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Mörder im Zug

Mörder im Zug

Titel: Mörder im Zug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Goyke
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was noch?«
    »Ein paar blaue Flecke.«
    »Wo?«
    »Das möchte ich nicht sagen.«
    »Dann reden wir jetzt über die gestrige Zugfahrt.«
    »Okay.« Sandy entspannte sich etwas. »Vielleicht können Sie mir doch ein bisschen helfen?«
    »Gern.«
    »Wir könnten Sheila Madonna von der Tagesmutter abholen.«
    »Wen?«, fragte Uplegger, fast bestürzt.
    »Unsere Jüngste.«
    »Sie haben mehrere Kinder?« Uplegger startete und schaute über die Schulter, um auszuparken.
    »Drei. Norman Brad ist der Größte. Schon acht.« Sandy taute auf. Dieses Thema war unverfänglich. Uplegger musste nicht viel rechnen: Sie war bei der Geburt 17 gewesen.
    »Und das mittlere Kind?«, fragte er.
    »Michael Christoffer.« Sie sagte Maikel. »Der ist vier. Ich nenne ihn unser Problemchen.«
    »Warum?«
    »Da war was bei der Entbindung … mit dem Sauerstoff im Gehirn … Er kann noch nicht mal laufen.«
    ***
     
    Miriam Jegorow hatte sich rasch wieder im Griff. Doch Barbara wusste nun, dass es Andriejus Medanauskas gewesen war, der mit ihr im Frühjahr über Rauchs Firma gesprochen hatte.
    »Warum hat er sich Ihnen anvertraut?«
    »Ich glaube, er ist so eine Art Gerechtigkeitsapostel. Na ja, er war es.« Miriam stand auf und nahm drei Blätter aus dem Drucker. »Er betonte jedenfalls, Christ zu sein.«
    »Der große Spender und Sponsor Rauch ist bestimmt auch Christ«, sprach Barbara den Gedanken aus, der ihr sofort einkam.
    »Megachrist. Er ist sogar im Gemeindekirchenrat.«
    »Himmel, hat der denn überall seine Hand im Spiel?«
    »Es gehört zu seiner Strategie, sich beliebt und unentbehrlich zu machen. Und unangreifbar. Er wird ja praktisch wie ein Erlöser gefeiert, immer noch.«
    »Könnte man sagen, dass er die Stadt im Griff hat?«
    »Von der Stadt würde das niemand zugeben. Man ist schließlich demokratisch …«
    »Ja, ja.« Barbara winkte ab. »Also, er hat Sitz und Stimme im Kuratorium der Wollhalle und im Gemeindekirchenrat. Wo noch?«
    »Für die FWG, die Freie Wählergemeinschaft Güstrow , sitzt er in der Stadtvertretung. Er ist gar nicht Mitglied, aber wegen seines Einflusses hat man ihn gebeten zu kandidieren. Außerdem ist Rauch Mitglied im Aufsichtsrat der GüVB.«
    »Dieser Abkürzungsdschungel macht mich noch ganz wuschig«, sagte Barbara. »Was ist das denn nun wieder?«
    » Güstrower Versorgungsbetriebe AG . Die basieren auch auf einer Idee von Rauch, die er im Stadtrat und auch beim Bürgermeister vehement vertreten hat. Es gibt sie erst seit drei Jahren.«
    »Und worin besteht die Idee?«
    »Eigentlich ist sie gar nicht schlecht.« Miriam Jegorow setzte sich wieder. »Unter dem Dach der GüVB wurden das E- und das Gaswerk, der Stadtverkehr und die Müllentsorgung gebündelt. Wegen der Synergieeffekte, verstehen Sie? Güstrow wird jetzt sozusagen mit Strom, Gas, Bussen und Müllautos aus einer Hand versorgt.«
    »Hört sich wirklich nicht dumm an«, meinte Barbara.
    »Nein. Dumm gelaufen ist etwas anderes. Wissen Sie, was Cross-Border-Leasing ist?«
    »Um Himmelswillen!«, rief Barbara aus. »Hat sich Güstrow etwa auf einen solchen windigen Deal eingelassen?«
    »Rauch hat seine guten Kontakte zur Finanzwelt aktiviert und für die Versorgungsbetriebe einen Vertrag mit der BPF ausgehandelt. Tut mir leid, noch eine Abkürzung. Steht für Bank of Public Finance . Sitz der Bank: Cayman Islands.«
    »Klingt wenig vertrauenerweckend«.
    »Überhaupt nicht.« Nun lachte die Volontärin schon wieder. »Sie haben natürlich auch einen Briefkasten in Frankfurt. Der Vertrag umfasst 700 Seiten – auf Englisch!«
    »Güstrow hat also seine Filetstücke an einen amerikanischen Investor verkauft und für einen Teil der Kaufsumme zurückgemietet«, stellte Barbara ihr ökonomisches Wissen unter Beweis. »Was war es noch mal? Strom, Gas, Busse, Müll?«
    »Richtig. Äußerlich hat sich nichts geändert, die Stadt betreibt die Anlagen weiter in Eigenregie. Angeblich erhält der Investor aber enorme Steuervorteile, und von dem Geld bekommt die Kommune ein paar Millionen. Allerdings können diese Verträge frühestens nach 30 Jahren gekündigt werden. Und sie müssen besichert werden. Güstrow bürgte für das über die Bank of Public Finance abgewickelte Geschäft mit 32 Millionen.«
    »Es gibt aber einen Haken.«
    »Einen Riesenhaken. Schon 2008 haben US-Gerichte die Steuerersparnis gekippt. Und dann folgte gleich die Finanzkrise. Es ist noch nicht offiziell, aber hinter vorgehaltener Hand hört man es schon: Güstrow steht mit

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