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Mörder Quote

Mörder Quote

Titel: Mörder Quote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Hermanns
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Er war noch nie bei den letzten zwei gelandet. Noch nie. Er würde das Ding hier gewinnen, egal, was passierte. Wegen dem blöden Wassermann rausfliegen, das ging gar nicht. Vielleicht sollte er einen Schwächeanfall vortäuschen. Er war sich nicht ganz sicher, was passieren würde, wenn ein Kandidat mitten in der Show umkippte und nicht, wie es üblich war und sich gehörte, am Schluss. Würde dann unterbrochen werden? Aber die Abstimmung musste ja durchgezogen werden, die Leute mussten ja hier und heute live für Gebühren anrufen, das viele Geld musste ja heute verdient werden.
    Was würde so ein gefakter Ohnmachtsanfall samt Abbruch der Show den Sender kosten? 100.000 Euro? 200.000? Das würde sicher niemand der Verantwortlichen ausgeben. Obwohl, bald müsste Sascha auch nicht mehr faken.
    Das Hassgewitter von Marco über Xenas Kopf gab ihm kurz wieder Mut. Die Zuschauer wählten oft so, wie Marco Deutz das wollte. Er war für sie wie ein kleiner Geschmacksdiktator, nicht immer richtig, aber wenn man ihm folgte, war man auf der richtigen Seite der Bevölkerung. Niemand wollte am Schluss der Show bei dem Kandidaten sein, den Marco Deutz öffentlich nicht gut fand. Denn diese Kandidaten gewannen nie die Sendung. Außerdem hatte Xena wirklich toll gesungen. Was man von Chantal nicht sagen konnte. Okay, die würde auf jeden Fall in die Schlussrunde müssen. Wenn das ihm jetzt auch passieren würde, wäre es Schwuler gegen Transe, nicht nur ein schrecklicher Verlust für das deutsche Showbiz, sondern auch für den Tresen des Rainbow . Sascha erinnerte sich daran, wie Sebastian letzte Woche das Urteil ertragen hatte, klaglos und fast mit einem Blick, als ob er froh wäre, dass der ganze Zirkus vorbei wäre. Daran würde sich Sascha aber im Fall der Fälle kein Beispiel nehmen. Wenn er gehen müsste, dann mit der ganz großen Nummer. Dagegen wäre Las Vegas ein Waldspaziergang. Aber vielleicht würde ja Nazi Uwe noch ablosen … ein Lied aus »Cabaret«, na, mal sehen …
    Uwe stand sehr aufrecht in der Mitte der Bühne und starrte die Jury so ausdruckslos an, dass es Tanya kalt über den Rücken lief. »Ein Lied aus dem Musical ›Cabaret‹, bitte sehr!«, sagte er sich noch unnötigerweise an, dabei hatte der Moderator das schon dreimal am Abend wiederholt. »Aber a cappella, bitte kein Halb-Playback!«
    Ein Ruck ging durch Jury und Publikum, wie immer, wenn etwas Unerwartetes in der Show passierte. Allein das Wort »Playback« war verpönt, sollte doch immer der Eindruck entstehen, hinter der Kulisse spielte die beste Coverband aller Zeiten plus einem Symphonieorchester, die alle zusammen nur zufällig gerade nicht im Bild zu sehen waren.
    »Okay, schieß los!«, gab Marco die offizielle Zustimmung der Chefzentrale. Tanya fiel auf, dass Uwe nicht das erste Mal von Marco gepusht wurde – warum, wusste sie nicht ganz genau. Vielleicht die gemeinsamen proletarischen Wurzeln, vielleicht die nicht diskutierbare Heterosexualität. Zwei Bullen in einem Gehege.
    Uwe hob an. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes: Er setzte seine Stimme fast eine Oktave höher an als normal und gab ihr einen glockenhellen Klang. Dann richtete er seinen Blick nach oben und begann:
    Das Lindengrün leuchtet, die Blätter sie wehen
    Sein Gold verströmt meerwärts der Rhein
    Doch fern geht ein Stern auf, noch ungesehen
    Der morgige Tag ist mein
    Tanya durchfuhr es eiskalt. Das war nicht »Money«. Das war das Lied der Nazis aus »Cabaret« aus der Gaststätte! Uwe fuhr fort:
    Das Kind in derWiege liegt selig im Schlaf
    Die Blüte schließt Bienen ein
    Doch bald sagt ein Flüstern
    Wach auf!Wach auf!
    Der morgige Tag ist mein
    »In einer Livesendung! Das kann niemand rausschneiden!« Panisch schaute Tanya zu Marco. Der schien nicht zu kapieren, was da los war. Oder er war zu blöd, um das Lied zu kennen und dessen Inhalt. Auch der grenzdebile Pitter schaute nur ganz andachtsvoll nach vorne. Was für Vollidioten!
    O Vaterland, Vaterland, wir sind bereit
    DeinWunder derWelt wird bald sein
    Sie musste jetzt etwas tun. »Aufhören«, rief sie. »Sofort aufhören!«
    Niemand um sie herum reagierte. Ihre Kollegen, die Kandidaten und die ganze Crew starrten sie an, als ob sie das Problem wäre. Sie sah sogar Peter de Bruyn neben der Kamera stehen. Er schien zu lächeln. Sie ahnte, was jetzt kommen würde. Und richtig. Uwe hob den Arm zum Hitlergruß.
    Die Erde gehört uns, es ist so weit
    Der morgige Tag, der morgige Tag, der morgige Tag ist

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