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Mörder im Zug

Mörder im Zug

Titel: Mörder im Zug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Goyke
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wurde gerade Gewissheit: Penelope hatte sie angelogen.
    »Dann? Bin ich nach Hause gegangen. Ich war so animiert, dass ich auch ständig küssen musste.«
    »Jede Frau, die dir entgegenkam?« Barbara machte zu Achim die Bezahlgeste.
    »Leider nicht. Nur jeden Laternenpfahl.«
    ***
     
    Uplegger bemühte sich um Haltung. Sein Herz klopfte nicht nur an seinem angestammten Platz, sondern auch in den Ohren und Fingerspitzen.
    Der Junge mit den wadenlangen Hosen war zu ihm gekommen und hatte eine Hand auf seinen Arm gelegt. Es kostete Uplegger einiges an Überwindung, nicht sofort aufzuspringen. Der Student grinste.
    »Du bist wirklich Bulle, schöner Mann?«, wollte der Junge wissen.
    Uplegger hatte Mühe, seinem Blick standzuhalten, der von einem anderen Interesse als dem an seinem Job sprach. Bände sprach. Eine ganze Bibliothek.
    »Bin ich.« Er machte seine Stimme fest.
    »Cool. Wie heißt du?«
    »Jonas.«
    »Ich bin Dominic. Mit C. Dachte immer, Bullen wären hässlich. Error, error, error! Du läufst bestimmt keine Streife?«
    »Nein.« Uplegger zwang sich zu einem Lächeln. »Ich möchte aber nicht behaupten, dass alle Streifenbeamten unansehnlich sind …«
    »Du hast wohl was mit einem?« Dominics Schlafzimmerblick wurde so intensiv, dass es Uplegger kalt über den Rücken rann. Der Junge war zweifelsohne sehr hübsch, hatte lockiges schwarzes Haar, das mit Gel aus der Fasson gebracht worden war, sodass es in alle Richtungen vom Kopf abstand. Die großen rehbraunen Augen trugen Bettvorhänge. Als Mädchen hätte Dominic ihm gefallen. Er gefiel ihm auch als Junge – aber anders!
    »Ich bin bei der Kriminalpolizei«, sagte er, obwohl das keine Antwort auf dessen Frage war.
    »Echt?« Dominics Hand lag immer noch auf seinem Arm. »Hast du deine Handschellen dabei?«
    Uplegger schüttelte den Kopf.
    »Schade. Komm doch rüber zu uns. Meine Freunde sind ganz scharf darauf, dich kennenzulernen.«
    »Du nicht?«, fragte Uplegger und dachte dabei: Mein Gott, worauf habe ich mich bloß eingelassen? Aber er war auch neugierig und ließ den Dingen erst einmal ihren Lauf.
    »Ich bin noch viel schärfer«, sagte Dominic.
    Die Freunde hießen Pascal und Florian und bestanden darauf, dass sich Uplegger zwischen sie setzte. Dominic verhinderte es. Er wollte den Bullen neben sich haben. Florian orderte eine Runde Bier.
    »Was war das vorhin mit Rüdi?«, wollte er wissen. »Sah ja aus, als hättet ihr Streit gehabt.«
    »Wir hatten mal dienstlich miteinander zu tun. Der Mann ist Bahnschützer.«
    »Ach? Ich denke, er ist Ingenieur und arbeitet bei einer großen Firma? Das erzählt er doch jedem.«
    »Nun, wenn er es erzählt …« Uplegger hob die Schultern.
    »Der Typ ist ätzend«, sagte Dominic. »Wir nennen ihn auch den Frischfleisch-Rüden. Macht alles an, was unter fünfundzwanzig ist. Aber guck ihn dir an. Klein, dick, alt. Der soll nicht in falschen Revieren wildern.«
    »Mir hat er mal einen Hunni angeboten für ’ne Nacht«, sagte Pascal, der Kindliche. »Aber ich leide doch nicht an Geschmacksverirrung.«
    Da Uplegger sicher war, das Spiel unter Kontrolle zu haben und es jederzeit beenden zu können, wagte er einen Ausfallschritt: »Von mir würdest du einen Hunni annehmen?«
    »Mit dir mach ich’s auch umsonst.«
    »He, he!« Dominic drohte ihm mit ausgestrecktem Zeigefinger.
    »Damit kein falscher Verdacht aufkommt«, sagte Pascal, »wir sind keine Stricher.«
    Andy brachte das Bier auf einem Tablett, Florian verteilte es, Pascal ließ eine Schachtel Benson & Hedges herumwandern. Sie prosteten einander zu. »Chicago!«, rief jemand am Nebentisch. Der Student stand jetzt am Tresen.
    Dominic nahm Upleggers linke Hand. Die Berührung war sanft, nicht fordernd. Und ebenso behutsam zog er sie unter den Tisch. Uplegger ahnte Schlimmes und setzte sein Bierglas ab. Florian und Pascal belauerten sie. Uplegger biss die Zähne zusammen. Er kontrollierte das Spiel.
     
    Barbara hatte zu wenig getrunken. Als sie ihren Palast betrat, spürte sie, dass sie nicht würde schlafen können. Für ein paar Minuten schlüpfte sie in die Rolle der Tierärztin und zapfte Blut aus Brunos Ohr, sog es mit dem Sensor auf und betrachtete den Messwert: 211. Ein wenig über der Norm.
    Ihr häuslicher Arbeitsplatz befand sich im Schlafzimmer. Sie machte Licht, schaltete den Computer ein, warf einen kurzen Blick auf die verschneite Lange Straße und ging wieder in die Küche: zum Kühlschrank. Wenige Minuten später machte sie es sich am

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