Fall dieser Institution zu werden, bereitete ihm der Besuch doch Unbehagen. Die Tür zu Zimmer 312 sah aus wie alle anderen. An der Wand neben ihr hing ein kleiner metallener Wechselrahmen: Frau Schack, Fallmanagerin und Frau Ball, Auszubildende . Um die Machtverhältnisse zu klären, verkündete ein weiteres Schild Eintritt nur nach Aufruf! , und das übliche Kryptogramm gab es auch: IV B 1.
    Uplegger hob bereits die Hand, um anzuklopfen, als der kleine Nervtöter in seiner Jackentasche zu klingeln begann. Helmich war dran: »Wir sind noch an der Bahnstrecke. Ich habe mich in Schwaan ein bisschen umgehört. Die beiden Glatzen mit der Lederkluft …«
    »Ja?« Upleggers Körper spannte sich.
    »Bevor die in den Zug gestiegen sind, waren sie in einer Kneipe in Bahnhofsnähe namens Zwitscherstübchen . Ungefähr eine bis anderthalb Stunden. Zum Vorglühen.« Helmich lachte.
    »Sie haben einen getrunken?«
    »Einen ist gut! Die Wirtin hat

Weitere Kostenlose Bücher