Mörder Quote
Kellner und Personal Trainer zu seinem sexuell abenteuerlichen letzten Jahr in der neuen Großstadt. Tanya war immer wieder aufs Neue überrascht, wie hemmungslos die nächste Generation sich sofort veröffentlichte – nicht nur auf allen Internetseiten, sondern gerne auch am Tisch. Gab es gar keine dunklen Geheimnisse mehr, die man vielleicht erst in der zweiten Woche des Kennenlernens teilte? Oder irgendein Detail zwischen Lieblingsfarbe und Traumurlaubsort, das man nicht gleich parat auf der Zunge hatte?
Je länger sie in der Öffentlichkeit stand, desto weniger sprach sie über ihre privaten Gedanken und Wünsche. Und nicht nur aus Vorsicht, eher aus einer Art von – Stil. Sie wollte kein Geheimnis sein, aber sie wollte ihre Geheimnisse erst dann erzählen, wenn ihr danach war.
Aber heute waren ihre Geheimnisse anscheinend gar nicht dran. Nils redete ohne Punkt und Komma, bis Tanya genug hatte und endlich zurück zur Hauptfrage kam.
»Einen Satz als Antwort, Nils. Warum tauchst du überall dort auf, wo ich bin?«
Ihr hübsches plapperndes Gegenüber wurde plötzlich hochrot und fing doch tatsächlich an zu stammeln, und in diesem Moment wurde Tanya klar, dass sie sich die ganze Zeit geirrt hatte. Nils hatte all das nicht aus Profiliersucht erzählt – er war schlichtweg nervös.
So musste er mit 18 bei der Führerscheinprüfung ausgesehen haben – charmant, aber ratlos. Doch schließlich brach es aus ihm heraus: »Okay, ich geb es zu – das war alles kein Zufall. Also, außer das heute hier mit dem Sushi, das hatte ich wirklich am Telefon bestellt, aber egal … was ich sagen will: Ich gebe es zu – ich möchte in deiner Nähe sein. Es war erst nur so eine alberne Idee, als ich zum ersten Mal im Publikum saß und du mich angelächelt hast, nur ein Tagtraum … aber als du mir dann im Studio – übrigens in MEINER Welt, an MEINEM Arbeitsplatz – über den Weg liefst, habe ich gedacht – das kann doch alles kein Zufall sein! Das ist Schicksal! Und dann habe ich es einfach versucht, ich hab mich bei der Produktion für irgendeinen Job beworben, nur, um in deiner Nähe zu sein, und dann hat es geklappt! Denn weißt du –«, und hier lächelte er ein wirklich umwerfendes Lächeln, »du bist meine absolute Traumfrau. Seit ich dich zum ersten Mal im Fernsehen gesehen habe.«
Tanya musste lachen. Da saß dieses Kraftpaket nun vor ihr und würde sicher viel lieber eine Kletterwand hochkeuchen oder auf dem Snowboard einen gefährlichen Abhang runterjagen, als ihr hier Rede und Antwort zu stehen. Sie ließ sich Zeit und hob geschickt mit ihren Stäbchen ein besonders schön geformtes Stück Hot Tuna Sushi hoch und ließ es in ihrem Mund verschwinden. »Kein Stalker also, aber ein Fan«, sagte sie freundlich, aber ausdruckslos.
»Kein Fan. Ein Bewunderer.« In Nils’ Stimme schwang so etwas wie Verzweiflung mit, der Schweiß stand ihm auf der Stirn, und es half auch nicht, dass er sich panisch noch mehr Ingwer und Wasabi auf sein Sushi schaufelte.
Tanya ließ sich nicht beirren. »Weißt du, da habe ich eine Regel.« Sie sah ihm direkt in die Augen. »Ich schlafe nie mit Fans!«
»Ist klar. Kein Problem.« In Nils’ enttäuschtem Kleinen-Jungen-Gesicht brannte jetzt ein ganzer Weihnachtsbaum ab. So musste ein Astronaut aussehen, der kurz vor der Marslandung zurück zur Erde beordert wurde.
»Aber manchmal, wenn es einen wirklich guten Grund gibt … da bekommen Fans etwas von mir geschenkt.« Tanya beugte sich über den Tisch. »Und ich hab heute einen Grund: Ich muss mich bei dir entschuldigen. Wegen vorhin.« Und damit küsste sie den völlig verdutzten jungen Mann sanft auf die Lippen.
Nils war anscheinend zu perplex, um seine Lippen irgendwie reagieren zu lassen. Er starrte Tanya während des Kusses an und hielt ganz still. Vielleicht hoffte er, dass die Zeit stehen bleiben würde.
Danach lehnte sich Tanya wieder zurück und musste sich ein Grinsen über ihre coole Schlampendiva-Aktion verkneifen. Aber Nils war einfach zu süß, und nach all dem Gerede war schließlich Zeit für Taten gewesen. Und dass er gefährlich war, konnte sie sich nicht mehr vorstellen. Das hier war kein Stalker, das war ein Bravo-Boy.
Sie schenkte ihm ihr bestes Close-up-Lächeln. »Wir sehen uns bei der Probe!« Ruhig stand sie auf und lief zur Tür, ohne sich noch einmal nach ihm umzudrehen.
Das Essen ging jetzt auf den jungen Mann. Der Moment, fand sie, ging auf Tanya Beck.
KAPITEL 11
Die dritte Live-Motto-Show am
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