Mörder sterben nicht im Bett
ablösen lassen. Die arme Miss Appleby — es war eben ein schwarzer Tag für sie.
5
Das Telefon weckte mich am
nächsten Morgen um neun. Ich tastete mit der Linken danach, preßte den Hörer ans
Ohr.
»Mr. Boyd ?« erkundigte sich eine kühle Altstimme.
»Wenn ich mich recht erinnere,
ja«, brummte ich.
»Hier spricht Shirley
Spindelross«, sagte sie. »Haben Sie schon Fortschritte erzielt ?«
»Sie schulden mir
zweihundertfünfzig Dollar«, antwortete ich.
Sie lachte leise. »Also haben
Sie Alyssa gefunden. Ich habe ihren Namen als eine Art Bonus für Sie auf die
Liste gesetzt, Mr. Boyd. Sagen Sie bloß nicht, sie sei das Geld nicht wert
gewesen !«
»Doch, durchaus«, bestätigte
ich. »Aber Sie haben schon seltsame Freunde hier, Mrs. d’Avenzi. Die einzige,
die anscheinend nichts von Sadismus und Flagellantentum hält, betreibt das
Bordell der Stadt !«
»Wie haben sie auf mein
Verschwinden reagiert ?«
»Ungläubig und uninteressiert«,
berichtete ich. »Mason und Pembroke sind sicher, daß Sie heute um elf Uhr
aufkreuzen, um das Geschäft mit dem neuen Country Club unter Dach und Fach zu
bringen. Haben Sie das vor ?«
»Auf keinen Fall«, erwiderte
sie.
»Aber ihrer Ansicht nach haben
Sie gar keine andere Wahl, weil die beiden Sie mit Ihrem Bordell unter Druck
setzen können«, gab ich zu bedenken.
»Sie waren tatsächlich fleißig,
Mr. Boyd«, sagte sie mit einem gewissen Respekt. »Was haben Sie sonst noch
herausgefunden ?«
» Townley ist für eine Woche nach Los Angeles gereist«, erzählte ich. »Und seine Frau kam
plötzlich auf die Idee, er könnte dort ein Schäferstündchen mit Ihnen
verbringen .«
»Wie fanden Sie die gute alte
Marsha ?« fragte sie. »Mannstoll wie gewöhnlich?«
»Sie machte mir gewisse
Offerten, ja«, bestätigte ich. »Aber ich lehnte mit der Begründung ab, daß ich
lieber einen Skorpion ins Bett nähme .«
Wieder lachte sie. »Das paßt zu
dem, was mir Greg von Zeit zu Zeit vorjammert. Sonst noch etwas, Mr. Boyd?«
»Man hat niemals ermitteln
können, wer Ihren Mann nun eigentlich ermordet hat .«
»Es ließ sich wohl nicht
vermeiden, daß Sie davon hören«, seufzte sie. »Hat man Ihnen auch gesagt, daß
ich eine Weile als Hauptverdächtige galt ?«
»Es hieß, Sie hätten die halbe
Mafia für den Mord engagiert«, erwiderte ich. »Aber die Polizei konnte Ihnen
trotz eingehender Recherchen nichts nachweisen .«
»Wie sind Sie mit Nelson
Pembroke zurechtgekommen ?«
»Nicht besonders gut«,
antwortete ich. »Sie hätten mich vor Carl warnen sollen .«
»Ja, das habe ich erwogen«, meinte
sie leichthin. »Aber dann dachte ich, Sie sollten lieber selbst Ihre
Erfahrungen machen .«
»Auch diese Miss Appleby ist ein seltenes Exemplar«.
»Du meine Güte! Sagen Sie bloß,
man hat Sie gleich beim ersten Besuch mit den Vorzügen des Kellers bekannt
gemacht !«
»Pembroke wollte unbedingt den
Namen meines Auftraggebers wissen. Und wegen Carls Überredungskünsten habe ich
ihm den auch gesagt .«
»Sie haben mich verraten ?« Ihre Stimme klang plötzlich rauh .
»Ich erzählte ihm, daß Townley sich mit Ihnen für eine Woche freier Liebe in Los
Angeles treffen wollte«, fuhr ich fort. »Aber als Sie dann nicht aufkreuzten,
engagierte er mich, um seine verhinderte Geliebte suchen zu lassen .«
»Aber, aber, Mr. Boyd!« Ihre
Stimme schnurrte wieder warm und sanft. »Welch gute Einfälle Sie doch manchmal
haben !«
»Pembroke wollte mich nach New
York zurückschicken und mir von Townley einen
Honorarscheck senden lassen. Offenbar glaubte er, Sie viel schneller finden zu
können als ich. Damit war ich nicht einverstanden, und in diesem Stadium der
Dinge wies er Miss Appleby an, mir im Keller den
geziemenden Respekt einzubleuen .«
»Sind Sie wohlauf ?«
»Im großen und ganzen ja. Nur
ein sehr intimer Teil meiner Anatomie ist etwas lädiert. Wie sich die Dinge
nachher entwickelten, wurde die eigentliche Behandlung Miss Appleby zuteil. Carl irrte sich und schlug seinem Boss einen Rohrstock über den
Schädel, weil er ihn für mich gehalten hatte. Als ich gestern abend ging, ließ ich alle drei im Keller
eingesperrt zurück. Vielleicht sind sie noch immer drin. Ich hoffe es
jedenfalls .«
Das verblüffte Schweigen am
anderen Ende dauerte vielleicht fünf Sekunden. »Stimmt denn das alles ?« fragte sie schließlich perplex.
»Alles«, bestätigte ich stolz.
»An Ihrer Stelle wäre ich jetzt
sehr vorsichtig«, warnte sie. »Denn Nelson
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