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Mörder Quote

Mörder Quote

Titel: Mörder Quote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Hermanns
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die genau zwischen ihrem TV -Star-Blond und ihrem Natur-Mausgrau angesiedelt war, fühlte sie sich viel wohler in ihrer Haut. Auch ihre Brüste vermissten auf keinen Fall all die Pflaster und Montage-Apparaturen ihrer alten Existenz. Sie – und Sandy und Danny – war jetzt da, wo sie sein wollte. Diese neue Entspanntheit an ihr genoss auch Nils, der inzwischen in Thailand sein eigenes Restaurant schmiss, während sie sich in der Hängematte immer noch einen Monat länger erholen durfte. Und der sie zwischen all dem Stress nach Feierabend immer noch anlächelte, als wäre es der erste Tag ihres Kennenlernens, als er noch Fan war und sie seine Ikone.
    Nein – es war wirklich alles gut gegangen für Tanja Becker und ihr neues Leben. Und nur, weil sie jetzt wieder in einem Make-up-Raum eines TV -Studios saß, würde sich daran nichts ändern.
    »Ruhig ein bisschen mehr Abdeckung unter die Augen, zwei Jahre gehen da noch runter«, sagte sie und lächelte die Visagistin an. Sie war zwar jetzt entspannt über 40, aber gelernt war schließlich gelernt.

KAPITEL 45
    Sascha kämpfte mit Herzflattern, seitdem er in das Auto eingestiegen war, das ihm der Sender geschickt hatte. Wieder einmal warf er sich vor, diese Anfrage angenommen zu haben, und wieder einmal ging er alle seine Gründe durch, warum er es getan hatte. Erstens: Er war seit dem traumatischen Finale von Music Star 3000 in keinem TV -Studio, auf keiner Bühne und in keinem Plattenstudio mehr gewesen, und seine Therapeutin hatte es durchaus begrüßt, dass er wieder Kontakt aufnahm zu seinem alten Leben und seinem alten Ego. Teile der Situation seines Traumas wiederzusehen (Kameras, Studiopublikum, Menschen aus der damaligen Situation) könnten ihm in der Therapiearbeit helfen, außerdem würde Frau Dr. Ringner dabei sein und auf ihn aufpassen. Und zweitens: Er konnte das Geld gebrauchen. Das Angebot war so lukrativ gewesen und ein Jahr in ärztlicher Behandlung und ohne Einkommen so teuer, dass er einfach nicht nein sagen konnte. Und drittens: Das fand auch Peter, der hübsche Assistent von Frau Dr. Ringner, den er jetzt immer öfter auch privat traf und dessen Meinung er im Moment sogar noch höher einstufte als die seiner Chefin.
    Und trotzdem jetzt diese Beklemmungen, und das nur bei einer Autofahrt mit einem Studiofahrer! Aber wie immer kamen die Erinnerungen genau dann hoch, wenn er sie nicht erwartete. All diese Erinnerungen an den kleinen Ehrgeizling Sascha vor einem Jahr, der innerlich über Leichen gegangen und dann fast selber eine geworden wäre. All das würde nun eine Stunde lang wieder hochgekocht werden, mit den alten Bildern und Liedern, mit den Protagonisten seines Dramas und wahrscheinlich hundertmal mit der Zeitlupe des Moments seiner Traumatisierung: Wie er seinen Mund öffnet für die nächste Liedzeile, wie Lilly ihn runterzieht und wie fast gleichzeitig der erste und dann der zweite Schuss fällt. Und dann später: Sebastians totes, kalkweißes Gesicht.
    Sascha spürte, wie sein Herz anfing zu rasen. Auch an Sebastian hatte er schon angenehm lange nicht mehr gedacht. Die Sessions mit seiner Therapeutin, die Sebastian betrafen, waren die schwersten gewesen. Sich selber zu verzeihen – diese Selbstüberschätzung, diesen absoluten Egoismus – war schon hart genug gewesen, aber seinem potenziellen Mörder die Absolution zu geben, in den er auch noch eine Zeit lang verschossen gewesen war, das war eine fast übermenschliche Anstrengung. Erst ein halbes Jahr nach »dem Vorfall« hatte er es geschafft, sich Sebastians wildes Gestammel in seinen nun veröffentlichten Mails durchzulesen und sich dem Hass zu stellen, den dieser so ruhig wirkende Junge in sich getragen hatte.
    Hass auf alle anderen, Hass aber besonders auf Sascha selbst. Und diesen Hass zu kombinieren mit der Erinnerung an den Nachmittag damals im Café – dieses Treffen schien Sascha allerdings schon Ewigkeiten zurückzuliegen – war fast unmöglich: Der Junge, der da vor Sascha gesessen hatte, war niemand, der kaltblütig einen tödlichen Schalter hochdrehen oder sich eine Waffe verschaffen konnte – da war sich Sascha so sicher gewesen. Und das war der allerschwerste Teil der Therapie gewesen, sich einzugestehen, dass Sascha in dem Zeitraum der Show alles falsch eingeschätzt hatte. Sich und die anderen.
    Mit dem Singen aufzuhören war gar nicht so schwer gewesen, wie er gedacht hatte. Es war ja auch noch nicht sicher, ob er es wirklich nie wieder tun würde (»unter der

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