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Mörder Quote

Mörder Quote

Titel: Mörder Quote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Hermanns
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so medial geschickt war er schon lange nicht mehr verladen worden! Jetzt war er zusammen mit Madame als kleines schwules Würstchen im Bild, das diese Symbiose aus Rosa und Luxemburg vor dem bösen Buben gerettet hatte. Das war ja nun sonnenklar, wem das beim Zuschauer Punkte bringen würde.
    Er sah sich Hilfe suchend zu Sebastian um, aber der war schon längst aus dem Probenraum verschwunden. Nur die stoische Fatima saß noch am Boden, kaute Kaugummi und starrte ihn muffig an. Langsam blies sie eine zähe, rosa Blase auf und ließ sie zerplatzen.
    What a feeling, dachte Sascha.

KAPITEL 7
    In ihrem Fitnessstudio »First Floor« schwitzte zur selben Zeit Tanya in ihr sogenanntes »Tarnoutfit« hinein – eine mehrlagige Vermummung, in der sie, so weit das ging, unerkannt und unbehelligt trainieren konnte. Mit Käppi, Indoor-Sonnenbrille, Kapuze überm Käppi und so viel Baumwolle am Leib, wie die Ernte eines mittleren Feldes in Texas hergab, schwitzte Tanya zwar immer wie ein Yeti in der Sahara, aber das war ja auch der Sinn der Sache.
    Die »Sache« war natürlich das Beibehalten ihres Gewichtes und damit ihres Marktwertes. Die Waffe dazu war der sogenannte »Stepper«, ein Abfallprodukt aus Guantanamo, wie Tanya immer behauptete, eine ewige Treppe ins Nichts. Tanya lief diese Treppe, deren Stufen real sicher einmal auf die Spitze des Kölner Doms und zurück führen würden, jeden Tag. Immer 30 Minuten, immer in diesem Luxusfitnessklub und – trotz Barbra Streisand auf ihrem iPod – immer mit schlechter Laune. So oft sie sich auch motivierte, dass das Training gesund sei, sie sich hinterher fit und fröhlich fühlen würde und es ab und zu auch wirklich knackige Kerle in engen Shorts im Studio zu sehen gab, nichts half gegen die grundsätzlich schlechte Laune, die sie befiel, sobald sie auf die erste Stufe der Höllenmaschine trat. Seit Jahren schon träumte sie davon, das Ding an ihrem 50. Geburtstag feierlich in die Luft zu sprengen. Und dann genau so viele Eisbecher zu vertilgen, wie sie sonst Stufen klettern musste.
    Während sie so in Hass versunken Barbras klassischem Schmalzalbum »Guilty« lauschte, schob sich ein weiteres Hassobjekt von links in ihre Optik. Peter de Bruyn betrat tatsächlich das Laufband neben ihr und joggte, entspannt lächelnd und mit einer Wasserflasche in der Hand, los. Tanya jaulte innerlich auf. Nicht nur, dass sie überhaupt keine Lust hatte, ungeschminkt und schwitzend von irgendjemand aus der Arbeit gesehen zu werden – gerade Peter mit seinem zu jugendlichen Abercrombie & Fitch-T-Shirt und der Gelassenheit eines Jagdhundes nach erfolgreicher Fuchsjagd war nun wirklich der Letzte, den sie neben ihrer Treppe entlanglaufen sehen wollte. Denn jetzt musste sie auch noch reden.
    »Hi Tanya!« Prompt schallte er mitten in »A woman in love« hinein. »Wusste gar nicht, dass du hier Mitglied bist. Ich hab diese Woche erst gewechselt. Teuer, aber schick hier.«
    Mist, dachte sie, jetzt musste sie auch noch das Studio wechseln. Die Vorstellung, hier jeden Tag neben Peter de Bruyn auf der Matte zu stretchen, verursachte ihr Übelkeit. Sie entschloss sich zu einem freundlichen Nicken.
    »Habe eben die Mike-D-Story mit seinen Vorstrafen freigegeben. Wir brauchen bis Samstag volles Feuer auf allen Kanälen!«
    Warum nur mussten Medienmänner wie Peter immer Bilder aus dem Krieg verwenden? Ach, sie vergaß, im PR -Geschäft war man ja beständig im Krieg. »Nur kleinere Delikte, zweimal Diebstahl, eine Schlägerei, nichts, was die Fans einem Gangster Rapper nicht verzeihen. Aber er liegt sonst in den Umfragen gerade in Hinsicht auf Gothic-Girl Xena zu weit hinten.«
    Interessierte sie das? Tanya hatte sich schon seit längerem daran gewöhnt, mit Verbrechern auch vor der Kamera zusammenzuarbeiten (sie hatte schon Heiratsschwindler und Zechpreller interviewt, falsche Adelige und Kredithaie – alles im Sinne der Aufklärung des mündigen Bürgers), aber das deutsche Popkonzept »Gangster Rapper« war ihr immer noch ein bisschen fremd. In Deutschland war das »Getto«, aus dem diese Jungs stammten, ja meistens ein bürgerliches Reihenhaus in der Vorstadt. Und die »Crimes« nur eingetretene Zigarettenautomaten statt Pistolenschüsse auf feindliche »Gangs« …
    Was ja auch besser so war.
    Sie warf einen Blick auf die Anzeige an der Treppe ins Nichts. Noch drei Minuten. Gleich wäre sie Herrn Murdoch neben sich los.
    Sie beschloss ihn auf die pseudokollegiale Art abzuwimmeln. Freundlich final.

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