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Mörder im Zug

Mörder im Zug

Titel: Mörder im Zug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Goyke
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Barbara. Mit Konwitschny, dem Mann aus dem Zug mit dem blauen Blazer, hatte sie ohnehin sprechen wollen.
    »Nicht nötig. Sie können hier in meinem Büro bleiben.« Rauch sprang auf und ging zur Tür. »Keine Sorge, es wird nicht abgehört.« Er trat hinaus ins Vorzimmer und schloss die Tür. Barbara beugte sich zu Uplegger.
    »Der Herr Rauch ist ja ein toller Hecht«, sagte sie. »Oder eher ein toller Stör? Was halten Sie von dem, was er uns erzählt hat?«
    »Ich würde gern mit einem Spruch antworten, der Giordano Bruno zugeschrieben wird: Se non è vero, è ben trovato.«
    »Hätten Sie die Gnade, ihn für eine Einfalt vom Lande zu übersetzen?«
    »Wenn es nicht wahr ist, ist es doch gut erfunden.«
     
    Heiner Konwitschny, ein untersetzter Mann mit überraschend rosigem Teint, der aussah, als würde er viel Zeit im Freien verbringen, betrat das Büro in weißem Kittel, weißen Hosen und weißen Schlappen. Ebenfalls weiß war die transparente Kappe, die er in der Hand hielt. Sein Haar war grau und wegen tiefer Geheimratsecken kurz geschnitten, eine steile Falte markierte seine Stirn. Das Auffälligste in seinem Gesicht war die fleischige Nase.
    Barbara und Uplegger begrüßten ihn mit einem Händedruck und baten ihn, Platz zu nehmen. Mit unsicherer Miene und linkisch wirkenden Bewegungen setzte er sich; anscheinend machte ihn die Begegnung mit der Kripo nervös.
    »Sie wissen, warum wir mit Ihnen sprechen möchten?«, erkundigte sich Uplegger.
    »Tja …«, sagte Konwitschny gedehnt und betrachtete die gläserne Tischplatte. Rauch, der hinter seinem Schreibtisch Platz genommen hatte, nickte ihm aufmunternd zu.
    »Also?«
    Konwitschny schaute zu seinem Chef. »Na ja …« Er zog den Vokal nicht nur in die Länge, sondern verwandelte ihn in Richtung auf ein O, sodass es fast wie »No jo …« klang. Als geborener Rostocker war Uplegger selbst ein Norddeutscher, aber manchmal ging ihm dieses Auseinanderziehen der Worte mächtig auf den Geist. »Hat sich schon rumgesprochen, das mit Medanauskas.«
    »Dann wissen Sie auch, in welchem Zug das Verbrechen geschehen ist?«
    Konwitschny nickte. Abermals blickte er zu Rauch, und Uplegger wurde bewusst, dass ihn weniger seine Mentalität als die Anwesenheit seines Arbeitgebers so wortkarg machte. Uplegger straffte seinen Oberkörper.
    »Herr Rauch«, sagte er, »wäre es wohl möglich, uns allein zu lassen?«
    »Wenn Sie es wünschen.« Der Geschäftsführer erhob sich, wirkte aber beleidigt.
    »Es ist so üblich, mit Zeugen allein zu sprechen. Es hat also rein gar nichts mit Misstrauen zu tun …«
    »Nein?« Rauch musterte zuerst Uplegger, dann Barbara, schüttelte leicht den Kopf und ging hinaus.
    »Gott sei Dank«, stieß Barbara hervor. Konwitschny sah sie verwirrt an.
    »Sie mögen den Chef nicht?«
    »Sympathien spielen bei unserer Arbeit keine Rolle«, entgegnete Barbara. Uplegger senkte rasch den Kopf, damit Konwitschny nicht sein Grinsen sah: Ausgerechnet die Dampframme musste das sagen! »Beantworten Sie einfach die Fragen meines Kollegen.«
    »Gut.« Heiner Konwitschny kehrte sich wieder Uplegger zu.
    »Sie haben den Zug, in dem Medanauskas getötet wurde, ebenfalls benutzt?«
    »Hm.« Das war anscheinend ein Ja.
    »Berichten Sie uns bitte von der Fahrt.«
    »Ja …« Er hob den Blick, schaute jedoch an Uplegger vorbei zum Fenster. »Wir hatten gestern Spätschicht bis 21 Uhr.«
    »Wir?«
    »Mein Kollege Martin Lindow und ich. Also nicht nur wir beide, aber wir fahren immer zusammen, wenn es geht. Ich kenne Martin schon seit über 20 Jahren und habe dafür gesorgt, dass er hier einen Job bekommt.«
    »Sie sind befreundet?«
    »Hm. Unsere Familien auch. Wir fahren zusammen in Urlaub und so. Außerdem sind wir beide Jäger.«
    »Und gestern haben Sie den Betrieb um 21 Uhr verlassen?«
    »Kurz nach. Der Bus fährt 21:17 Uhr vom Zuckerberg.«
    »Und Herr Medanauskas? Hatte der auch Spätschicht?«
    »Nein, nein.« Konwitschny schüttelte zur Bekräftigung den Kopf. »Er hatte um sechs Schluss und ging meistens pünktlich.«
    »Wie bitte? Um sechs?« Uplegger wechselte einen raschen Blick mit Barbara.
    »Ja …«
    »Sie haben doch gehört, dass er in dem Zug getötet wurde, der Güstrow 21:30 Uhr verlassen hat. Was denken Sie darüber?«
    »Ich?« Konwitschny war schon wieder irritiert. »Nichts.«
    »Aber es fehlen etwa dreieinhalb Stunden!«
    »Na ja … vielleicht hat er sich mit Freunden getroffen.«
    »Hatte er Freunde in Güstrow?«
    »Das weiß ich

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